Der Magier Nr. 4: Der Leichen-Alchimist

Der Magier Nr. 4: Der Leichen-Alchimist


In dieser Nacht gab es einen Beobachter. Er stand hinter einem der knorrigen, alten Bäume des abseits gelegenen Friedhofs und hielt den Atem an. Das Gerede hatte ihn neugierig gemacht. Auf dem Friedhof sollte es spuken. Geister interessierten ihn. Der Mann konzentrierte sich auf jedes Geräusch. Neben dem heimlichen Beobachter stand plötzlich ein Schatten. Ein Mann, im dunklen Regenanzug, Schlapphut und festen Stiefeln. Er hatte einen leeren Sack über der Schulter hängen und trug einen Spaten bei sich. Der Spaten fuhr plötzlich hoch und traf den Kopf des Ahnungslosen. Der Getroffene brach zusammen und rührte sich nicht mehr. "Das erspart mir einige Mühe", lachte der Mörder. "Leichen sollen frisch sein, dann ist der Erfolg größer..." In seiner Hand blitzte ein Messer auf. Mit einem sicheren Schnitt öffnete er den Körper des Toten und entnahm ihm etwas. Er verstaute es in einem Sack. Dann warf er sich den Toten über die Schulter und trug ihn in die Nacht hinein. Sein Ziel war ein düsteres Haus jenseits des Waldes. Der schwerbeladene Mann lief erstaunlich schnell. In seinen Augen flackerte es unruhig. Es waren die Augen eines Wahnsinnigen.


von W.K. Giesa, erschienen 1982, Titelbild: Ömer

Rezension von Adalwolf:


Kurzbeschreibung:
Wie wär's mit zwei Klumpen Gold - kopfgroß und zu einem Viertel ihres Preises eingekauft? Könntest Du gut gebrauchen? Leider haben sie ihren Besitzern kein Glück gebraucht - ein Amerikaner, der sie für einen Industriellen eingekauft hat, stürzt auf ebener Straße mit seinem Auto einen Abhang hinunter, der Dorfpolizist, der sie sicherstellt, wird mit ihnen erschlagen, die Polizisten, die ihn in die Stadt transportieren sollen, knallen mit ihrem Auto auf einer kurvenlosen Straße gegen einen Baum und brechen sich das Genick - und wenn Du das alles wider Erwarten überlebst, kann es sein, dass Du auf einmal doch nur noch ein Häufchen Staub in Deiner Tasche hast. Also selber machen? Gut, es gibt Helfer, die Dir vielleicht verraten, wie's geht - aber willst Du wirklich Leichen ausbuddeln und Organe rausnehmen, um an den Grundstoff zu kommen? Zusätzlich nachts noch das Gefühl haben, dass Dir im wahrsten Sinne des Wortes jemand die Bude einrennt - aber niemand ist vor der Tür? Was, wenn der Geheimnisträger das Leben Deiner Freundin oder Deiner Frau als Preis für das Ganze verlangt? Und dann gibt es noch Tote, die sich vielleicht dran erinnern, dass Du ihnen schon mal was abgenommen hast - und wer garantiert Dir, dass sie Dich nicht, wenn Du ihr Grab noch mal aufmachst, als Gegenwert nicht ganz bei sich behalten wollen? Dann lieber doch nicht? Dann freu Dich: Derjenige, der das Geheimnis gekannt und dem Leichenalchimisten gezeigt hat, wird Dich nicht mehr behelligen können. Und wenn Du mal nach Amsterdam kommst, bedank' Dich bei Roy de Voss. Wenn Du den Roman bei e-bay nicht mehr kriegst, erzählt er Dir bestimmt gern, wie das damals lief.


Meinung:
Große Kommentare möchte ich diesmal gar nicht abgeben - meine Beschreibung zeigt doch eigentlich schon, dass dieser Roman beim Lesen Spass gemacht hat. Nur eine Frage habe ich nicht lösen können: Wie kommt ein Einsiedler, der nicht mal genug Geld für vernünftiges Essen hat, an alchimistische Werke von Albertus Magnus und Caligostro?


4 von 5 möglichen Kreuzen:

4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Cover gehört zu den wenigen Brauchbaren dieser Serie. Es zeigt den Moment, als der Tote sich bei dem Leichenalchimisten "bedanken" will.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Der auf dem Boden kauernde Mann mit Zylinder im rosafarbenen Anzug stammt eigentlich vom Titelbild des spanischen Comic-Magazins VAMPUS Nr. 12. Und auch das über ihn gebeugte Monster stammt von diesem Motiv, auch wenn ihm auf dem Cover des Magier-Romans Nr. 4 noch zusätzlich eine Kapuze gemalt wurde:

Vampus Nr. 12


Außerdem gab es noch ein weiteres spanisches Comic-Magazin, auf welchem das Monster abgebildet war und zwar diese Ausgabe der Reihe "Seleccion Terror" von Burton Hare:

"Seleccion Terror"