Macabros Nr. 52: Aufstand der Knochenmonster

Macabros Nr. 52: Aufstand der Knochenmonster


Die Frau hatte eine ungesunde, graue Gesichtsfarbe, eine spitze Nase, und die Linien um ihren Mund waren tief eingefurcht. Die Fremde kam langsam die Allee entlang. Es dunkelte bereits. Der Himmel war bewölkt, und zwischen den dahinziehenden Wolkenbergen glitzerte hin und wieder ein winziger Stern. Die Straße war menschenleer. Nicht mal Autos parkten hier. Die Allee mündete genau in ein drei Meter hohes Tor, das sich in einer massiven Wand aus dunkelrot gebrannten Ziegelsteinen befand. Die Heilanstalt! Die Frau mit dem grauen Gesicht und den stumpfen, wie leblos wirkenden Augen, lächelte hintergründig, je näher sie dem Tor kam. Hier, rund zwanzig Kilometer von Oslo entfernt, lag eine Heilanstalt für psychisch Kranke. Um diese Zeit hielten sich keine Besucher mehr auf. Die nächste Ortschaft war ein Dorf mit weniger als dreihundert Einwohnern und lag sieben Kilometer entfernt. Die Frau, die die Straße entlangkam trug das Haar hochgesteckt. Ein dunkler Mantel lag um ihre schmalen Schultern, die sich knochig unter dem Stoff abzeichneten. Noch fünf Schritte waren es bis zum Tor, dann stand die Fremde schließlich davor. Sie ließ den Blick nur flüchtig über die Hinweistafel gleiten. Der Klingelknopf und die Sprechanlage, die sie hätte benützen müssen, um den Portier dazu zu bringen das Tor zu öffnen, interessierten sie überhaupt nicht. Sie streckte die Hände aus und passierte das Tor, als wäre es nicht vorhanden!


Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Anka Sörgensen hat sich auf eigenen Wunsch in eine psychiatrische Anstalt einweisen lassen, nachdem sie gesehen hat, wie ein Bild in ihrer Wohnung lebendig wurde (siehe Macabros Band 51). Dort wird sie fast erneut zum Opfer eines merkwürdigen Anschlags, als ein Baum unvermittelt umstürzt. Dabei hat sie eine neue Vision: Eine junge Frau, die Schauspielerin Tina Marino, begegnet vor ihrem Hotel in London einem lebenden Skelett. Anka und ihr Arzt Thorwald Belman fliegen nach England und kontaktieren Tina Marino. Anka und Tina schließen schnell Freundschaft und beschließen den skelettierten Mann aufzusuchen. Doch dort lauert bereits die dämonische Hexe auf die beiden Frauen, welche bereits in Norwegen mehrfach versuchte Anka zu vernichten. In der Zwischenzeit sucht Rani Mahay im Lande Antolanien in der Burg des Knochenfürsten weiterhin nach dem Amulett, welches die Macht des Schwarzmagiers Tamuur brechen soll. Doch während der Totenkopfmond scheint verändern sich die Skelette in mordgierige Killer. Rani flieht in ein Gewölbe, in das ihm die Skelette nicht folgen können. Dort findet er das Amulett in einem See der dem verleugneten Gott der Antolanier geweiht ist und die letzte weißmagische Bastion bildet. Doch noch kann Rani Mahay, seinen Fund dem Fürsten nicht zeigen, denn er trifft auf eine Sekte, die Tamuur dient und einen Aufstand der Skelette verhindern will. Rani entkommt und kann Skelettus das Amulett bringen. Der Knochenfürst und sein Volk sind inzwischen wieder vom Bann des Totenkopfmondes befreit worden. Entschlossen bereiten Skelettus und Rani Mahay den Aufstand der Knochenmonster vor. Wohlwissend, dass die Verräter noch unter ihnen weilen und alles daransetzen werden, um Tamuur noch rechtzeitig zu warnen......


Meinung:
Der Roman beginnt zunächst mit Ankas Aufenthalt in der Psychiatrie und der Einführung von Tina Marino. Beide Abschnitte sind sehr ausführlich geschildert worden, so dass die Story um Rani Mahay und den titelgebenden Aufstand der Knochenmonster leider etwas ins Hintertreffen gerät. Dabei hätte gerade dieser Part eine längere Darstellung verdient und auch nötig gehabt. Rani Mahay agiert teilweise wie eine Figur aus einem Computerspiel, die durch eine fremde Welt marschiert und magische Artefakte sammelt, welche es ihr ermöglichen ins nächste Level zu kommen. Auch die Szene, in der Rani gegen die verräterischen Skelette kämpft wirkt ein wenig konstruiert und diente wohl nur dazu, das Titelbild in das Geschehen mit einzubinden. Da hätte der Autor auch ruhig fünfe gerade sein lassen und darauf verzichten können seinem Helden dieses Conan-Outfit zu bescheren. Leider wird auch nicht auf die Verbindung der Skelette zu früheren Abenteuern eingegangen. So wurde im vorrangehenden Band erklärt, dass sie beispielsweise für die Überfälle der Skelette in Band 16 „Geisterheere aus dem Jenseits“ verantwortlich seien. Doch dieser Punkt wird ebenso wenig weiterverfolgt, wie das Schicksal von Chitra. Rani Mahay hat seit dem Tod der geliebten Tigerkatze keinen Gedanken mehr an sie verschwendet. In dieser Hinsicht sind Dan Shockers Protagonisten (zumindest die Herren der Schöpfung), recht emotionslos. Die Auflösung, weshalb die Antolanier zu Skeletten wurden, fand ich nicht so ganz schlüssig, insbesondere in der Verbindung, dass sie oftmals als Söldner missbraucht wurden, die auf der Erde Unheil stiften sollten. Es heißt sie seien Menschen, deren Fleisch, Muskeln und Organe nur unsichtbar seien. Das hätte man aber bei Berührungen und auch bei ihren Ritten auf den Pferden sehen müssen. Zudem erklärt es auch nicht, weshalb andere Substanzen wie Steine und Holz zu Knochen wurden. Die Schlacht um Ullnak wurde dagegen sehr temporeich und dramatisch geschildert, leider auch wieder auf Kosten des Lesers, der sich wieder mit einer recht kurzen Schilderung der Schlacht begnügen muss, die schon wieder vorbei ist, kaum dass sie anfing. So wird auch nicht geklärt, was aus dem Anführer der Verräter geworden ist. Zudem wird der Angriff der Knöchernen auf Ullnak nicht so pompös und episch geschildert, wie er es verdient hätte. Wenn 30.000 Pferde über die Erde donnern, darf schon mal die Erde beben. Dafür wird die Story um die Medien Anka und Tina stärker beleuchtet. Allerdings war die Reaktion der Hexe stümperhaft und trivial. Wie in jedem schlechten Roman und Fantasy-Film erklärt sie ihren Feinden erst mal lang und breit sämtliche Hintergründe und gibt ihnen sogar wichtige Hinweise auf einen Fluchtweg, ganz abgesehen von der Zeit, die sie ihren Opfern zur Verfügung stellt. Insgesamt gesehen ein temporeicher Fantasy-Roman, der allerdings durch viele Ungereimtheiten und Schwächen, was die inhaltlichen Schwerpunkte der einzelnen Handlungsstränge betrifft, nur zum Durchschnitt gehört.


Besonderheiten:
Tamuur flieht mit Aleana auf den Totenkopfmond.
Erster Auftritt von Tina Marino.
Skelettus und sein Volk werden wieder zu Menschen.
Ullnak wird zurückerobert.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Vom zeichnerischen Stil her ganz ordentlich. Typisches Fantasyszenario mit muskelbepacktem Held (hier: Rani Mahay) im Clinch mit den Knochenmonstern. Leider ist die Einbeziehung des Covers in die Handlung etwas haarsträubend ausgefallen. Die düstere Farbgebung vermittelt aber einen guten Eindruck von dem Gewölbe unterhalb der Knochenburg.


Coverbewertung:
3 Kreuze
Ein Zusatzhinweis zu dem Roman kommt von Michael Schick:
Das Titelbild wurde auch schon auf dem Cover des spanischen Horror-Comics RUFUS Nr. 21 verwendet:

Rufus Nr. 21