Der Magier Nr. 2: Geister der Vergangenheit
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Mary Shilburgh hielt den Atem an. Unwillkürlich zog sie den Mantel enger
um die Schultern, aber die Kälte kam von innen. Von einem Moment zum
anderen war es totenstill geworden. Der Wind sang nicht mehr in den
Gräsern. Kein Insekt zirpte mehr. Kein Nachtvogel schrie. - Selbst die
Wellen des blauen Sees schienen in ihren Bewegungen erstarrt zu sein.
Überlaut hämmerte Marys Herz. Plötzlich sah sie, warum es
so still geworden war. Aus der Höhe, von der unheimlich wirkenden Burg
dort droben, jagten Lord Glenstairs Vampire heran. Blitzschnell kamen sie
Näher, breiteten ihre riesigen Flughäute lautlos aus, schwarze
Hautlappen, die gegeneinanderschlugen und dennoch keinerlei Geräusch
verursachten. Fledermäuse, die in ihre Lautlosigkeit unheimlich und
bedrohend wirkten. Und dann waren sie über ihr. Mary Shilburgh schrie
wie von Sinnen. Ihr Schrei zerschnitt die tödliche Stille. Nur eine
Sekunde lang hallte der gellende Aufschrei durch die Nacht. Das Mädchen
stürzte. Stein schürfte Hände und Knie auf. Der Blutgeruch
machte die Vampire rasend.
von W.K. Giesa, erschienen 1982, Titelbild: Yücel
Rezension von
Adalwolf:
Kurzbeschreibung:
Mary Shilburgh wird auf einem nächtlichen Spaziergang von Vampiren
überfallen - von Lord Glenstairs Vampiren. Aber die wurden doch vor
500 Jahren in den Südturm von Stair Castle verbannt, wo ihre Schatten
auch heute noch zu sehen sind? Sir Ephrem, Herr von Stair Castle, wird von
dort aus Augenzeuge dieser Begebenheit - zusammen mit einem Besucher in dunkler
Kleidung und mit roten Augen. Der Besucher bricht zusammen - und Sir Ephrem
kann keinen Puls mehr fühlen. Mit zwei seiner Bediensteten holt er Mary
ins Schloss. Dann will er nach seinem toten Besucher sehen - aber dieser
ist verschwunden. Sir Ephrem benachrichtigt Constabler MacLaine, der sich
am nächsten Morgen zum Schloss aufmacht. Aber der Weg ist umsonst -
Mary hat keine Bisswunden und ein Toter ist auch nicht zu finden. Nur einen
Mann in dunkler Kleidung mit merkwürdig spitzen Ohren hat er unterwegs
gesehen. In einem Gespräch mit seinem Onkel Patrick, der wieder einmal
nach Schottland fahren will, um sich sein jährliches Fässchen schwarz
gebrannten Whisky abzuholen, erwähnt MacLaine diese Dinge. Patrick jedoch
ist - der Butler von Roy de Voss. Die Geschichte erweckt dessen Interesse;
Roy fährt mit nach Schottland. Constabler MacLaine sieht den seltsamen
Kuttenträger mit den spitzen Ohren wieder und lädt ihn ins Pub
ein. Dieser findet aber die Frage, wo er diese Ohren her hat, gar nicht komisch.
Er erwähnt den Namen Ma Ghone und ist plötzlich verschwunden. Im
Pub will ihn niemand gesehen haben. MacLaine kennt jedoch - wie jeder - den
Namen Ma Ghone; war es doch dieser, der die Vampire einst gebannt hatte und
jetzt im See unterhalb von Stair Castle wohnen soll... Als Roy ankommt, ist
alles anders: Sir Ephrem weiß nichts davon, dass Mary von Vampiren
angefallen worden sein soll. Diese will Roy die Stelle zeigen, wo es passiert
ist. Als sie am See vorbeikommen, stürzt dieser gelähmt zu Boden.
Der Kapuzenmann mit den spitzen Ohren taucht auf und bezeichnet de Voss als
"den Magier". Roy weiß damit jedoch nichts anzufangen - und als
später Ma Ghone, der vor 500 Jahren als Der Magier dort agierte und
doch noch aus dem See auftaucht und ihm die MACHT (in der Form der weißen
Magie) übertragen will, wehrt er sich dagegen - weiß er doch,
wie Magiron, der Magie einsetzte, dadurch entartete und letztendlich unterging.
Aber Roy ist ausersehen - ihm bleibt keine andere Wahl: "Ein neuer Magier
war entstanden, aber er kannte sich selbst und den Grad seiner Stärke
noch nicht" (S. 54). Roy kämpft den letzten Kampf gegen den im Dunklen
Bruder wieder erschienenen Lord Glenstair und dessen
Vampire.
Meinung:
Zunächst dachte ich, als ich den Anfang las, dieser Roman sei
ursprünglich für den "Geister-Krimi" geschrieben und dann umgeschrieben
worden. Mit zunehmender Dauer wird er jedoch besser - auch wenn den einen
oder anderen Macabros-Leser erneut ein Deja-vu-Erlebnis überkommt: Seinen
neuen Namen bekommt der Held erstmals von seinen Gegnern genannt - hier Schwarzer
Priester, dort Dunkler Bruder. Auch kommt der Held etwas zu spät - daher
geht ein größerer Teil dessen, was er braucht, auch unwiderruflich
verloren.
Besonderheiten:
Roy de Voss wird zum Magier. Zusätzlich zu seiner Macht erhält
er einen magischen Gegenstand, der ihm hilft, das Böse zu
bekämpfen.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover zeigt den aufgetauchten Ma Ghone, der Roy zu bedrohen scheint.
Im Hintergrund sind Burg Stair sowie 3 Silhouetten großer Fledermäuse
zu erkennen. Das Bild passt zwar zum Inhalt, die Ausführung aber ist
- wie leider bei vielem, was in den 80ern verwendet wurde - ziemlich mau.
Daher: Bildinhalt 2 Kreuze, Ausführung 0 Kreuze, folglich insgesamt:
Coverbewertung: