Monstrula Nr. 14: Henkersfrist bis Mitternacht
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In dem zweistöckigen Penthouse auf dem Dach eines Bürowolkenkratzers
in der City von London herrschte eine Bombenstimmung. Das war nicht anders
zu erwarten, da die Partys des Hausherrn in ganz London berühmt und
berüchtigt waren wegen der ausgefallenen und oft sogar makabren Mittel,
mit denen Mr. Robert Brookland seine Gäste unterhielt. Auch Jack Callum,
Reporter des Londoner Nachrichtenmagazins NEWS, bekam die Gelegenheit, Mr.
Brooklands "Superparty" mitzuerleben, die unter einem Motto stand. Auf den
gedruckten Einladungskarten war zu lesen gewesen: Motto: Henkersfrist bis
Mitternacht! Natürlich wußte niemand, was um Mitternacht geschehen
sollte, aber gerade das erhöhte die Spannung. Bisher fand Jack Callum
allerdings, daß sich die Party in nichts von anderen Ereignissen dieser
Art unterschied, ausgenommen dem Umstand, daß es kein kaltes Büfett
zu geben schien. Er hatte zumindest noch keines entdeckt. "Nein, ich kann
mich nicht erinnern, schon jemals Angst gehabt zu haben, sagte eine weibliche
Stimme in Jacks Nähe. Der Reporter wandte den Kopf und sah Mrs. Angela
Brookland, die Ehefrau des Gastgebers. Mit ihren achtundzwanzig Jahren war
sie um vierzehn Jahre jünger als ihr Mann und nunmehr genau zwei Jahre
mit ihm verheiratet. Und sie war die dritte Ehefrau des bekannten
Theaterkritikers, wie die Klatschspalten zu berichten wußten.
von M.R. Richards, erschienen am 03.03.1975, Titelbild: Olof Feindt
Rezension von
Adee:
Kurzbeschreibung:
Reporter und Geisterseher Jack Callum hat eine Einladung zur Party des Jahres.
Der exzentrische Theaterkritiker Brookland lädt in sein Penthouse hoch
über London. Brookland ist berüchtigt für seine makaberen
Scherze. Angeblich hat er eine junge Frau so sehr erschreckt, dass sie an
einem Herzinfarkt starb.
Und es geht gleich los. Die Gäste entdecken eine Leiche. Die ist aber
nur eine Puppe, und Brookland amüsiert sich königlich. Und setzt
noch einen drauf. Das Penthouse ist nun hermetisch von der Außenwelt
abgeschlossen. Henkersfrist bis Mitternacht. Dann öffnet sich ein
versteckter Safe mit den Schlüsseln. Die am Hals einer lebenden Kobra
hängen. Was für eine Party!
Plötzlich hoppelt ein weißer Hase durch die Wohnung und verschwindet
in einem Zimmer. Im nächsten Augenblick ist er geschlachtet, gehäutet
und die Einzelteile im Raum verteilt. Callum spürt einen Dämon.
In Panik geraten die Gäste aber erst richtig, als ein Hummer auf dem
Buffet mit der Klaue einem Mann die Hand abtrennt.
Die Gäste bedrohen Brookland massiv, die Schlüssel
herauszurücken. Der erleidet einen Nervenzusammenbruch, als er
plötzlich dem Geist einer jungen Frau begegnet. Denn sie ist auf einer
früheren Party gestorben. Nicht nur war sie Brooklands Geliebte was
Brooklands Frau nun richtig sauer macht -, sondern sie ist zum Dämon
geworden und will sich rächen.
Das Penthouse wird zur Todesfalle, und Callum kommt gegen den Dämon
einfach nicht an. Die Gäste verwandeln sich in einen Mob, und der
Dämon verlangt Brooklands Tod. Callum kämpft verzweifelt, aber
er scheint auf verlorenem Posten zu stehen ...
Meinung:
Die Handlung spielt über einen Zeitraum von wenigen Stunden an einem
begrenzten Ort. Eine ganz simple Geschichte, die Richard Wunderer hier nicht
zum ersten Mal erzählt. Ein Haufen Fremder sind an einem
unzugänglichen Ort eingesperrt, ein Dämon will seine Rache und
hetzt die Leute in einem teuflischen Spiel gegeneinander, wenn er sie nicht
gleich selbst auf spektakuläre Weise umbringt. Keine komplizierten
dummdreisten Höllenintrigen, die nie funktionieren, kein Geschwafel
und Grundsatzerklärungen der Bösen. Einfach nur schlichter Horror
und ein Held, von dem der Stammleser mittlerweise weiß, dass er auch
schrecklich scheitern kann. Was nur die Spannung
fördert.
Offensichtlich hat der Autor Spaß an seinem Szenario gehabt, denn alles
läuft mit der Präzision eines Uhrwerks. Die Charakterisierungen
sind auf dem Punkt, die Dialoge knapp und gelungen, Callum muss hart arbeiten,
um gegen den Dämon zu bestehen, und das Böse ist nicht zimperlich.
Die Idee mit dem Hummer, der mal eben eine Hand kappt, ist schon recht originell,
aber die Idee mit dem Bergsteiger, der meint, durch den Müllschaft nach
unten klettern zu können was natürlich keine gute Idee ist, bedenkt
man die scharfen Teile darin das ist doch alles überraschend
blutig.
Temporeich erzählt ohne jede Länge ist das ein rasanter Heftroman,
der zu den besten Romanen der Serie gehört und sich auch noch 36 Jahre
später flott liest.
5 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Eher durchschnittlich, aber wenigstens bleiben sie dem Serienkonzept treu.
Coverbewertung: