John Sinclair Nr. 1690: Die Schwelle zum Jenseits
"Glaub es mir, Marcia, dieser Weg ist etwas Wunderbares, Einmaliges. Ich
weiß gar nicht, wie ich mich ausdrücken soll, um der Wahrheit
nahe zu kommen
" Die junge Frau atmete schwer. Sie versuchte, eine
Antwort zu geben, und musste lange nachdenken. Schließlich hatte sie
die passenden Worte gefunden. "Aber er führt doch in den Tod, nicht
wahr?" "Nein, nicht in den Tod. Nur ins Jenseits
"
von Jason Dark, erschienen am 30.11.2010, Titelbild: Kalwitz
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Marcia Gitti ist spurlos verschwunden, angeblich bei der Suche nach dem Jenseits
verschollen. Ihr Mutter Romana informiert Bill Conolly. Da sie und ihr Mann
in der Modeindustrie tätig sind, kennen sie Sheila Conolly sehr gut
und erinnern sich auch daran, dass sich Bill gerne mit übersinnlichen
Dingen befasst. Der Reporter macht gleich Nägel mit Köpfen und
nimmt seinen ältesten Freund John Sinclair mit auf die Reise nach Mailand.
Der Geisterjäger nimmt dafür extra Urlaub und kurz darauf befinden
sie sich in Italien. Kaum bei Ramona Gitti eingetroffen erhält sie die
Nachricht, dass ihre Tochter auf der Fahrt nach Caribrese gesehen wurde.
Bill und John machen sich sogleich an die Verfolgung und erfahren vor Ort,
dass Marcia in Begleitung eines glatzköpfigen Mannes mit weißer
Kutte weggefahren sei. Dieser Mann könnte aus einem nahegelegenen Kloster
stammen, das von den Einwohnern von Calibrese gemieden wird. Tatsächlich
entdecken John Sinclair und Bill Conolly den Wagen vor dem Gebäude in
dem Marcia und ihr Begleiter gesehen wurden. Noch bevor die beiden Männer
das Gebäude betreten können, erscheinen vier Kuttenträger
mit Marcia Gitti in ihrer Mitte. John und Bill stellen die Männer zur
Rede, doch bevor es zu einer Auseinandersetzung kommt, greift eine unsichtbare
Macht ein und tötet die falschen Mönche nacheinander vor den Augen
der beiden Freunde. Während Bill bei der geschockten Marcia bleibt,
betritt John das seltsame Kloster. In einem Saal, in dem sich eine Art
Bühne befindet sieht er den Umriss eines alten Bekannten, der ihn mit
seinem Lachen verhöhnt. Es ist der erste Diener Luzifers - Matthias,
der Sohn der Finsternis. Doch er lässt es auf keinen Kampf ankommen
und verschwindet. Für John und Bill scheint die Angelegenheit damit
vorbei zu sein. Sie bringen Marcia Gitti zu ihrer Mutter nach Mailand
zurück, nicht ahnend, dass mit Marcia eine grauenhafte Veränderung
vor sich gegangen ist
Meinung:
Ein wirklich seltsamer und zwiespältiger Roman, der den Leser mit gemischten
Gefühlen zurücklässt. Tatsächlich passiert auf den ersten
vierzig Seiten so gut wie gar nichts. Jason Dark langweilt den Leser mit
einem sinnlosen Telefongespräch, das Marcia mit dem großen Unbekannten
führt. Dann darf der Leser die Reise der jungen Frau in allen Details
miterleben. Da der nichtssagende Titel natürlich ebenfalls seine
Berechtigung bekommen und das Cover auch irgendwie erwähnt werden muss
beschreibt der Autor eine ausgewalzte Szene, in der Marcia auf der Bühne
in dem Kloster einen Blick in das Jenseits, beziehungsweise eine Hölle,
werfen darf, ehe sich Matthias zu erkennen gibt. Der Überraschungseffekt,
wer nun hinter der Aktion steckt, wäre ungleich größer gewesen,
wenn nicht bereits in der Vorschau im letzten Heft das Geheimnis gelüftet
worden wäre. Vielen Dank dafür. Da versucht sich der Autor bereits
Mühe zu geben und wird vom eigenen Verlag torpediert. Nichtsdestotrotz
ziehen sich die ersten zwei Drittel des Romans wie Kaugummi. Doch mit dem
Auftreten von Matthias erlebt die Geschichte eine Wendung von 180 Grad und
wird zu einem rasanten, unheimlichen Horror-Thriller. Wenig später sind
vier Menschen grausam gestorben und John Sinclair steht vor einem seiner
gefährlichsten Gegner. Der Autor hat es prima verstanden Johns Ängste
in Bezug auf Matthias zu schildern. Gerade weil der ehemalige Agent der
Weißen Macht so unscheinbar und harmlos aussieht und einen direkten
Draht zu Luzifer hat, ist er eine nicht zu unterschätzende Gefahr.
Allerdings wirkt es schon seltsam, dass John und Bill so zurückhaltend
und fast ängstlich reagieren, als sie erfahren, wer die Fäden im
Hintergrund zieht. Denn schließlich haben sie schon Asmodis
persönlich gegenüber gestanden. Offenbar scheint Matthias jedoch
mächtiger zu sein, denn er zeigt kaum Angst vor dem silbernen Kreuz,
was allerdings auch daran liegen mag, dass er als ehemaliger Mönch einst
dem Guten diente. Ein kleiner Wehmutstropfen ist zudem, dass mit keiner Silbe
auf das letzte Treffen mit Matthias, als er als Engelfresser und Sohn der
Finsternis aufgetreten ist, eingegangen wird. Dennoch erweisen sich die letzten
25 Seiten als so temporeich, spannend und dramatisch, dass es auch nicht
weiter stört, dass weder John Sinclair noch der Leser erfahren, weshalb
Matthias gerade in Mailand zugeschlagen hat. Vielleicht weil in diesem Land
die Weiße Macht, der Geheimdienst des Vatikans, und sein alter Arbeitgeber
agieren. Jedenfalls wird eine neue faszinierende Eigenschaft von Matthias
gezeigt, die John Sinclair in Zukunft noch in arge Bedrängnis bringen
kann. Marcias Mutation, die nicht nur geistig erfolgt, wurde jedenfalls schaurig
dargestellt und auch das Finale kann voll und ganz überzeugen. Dank
des vermurksten Anfangs, reicht es dann aber doch nur zum absoluten
Durchschnitt.
Fazit: Durchhalten und Weiterlesen! Auch wenn die ersten vierzig Seiten an
Langeweile und Sinnlosigkeit kaum zu überbieten sind, so geht es im
letzten Drittel richtig zur Sache.
Besonderheiten:
Matthias, der Diener Luzifers, kann Menschen mit seinem Kuss zu dämonischen
Mördern machen, auf die selbst Sinclairs Kreuz nicht reagiert.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Covermotiv wurde im Roman abbildungsgetreu verwendet. Es ist ordentlich
gezeichnet worden, wirkt aber in seiner Glätte auch seltsam steril und
emotionslos. Für sich allein betrachtet kein Grund den Roman zu
kaufen.
Coverbewertung: