"Zu Tode gefoltert?" Karin Strack legte ihren Kopf in den Nacken. Ihr Blick
glitt am ehrwürdigen Turm der Lambertikirche hoch. Die junge Studentin
aus Magdeburg interessierte sich nicht besonders für alte Gemäuer.
Aber ihr waren die drei Käfige aufgefallen, die über der riesigen
Uhr der Lambertikirche an der Fassade hingen. Ihre Mitstudentin Meike Hamm
legte ihr die Hand auf die Schulter. Meike stammte aus Münster. War
in dieser westfälischen Stadt geboren und aufgewachsen. Und kannte darum
auch die Geschichten, die sich um die drei Käfige am Lambertikirchturm
rankten. "Wenn ich es dir sage, Karin. Münster war nicht immer so friedlich
und nett wie jetzt. Im 16. Jahrhundert hat es hier ein wahres Blutbad gegeben.
Die Rädelsführer der Wiedertäufer wurden zu Tode gefoltert
und in diesen Käfigen zur Schau gestellt. Und wie du siehst hängen
ihre Gefängnisse noch heute dort"