Monstrula Nr. 43: Das Geisterschiff

Monstrula Nr. 43: Das Geisterschiff


Janine Gautier war im Hafenviertel von Marseille aufgewachsen. Seit vierundzwanzig Jahren lebte sie in den engen, muffig riechenden Gassen, von denen manche vor Menschen fast barsten, andere wieder leer, tot und dunkel dalagen. Durch eine dieser dunklen Gassen ging Janine Gautier nach Hause, nachdem sie mit Freunden in einer kleinen Bar am Hafen gefeiert hatte. Die einzigen Geräusche waren das Glucksen des öligen Wassers eines in der Nähe vorbeiführenden Hafenkanals, das Tuten von Schiffen und das Klappern von Janines Absätzen auf dem Steinpflaster. Die Straßenbeleuchtung reichte kaum aus, um ein paar Schritte weit zu sehen. Zwischen den einzelnen helleren Kreisen, von den trüben Lampen auf das Pflaster geworfen, gab es dunkle Zonen, in denen Ratten raschelten, Katzen um Abfälle kämpften und Betrunkene schliefen. Janine schritt mit wiegenden Hüften unbesorgt weiter, bis sie mit einem erstickten Aufschrei zusammenzuckte. Direkt vor ihr sprang ein Mann aus einer schwarzen Nische und verbaute ihr den Weg. Zuerst glaubte sie an einen Annäherungsversuch, an einen Betrunkenen, der zudringlich wurde, doch dann sah sie in die Augen des Mannes. Nackte Mordlust glühte in ihnen! Janine wollte schreien, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie wirbelte herum, um zu fliehen und ihr nacktes Leben zu retten, doch mit zwei Sprüngen hatte der Mann sie eingeholt, packte sie und drückte sie fest an sich.


von M.R. Richards, erschienen am 26.04.1976, Titelbild: Lührs