Larry Brent Nr. 55: Der Würger aus dem See
Larry Brent Nr. 55: Der Würger aus dem See


"Schon gut", flüsterte Erik Franklin schweißgebadet. Die Hände des alten Mannes zitterten. "Ich will ja tun, war Sie verlangen." Mit diesen Worten öffnete er den in die Zimmerwand eingelassenen Tresor und nahm die flachen, lederbezogenen Alben heraus. Eine Hand streckte sich vor und griff nach der kostbaren Sammlung. "Vernünftig von Ihnen, Franklin", sagte der Unbekannte hinter ihm und hob die Hand zum tödlichen Stoß. Irgend etwas an dieser Stimme warnte den Alten. Doch bevor er herumfahren konnte, drang ihm der lange Dolch zwischen die Schulterblätter. Gurgelnd brach Erik Franklin zusammen, während sein Mörder auf leisen Sohlen das stille, dunkle Haus verließ.


von Dan Shocker, erschienen am 23.11.1982, Titelbild: R.S. Lonati

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Larry, Iwan und Morna wollen Urlaub in Schottland machen, am legendären See Loch Ness. Auf dem Weg in den Ort Foyers treffen sie auf den Händler McIntosh, der von einem seltsamen Wesen attackiert wird. Iwan verfolgt das Monster, das im See verschwindet. Sofort besorgt sich Larry Brent von seinem Chef David Gallun den offiziellen Auftrag das Geheimnis um das Monster von Loch Ness zu lösen. X-RAY-3 heuert einen Fischer an, der ihn auf den See fahren soll. Doch am nächsten tag sagt Gerome Trane überraschend ab, seine Mutter sei angeblich todkrank. Larry fährt nach Inverness, um zu sehen, was wirklich hinter Tranes seltsamen Meinungswechsel steckt. In der Wohnung Tranes wird der PSA-Agent von der "todkranken" Mutter niedergeschlagen. Gerome Trane setzt den Agenten in dessen Auto, flösst ihm eine Flasche Whiskey ein und fährt dann den Leihwagen mitsamt dem Amerikaner in den See. Doch Larry gelingt es sich zu befreien und mit allerletzter Kraft ans Ufer zu kriechen, wo ihn Iwan aufliest. Aber lange hält es Larry nicht im Krankenhaus, wohin ihn sein Freund gebracht hat. Noch einmal stattet Brent den Tranes einen Besuch ab, diesmal mit dem Russen als Rückendeckung. Gerome gibt auf und erzählt dem Agenten, dass er einen Urzeitfisch, einen Coelacanthus, aus dem See gezogen habe. Dieser Fisch soll der Urahn, des Lebens auf dem Lande sein. Doch das ist noch nicht das gesamte Geheimnis des Fischers. In einem geheimen Kellerloch hält der Schotte ein viel schrecklicheres Wesen gefangen. Eine Mischung aus dem Urzeitfisch und einem Menschen. Doch dieses Wesen kann unmöglich auch die Angriffe auf die Menschen verübt haben. Die Lösung ist einfach: Es gibt zwei Monster, ein Weibchen, welches Gerome Trane im Keller hält, und ein Männchen. Larry entwickelt einen Plan, in dessen Verlauf er beide Monster einfangen will. Doch es läuft anders, als sich Larry das vorstellt. Das Weibchen entkommt, tötet dabei die Mutter Geromes, sowie ein kleines Kind. Aber das Wesen ist so lichtempfindlich geworden, dass es das Sonnenlicht nicht verkraftet und stirbt. Larry und Iwan fahren mit einem Kutter auf den See. In einer Höhle unter Wasser soll das Versteck des zweiten Monsters liegen. Larry taucht hinab, wo es zum Kampf zwischen den beiden kommt. Wenigstens das Männchen will der PSA-Agent der Wissenschaft übergeben. Doch gerade hat Larry Brent das Monster betäubt taucht das "echte" Monster von Loch Ness auf und verschlingt das Wesen.


Meinung:
So hat sich also auch Dan Shocker dem Monster von Loch Ness angenommen. Die Geschichte ist für einen Heftroman doch sehr komplex, wie so oft bei Shocker-Romanen. Leider sind viele Szenen für die Handlung später völlig unerheblich, so wie der Einbruch und der Mord zu Beginn des Romans, oder auch Mornas Anwesenheit in der Geschichte. Nur um mit den beiden männlichen Agenten zu flachsen hätte man die Schwedin nicht bemühen zu brauchen. Es wundert mich immer wieder, dass David Gallun drei seiner besten Agenten gleichzeitig so mir nichts dir nichts in Urlaub schicken kann. Bei diesem Roman wird besonders deutlich, dass die eigenständige Larry-Brent-Reihe unter der Reihenfolge, in der die Romane erschienen sind, doch etwas gelitten hat. Denn zu Beginn des Romans steht geschrieben, dass die drei schon länger in Schottland Urlaub machen wollten und es sich nun anböte, weil sie gerade einen Fall abgeschlossen haben, nämlich "Party im Blutschloß" der schon als LB 035 erschien, ganze zwanzig Hefte zuvor. Ein kleines Bonbon ist auch für alle Sinclair-Fans enthalten, denn die drei PSA-Agenten fahren als Leihewagen einen silbergrauen Bentley, der aber im Verlauf der Geschichte im See versinkt. Diese Stelle hat mir mitunter am besten gefallen, als dem bewusstlosen Agenten der Alkohol eingeflösst wurde und er stockbesoffen ein unfreiwilliges Bad nehmen soll. Iwans Frotzeleien später sind wirklich treffend. Was mich immer wieder fasziniert ist Dan Shockers Einfallsreichtum. Die Idee mit dem Urzeitfisch ist dabei gar nicht so weit hergeholt. Der Coelacanthus ist eine Fischgruppe, zu der unter anderem der Quastenflosser gehört, den Shocker vielleicht sogar meint, und der zu den sogenannten "lebenden Fossilien" gehört. Dass sich so ein Exemplar allerdings in den Loch Ness verirrt halte ich für unwahrscheinlich. Aber Gruselromane nehmen für sich auch gar nicht in Anspruch die Realität wiederzuspiegeln, sie sollen einfach nur gute Unterhaltung bieten und das tut dieser Roman trotz seiner Macken allemal.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Cover zeigt eine Szene aus dem Roman, in welcher ein verschollener Wissenschaftler durch eine Harpune ums Leben kommt. Das Bild wirkt sehr düster und unheimlich, besonders weil das Monster nur als Schattenriss an einer Felswand zu sehen ist. Leider wirkt das Monster etwas lächerlich, deshalb gibt es da schon ein paar Abzüge.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Rezension von Benfi:


Kurzbeschreibung:
Da sie gerade in Schottland verweilen, machen die drei PSA-Agenten Larry Brent, Morna Ulbrandson und Iwan Kunaritschew einen Abstecher zum berühmten Loch Ness und damit direkt in einen neuen Fall. Soeben können die Drei den Händler McLotch vor dem Tod durch ein Ungeheuer retten. Außerdem wird die Leiche eines Malers gefunden, die zweite in der Umgebung von Foyers/Schottland, nachdem tags zuvor Erik Franklin überfallen und getötet wurde. Der Mörder wiederum scheint bei seiner Bootsfahrt über den See angegriffen und getötet worden zu sein, denn sein Kahn wird zerstört gefunden. Dazu verschwindet noch Richard Delugan, ein Mitglied einer wissenschaftlichen Truppe, die den See und seine Geheimnisse erforschen will. Dies ist schon der zweite verschollene Mitarbeiter der Forscher innerhalb zweier Monate. Gibt es also doch ein 'Nessie'-Monster im Loch Ness? Bei den Ermittlungen fällt Larry der Fischer Gerome Trane auf, der den PSA-Agenten eigentlich zu einer Tauchexpedition schippern soll, mit fadenscheinigen Begründungen aber kurzfristig absagt. Und das Gespür von X-RAY-3 erweist sich wieder mal als richtig. Trotzdem der Fischer Larry Brent aus dem Affekt heraus fast umbringt, erfährt er doch durch ihn von der Existenz eines Zwitterwesens aus Mensch und einem Coelcanthus - einem seltenen Fisch -, denn er hat ein solches in seiner Obhut! Sollte dies das geheimnissvolle 'Nessie' sein?


Meinung:
Ein wohl recht reizvolles Thema geht Autor Dan Shocker mit diesem Roman an: die Sage um das 'Nessie'-Monster. Da ich selber schon mal am Loch Ness war und den Hype und Kommerz um diese Erscheinung kenne, war ich dementsprechend gespannt, wie Shocker dieses Phänomen bearbeitet. Anfangs war ich allerdings etwas enttäuscht, die spannende und verständliche Schreibe war zwar vorhanden, doch wirft der geistige Vater der PSA sehr viele Puzzleteilchen auf den Tisch, dass man etwas verwirrt ist und fast dazu neigt, die Lust zu verlieren. Doch Halt: Dan Shocker wäre nicht Dan Shocker, wenn er brent-typisch nicht eine wissenschaftliche Grundlage für seine Story hätte und trotzdem dem 'Nessie'-Rätsel nicht seinen mystischen Flair nimmt. Spätestens das letzte Drittel des Romans ist voller Überraschungen und äußerst fesselnd, dass ich nur sagen kann, dass sich das Weiterlesen lohnt!


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Beim ersten Blick auf das Cover fragt man sich schon, was für einen eigenartigen Schatten das Monster da auf sein aufgespießtes Opfer wirft. Nach dem Lesen des Romans hat man allerdings einen Aha-Effekt und muss feststellen, dass sich Lonati mal wieder bestmöglich an die Story gehalten hat.


Coverbewertung:
3 Kreuze