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Janine Gautier war im Hafenviertel von Marseille aufgewachsen. Seit
vierundzwanzig Jahren lebte sie in den engen, muffig riechenden Gassen, von
denen manche vor Menschen fast barsten, andere wieder leer, tot und dunkel
dalagen. Durch eine dieser dunklen Gassen ging Janine Gautier nach Hause,
nachdem sie mit Freunden in einer kleinen Bar am Hafen gefeiert hatte. Die
einzigen Geräusche waren das Glucksen des öligen Wassers eines
in der Nähe vorbeiführenden Hafenkanals, das Tuten von Schiffen
und das Klappern von Janines Absätzen auf dem Steinpflaster. Die
Straßenbeleuchtung reichte kaum aus, um ein paar Schritte weit zu sehen.
Zwischen den einzelnen helleren Kreisen, von den trüben Lampen auf das
Pflaster geworfen, gab es dunkle Zonen, in denen Ratten raschelten, Katzen
um Abfälle kämpften und Betrunkene schliefen. Janine schritt mit
wiegenden Hüften unbesorgt weiter, bis sie mit einem erstickten Aufschrei
zusammenzuckte. Direkt vor ihr sprang ein Mann aus einer schwarzen Nische
und verbaute ihr den Weg. Zuerst glaubte sie an einen Annäherungsversuch,
an einen Betrunkenen, der zudringlich wurde, doch dann sah sie in die Augen
des Mannes. Nackte Mordlust glühte in ihnen! Janine wollte schreien,
doch ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie wirbelte herum, um zu fliehen
und ihr nacktes Leben zu retten, doch mit zwei Sprüngen hatte der Mann
sie eingeholt, packte sie und drückte sie fest an sich.