John Sinclair Nr. 1701: Templer-Mirakel
Der Mann spürte den Druck der Pistolenmündung im Nacken und hatte
gehört, was ihm die Stimme zugeflüstert hatte. "Wenn du auch nur
falsch denkst, bist du tot!" Die Stimme gehörte dem Templerführer
Godwin de Salier, der in die Berge gelockt worden war, um dort seine
entführte Frau zu finden, die als Druckmittel gegen ihn verwendet werden
sollte ...
2. Teil von Jason Dark, erschienen am 15.02.2011, Titelbild: Bondar
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
John Sinclair fährt mit dem Mörder Jacques Aubrey zur Templer-Kirche
in Soho, wo bereits William Harding auf sie wartet, das letzte Mitglied der
Templer-Bruderschaft mit der John und Suko bereits einmal zu tun hatten (siehe
Band 740). Harding gehört ebenfalls zu den Hütern der Apokalypse
und soll für Cassel die Feinde in London zur Strecke bringen, zu denen
in erster Linie John Sinclair gehört. Der eigentliche Fall spielt sich
allerdings in Südfrankreich, nahe der Pyrenäen ab, wo eine
gläserne Pyramide steht, das Hauptquartier einer Sekte, die sich Hüter
der Apokalypse nennt. Dorthin wurde Sophie Blanc entführt, die Frau
von Godwin de Salier, dem Anführer der Templer in Alet-les-Baines. Der
steht plötzlich dem Nachfahren jenes Mannes gegenüber, der ihn
damals in Golgatha verraten hat, und Pierre Cassel ist fest entschlossen
das ewige Leben zu erlangen
Meinung:
Die Geschichte setzt sich im zweiten Teil so fort, wie sie im ersten Teil
begonnen hat. Flüssig geschrieben mit ein wenig Action, aber nicht
sonderlich spektakulär. Überraschend ist vor allen Dingen Godwins
Skrupellosigkeit im Kampf gegen die Sektenmitglieder, aber er kommt eben
aus einer anderen Zeit und die Angst um seine Frau hat ihr Übriges dazu
beigetragen. Der Fall läuft auch weiterhin zweigleisig. Die Templer-Kriche
in Soho wurde lediglich als historischer Schauplatz mit eingeflochten. Um
eine logischen Verbindung herzustellen, wurde William Harding flugs zum letzten
Angehörigen der Templer-Bruderschaft gemacht. Einen anderen, sinnvolleren
Bezug zu der Kirche gibt es nämlich nicht. Auch ansonsten gestaltet
sich die Geschichte recht einfach und geradlinig, mit einigen kleinen
Ungereimtheiten. So ist John bass erstaunt, als ihm Harding eröffnet,
dass er und Cassel das ewige Leben erlangen wollen, was der Gesiterjäger
allerdings schon im letzten Roman erfahren hat. Weshalb sich die Männer
Hüter der Apokalypse nennen, wird leider ebensowenig geklärt, wie
die Frage, weshalb Jerome Cassel den Trunk des ewigen Lebens nicht selbst
zu sich genommen hat. Und schließlich die Frage aller Fragen: Warum
hat Cassel Sophie eigentlich entführen und Godwin zu der Pyramide locken
lassen? Warum hat er nicht einfach in einer feierlichen Zeremonie den Trank
zu sich genommen? Ist das Geltungsbedürfnis eines Nachfahren desjenigen
Mannes der das Elixier gestohlen hat, wirklich so groß den Feind zu
sich einzuladen? In welcher Form hätte ihm Godwin denn gefährlich
werden können? Der Plot der Geschichte ist einfach zu konstruiert und
unglaubwürdig. Zum Schluss bekommt man unweigerlich den Eindruck, dass
Sophie wieder einmal nur aus dem Grund entführt wurde, damit der Geist
der Maria Magdalena mal wieder in Erscheinung treten durfte. Erst als John
verzweifelt bei Suko anruft und ihn um Hilfe bittet gewinnt die Geschichte
an Fahrt, denn die Gelegenheiten bei denen John und Suko die Unterstützung
eines Sondereinsatzkommandos benötigen sind sehr selten. Ein kleines
Highlight ist der Einsatz des Kreuzes gegen einen gewöhnlichen Menschen.
Überraschenderweise reagiert das Kreuz bei seiner Aktivierung sogar,
ein einmaliger Vorgang, denn normalerweise hat Johns silberner Talisman keine
Wirkung auf normale Menschen, ganz egal welcher moralischen Gesinnung.
Erklären kann man sich diesen Umstand durch Johns Angst, die das Kreuz
unweigerlich gespürt haben muss. Zudem ist William Hardings sicherlich
kein würdiger Träger des Kreuzes. Eine interessante Reaktion des
Talisamans, die allerdings nicht zu exzessiv eingesetzt werden sollte.
Darüber hinaus lässt sich der Roman flüssig lesen, auch wenn
am Ende noch einige Fragen offen bleiben, denn über Cassels Helfer wird
keine Silbe mehr verloren.
Fazit: Flüssig geschriebene Fortsetzung einer interessanten Geschichte.
Leider bleiben zu viele Fragen offen, als dass der Roman gänzlich
überzeugen könnte.
Besonderheiten:
Das aktivierte Kreuz reagiert erstmals bei einem gewöhnlichen Menschen
und verbrennt die Hand des Templers William Harding.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Ein wirklich kunstvolles und stimmiges Cover, dass William Harding und Jacques
Aubrey in der Templer-Kirche zeigen soll. Die knöchernen Überreste
des Drachens finden im Roman leider keine Erwähnung.
Coverbewertung: