Mark Hellmann Nr. 2: Berlin Alexanderplatz - vor 800 Jahren ...
Berlin, Alexanderplatz.
Nichts wies auf den Spuk hin, der an diesem lauen Spätsommerabend hier
erscheinen sollte. Fußgänger flanierten am Alex, der die
Atmosphäre einer modernen Metropole ausstrahlte. In den
Straßencafès saßen dichtgedrängt die Gäste.
Autos rollten vorrüber, und die S-Bahn spie Passagiere aus. Da
plötzlich, im letzten Tageslicht flimmerte es in der Luft!
von Walter Appel, erschienen am 10.11.1998, Titelbild: Jordi
Longaron
Rezension von
Frithjof:
Kurzbeschreibung:
Auf dem Berliner Alexaderplatz materialisiert sich am hellichten Tag ein
arabischer Krieger in mittelalterlicher Aufmachung. Der Mann scheint
verrückt zu sein, schießt mit Pfeil und Bogen um sich und greift
Sicherheitsbeamte mit einem Krummschwert an. Als er schließlich
überwältigt und zum Verhör ins Polizeirevier gebracht wird,
ruft Hauptkommissar Pit Langenbach seinen Freund Mark Hellmann hinzu. Immerhin
ergaben Tests an der Kleidung und den Waffen des Mannes, daß die Sachen
aus dem Jahr 1200 stammen. Als Mark Gelegenheit bekommt mit dem Araber zu
reden, stellt er fest, das der Mann ein mittelalterliches Deutsch spricht.
Er behauptet, Diener der arabischen Magierin Fatma al-Zani zu sein, welche
ihn auf eine Zeitreise geschickt hat, um den Träger des Rings zu finden.
Damit kann nur Mark gemeint sein. Weiterhin berichtet der Mann, daß
seine Herrin während des 3. Kreuzzuges von dem Raubritter Heinrich von
Schwarzenfels nach Deutschland verschleppt und unter der Folter dazu gezwungen
wurde, diesem mit ihrer Magie zu dienen. Den Höllenfürst Mephisto
und den Seuchendämon Gevatter Tod hat der Schwarze Ritter schon auf
seiner Seite. Sobald er Fatma nicht mehr braucht, will von Schwarzenfels
sie öffentlich verbrennen lassen. Die Zeit drängt also. Bevor der
Mann noch weitere Auskünfte geben kann, verwandelt sich der, dem
Verhör beiwohnende Polizeipsychologe in Mephisto. Er tötet den
Zeitreisenden und richtet auch Mark übel zu. Mark beschließt nun
irgendwie ins Mittelalter zu reisen, um Fatma zu helfen. Als er sich über
die Geschehnisse der damaligen Zeit informiert, muß er feststellen,
daß tatsächlich ein Markus von Helemann den Kampf gegen den Schwarzen
Ritter gewagt hatte, aber dabei sein Leben lassen mußte. Keine angenehmen
Aussichten. Mark gelingt tatsächlich die Zeitreise ins Mittelalter,
wo sich nicht nur den Schergen des Raubritter, sondern auch Gevatter Tod
gegenüber sieht. Hilfe bekommt er von niemand anderem als Walther von
der Vogelweide...
Meinung:
Großartig! Standing Ovations! Ich hätte nie gedacht, daß
mich einer von den "neueren" Romanen so begeistern würde. In der Regel
stehe ich ja mehr auf die Romane aus den 70ern - frühe 80ern, die ich
noch aus meiner Jugend kenne. Über die Mark Hellmann-Serie bin ich
eigentlich nur gestolpert, weil ich erfahren hatte, das Altmeister Walter
Appel da seine Finger mit drin hatte. Dessen Romane, die er als Earl Warren,
Brian Elliot oder auch Robert Lamont geschrieben hatte, sind mir noch sehr
gut in Erinnerung. Aber auch hier zieht er alle Register seines Könnens.
Die Handlung ist spannend und phantasievoll und wird in einem zum Teil sehr
humorvollen Ton erzählt. Als Kulisse in der Gegenwart dient die Stadt
Weimar. Gute Wahl. Diese Stadt strahlt mindestens genauso viel Atmosphäre
aus, wie z.B. London oder Wien. Walther von der Vogelweide ist als Romanheld
ein einzige Offenbarung. Hier werden sogar Liedtexte des berühmten
Minnesängers zitiert. Zudem bekommt man eine kämpferische Seite
des Barden zu sehen, über die in den Geschichtsbüchern so nichts
zu lesen war. Was für ein Spass! Der Seuchendämon Gevatter Tod
sorgt für das Horror-Element in diesem Roman. Manchmal wird man bei
ihm unwillkürlich an die Filme mit den "Reitenden Leichen" erinnert.
Außerdem paßt diese Figur hervorragend in die Mittelalterliche
Szenerie. Bei der Beschreibung von Mephisto brilliert Walter Appel. Der
Höllenfürst wird als so bösartig ironisch dargestellt, daß
man ihn fast schon gern haben muß. Er erinnert mich ein wenig an den
Dämon Beau Gunod aus dem Professor Zamorra-Roman "Die Mühle der
Toten". Das war Band 64 aus dem Jahr 1976. Hat mir damals schon gut gefallen.
Mehr davon! Auf jeden Fall hat mir dieser Roman gezeigt, daß es nicht
nur in den 70ern möglich war, klasse Horror-Romane zu schreiben. Vielleicht
sollte ich doch mal checken, was sich so in den letzten zwanzig Jahren bei
Zamorra, Sinclair und Co. getan hat. Oder mal einen Blick in diese Vampira-Hefte
werfen? Mark Hellmans Abenteuer werden ich aber auf jeden Fall weiter verfolgen.
Mal sehen, ob´s so gut bleibt. Volle Kreuzzahl für Earl Warren.
5 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Nicht schlecht. Ist jedenfalls nicht schlecht gemalt. Wirkt für meinen
Geschmack ein bißchen zu verwaschen, aber sonst nicht übel. Die
Szene kommt zwar so im Roman nicht vor, aber die beiden Figuren im Vordergrund
könnten Mark Hellmann und Gudrun sein. Somit wäre zumindest ein
Bezug zur Handlung da.
Coverbewertung: