John Sinclair Nr. 1711: Der Mond-Mönch
Niemand konnte den Tod aufhalten, auch der alte Abt nicht. Obwohl er es versuchen
musste, denn er war es gewesen, der die Schlange an seiner Brust genährt
hatte. Und er befürchtete, dass er zu lange gewartet hatte. Jetzt war
es höchste Zeit oder vielleicht sogar schon zu spät. Er hatte einiges
getan und um Unterstützung und Aufklärung ersucht, und er hoffte,
dass die Hilfe noch rechtzeitig bei ihm eintreffen würde. So recht glauben
konnte er nicht daran. Es war viel Zeit vergangen, und der strenge Winter
hielt noch immer an ...
1. Teil von Jason Dark, erschienen am 26.04.2011, Titelbild: Szendrei
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Karina Grischin erhält aus einem einsamen Kloster im Ural den Hilferuf
eines Abts namens Anatol, der von seinen Brüdern dort zurückgelassen
wurde. Anatol hat angeblich wichtige Informationen über Rasputins Erben
und ihre Ziele. Als John Sinclair von dem Informanten erfährt reist
er nach Moskau und begibt sich mit Karina auf den Weg zum Kloster. Dort finden
sie einen Sterbenden vor, denn Anatol wurde von dem Mond-Mönch Sobotin
tödlich verletzt. Dieser Mond-Mönch stammt angeblich aus der Zeit
von Rasputin und war ein Vertrauter des russischen Schwarzmagiers. Angeblich
lebt Rasputin wieder und nun wollen seine Erben seine einstigen Verbündeten
wieder um ihn versammeln. Tatsächlich hält sich Sobotin noch in
der Kapelle des Klosters auf. Doch ehe ihn John Sinclair und Karina Grischin
stellen können, erscheint ein Hubschrauber und nimmt den Mond-Mönch
mit. Karina und John sind jedoch Zeugen und so beginnt eine mörderische
Jagd durch die russische Taiga
Meinung:
Ein vielversprechender Beginn eines neuen Zweiteilers, der sich endlich wieder
um Rasputins Erben dreht und in dem, laut Vorschau des nächsten Bandes,
auch Chandra und Wladimir Golenkow mitspielen werden. Bereits zu Beginn wird
der Leser mit dem titelgebenden Mond-Mönch konfrontiert und seine Begegnung
mit Anatol wurde atmosphärisch sehr dicht beschrieben. Dann allerdings
flacht die Spannungskurve trotz zunehmender Action paradoxerweise immer weiter
ab. Das beginnt mit kleineren Ungereimtheiten, wie Johns Entschluss allein
nach Russland zu fliegen, obwohl er weiß, dass es um Rasputins Erben
und damit auch um Chandra geht. Am ärgerlichsten ist jedoch, dass der
komplette erste Teil sich darum dreht, wie John und Karina vor dem Hubschrauber
flüchten. Selbst die Szenen im Dorf, in der zweiten Hälfte des
Romans, können nicht überzeugen, was vor allem daran liegt, dass
die Soldaten der Rasputin-Organisation sich einfach zu dämlich anstellen
und scheinbar völlig planlos agieren. Dabei entpuppen sie sich als absolute
Klischee-Gangster ohne eigene Meinung, was sie als Antagonisten völlig
unbrauchbar und austauschbar macht. Der Killer im Haus will Karina zunächst
dem Mond-Mönch überlassen, nur um es sich eine Seite später
anders zu überlegen. Die Hinrichtung wird dabei so umständlich
zelebriert, dass John Sinclair in aller Seelenruhe mit seinem Feuerzeug ein
Guckloch in die zugefrorene Scheibe schmelzen kann, um den finalen Rettungsschuss
anzubringen. Um die Nerven von Leser und Geisterjäger nicht allzu sehr
zu strapazieren, hat der Killer im Haus natürlich keine Rückendeckung.
Die erscheint erst später. Unschuldige Opfer dürfen ebenfalls nicht
zu beklagen sein, so dass die Bewohner des Hauses auch den Anschlag mit der
Brandbombe gemütlich im Keller aussitzen. Am merkwürdigsten ist
jedoch, dass Karina durch das von John geschmolzene Guckloch nach draußen
schaut, nachdem der Geisterjäger durch die Scheibe gefeuert hat. Offene
Fragen bleiben jedenfalls genug übrig: Warum trägt Sobotin den
Beinamen "Mond-Mönch"? Lebt Rasputin tatsächlich noch? Wird Wladimir
Golenkow am Rollstuhl gefesselt bleiben? Gehört Chandra zu Rasputins
Erben oder arbeitet sie auf eigene Rechnung? Wobei die letzte Frage völlig
aus der Luft gegriffen ist, denn eigentlich stand ja in
Band 1686 fest, dass sie im Auftrag
von Rasputins Erben handelt. Wie Karina auf den Trichter kommt, dass Chandra
ja Einzelgängerin ist, erschließt sich dem Leser nicht einmal
ansatzweise. Ob die anderen Fragen indes zufriedenstellender beantwortet
werden darf bezweifelt werden. Mit Mond-Monstern, Mond-Männern und
Mondschein-Mördern hat der Geisterjäger jedenfalls schon zu tun
gehabt. Die Kaperung des Hubschraubers wird schließlich auch so einfach
und reibungslos durchexerziert, dass die Gefährlichkeit der Organisation
ad absurdum geführt wird. Ein gutes Beispiels dafür, dass viel
Action kein Garant für Spannung ist, denn um John Sinclair und Karina
Grischin muss man sich keine Sekunde lang Sorgen machen. Immerhin sorgt der
Autor für eine stimmungsvolle Atmosphäre im schneebedeckten Russland,
was allerdings kein Kunststück ist, wenn man die gefühlte Hälfte
des Romans mit Beschreibungen über Tiefe und Konsistenz der Schneedecke
füllt.
Fazit: Langatmiger Beginn eines zweiteiligen Russland-Abenteuers. John Sinclair
auf den Spuren von Rasputin. Was mysteriös und spannend klingt entpuppt
sich als zähe Auseinandersetzung mit beliebig austauschbaren
Klischee-Gangstern.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Der Mond-Mönch wurde von Jason Dark genau so beschrieben, wie er vom
Künstler Szendrei gezeichnet wurde. Der Titel erklärt sich wohl
in erster Linie dadurch, dass außer dem Mönch nur der Mond im
Hintergrund zu sehen ist. Künstlerisch ist das Cover jedenfalls
außerordentlich gut gelungen und wirkt sehr ansprechend, auch wenn
es recht schlicht ausgefallen ist.
Coverbewertung: