Zeig mir deine Hand, und ich werde dir sagen, wie dein Schicksal aussieht."
Die alte Frau saß in ihrem hohen Lehnstuhl. Vor ihr lag aufgeschlagen
ein Buch mit farbigen Bildern. Seltsame Motive waren dargestellt, Fabelwesen
von okkulten und magischen Zeichen umgeben. Die Besucherin war etwa
dreißig, eine ausgesprochene Schönheit, rassig, mit dichtem,
feuerrotem Haar und hellbrauner seidiger Haut. Ihre Augen waren grün-braun,
die Lippen hatten einen sinnlichen Zug. Die Frau trug ein türkisfarbenes
Kleid mit gewagtem Ausschnitt. Die Hand der schönen Perserin war schlank
mit langen, dunkel lackierten Fingernägeln. Die Alte hinter dem Tisch
wirkte dagegen sehr ungepflegt mit strähnigen Haaren, die unter dem
Spitzenkopftuch hervorquollen, und dem zerknitterten Umhang, der nach
Schweiß roch und Spuren von eingetrockneten Flüssigkeiten und
Speiseresten hatte. Banea Ravchan legte ihre Hand so, daß die
Innenfläche nach außen zeigte. Die Alte mit dem verschrumpelten
Gesicht und den Zahnlücken nahm die Hand zwischen ihre gichtigen Finger
und warf nur einen kurzen Blick darauf. "In der Regel", sagte die Handleserin
und löste ihre Hand wieder, um sich mit dem Ärmel die tropfende
Nase abzuwischen, "sage ich es meinen Kunden nicht so unverblümt, was
ich sehe."