John Sinclair Nr. 1681: Tödliche Fata Morgana

John Sinclair Nr. 1681: Tödliche Fata Morgana


Alles ging so schnell, dass es mir kaum möglich war, zu reagieren, und langsam war ich nun wirklich nicht. Besonders nicht als Autofahrer. Diesmal allerdings lief alles anders ab. Der Fahrer des Lieferwagens vor mir bremste! Im Dämmerlicht wirkte er monströs. Die Rücklichter verwandelten sich in große dunkle Augen, die mir befahlen, auf die Bremse zu treten, was ich sofort tat ...


von Jason Dark, erschienen am 28.09.2010, Titelbild: Larsen
Rezension von VoXpOpZ:


Kurzbeschreibung:
Der Antiquitätenhändler Sahib Bandur lässt den Sarkophag der ägyptischen Hohepriesterin Amara stehlen und nach London schaffen. Der Geist der Toten will den Mann daraufhin umbringen. John und Suko schaffen es nicht, Amara von dieser Abrechnung abzuhalten: Bandur verbrennt vor den Augen der entsetzten Geisterjäger. Amara jedoch findet endlich ihre Totenruhe.


Meinung:
Kein superspektakulärer, aber insgesamt guter Roman, der das typische Ägyptenmotiv von der Rache eines in seiner Ruhe gestörten Toten ganz klassisch erzählt. Dabei punktet vor allem der Schluss, der Suko und John wieder einmal vor Augen führt, dass sie nicht die Welt retten können. Der Fluch der Hohepriesterin kennt keine Gnade und macht auch vor Johns Kreuz nicht Halt. Sahib Bandur (was für ein Name!) fällt der alten ägyptischen Macht zum Opfer, ohne dass unsere Geisterjäger etwas dagegen tun können.
Der Anfang des Hefts ist anschaulich und flüssig erzählt, allerdings muss wieder ein unglaubwürdiger Zufall herhalten. John fährt ausgerechnet hinter dem Wagen von Luke Stadler, dem die Fata Morgana der Ägypterin zuerst erscheint. Der Autor versucht zwar krampfhaft, eine Begründung für diesen Umstand zu finden (S. 15: Dass mir auf dem Weg nach Hause das Schicksal mal wieder einen Streich spielen würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Es konnte auch Zufall gewesen sein. Nur gehörte ich zu den Menschen, die nicht so recht an Zufälle glaubten.), aber eine undichte Stelle bleibt diese Zufälligkeit trotzdem.
Dem Roman insgesamt schadet das jedoch nicht wirklich, negativ anzukreiden ist ihm eigentlich nur die Tatsache, dass zwei hochdramatische Situationen ziemlich billig aufgelöst werden. In einer Szene (der stärksten dieses Bands) wollen Sahibs Handlanger das Ehepaar Stadler hinrichten, lassen sich aber durch Johns zeitgleiche Ankunft vor dem Stadlerschen Bungalow davon abhalten. Weiter hinten im Heft steht Sahib kurz vor seiner Ermordung durch Amara, wird dann aber vorerst durch Johns und Sukos Klingeln an der Wohnungstür gerettet. Diese beiden Szenen bleiben in ihrer Auflösung doch ziemlich unbefriedigend. Weder die brutalen Auftragskiller noch die rachsüchtige Amara würden sich durch solche Störungen aufhalten lassen. Abgesehen davon ist das rechtzeitige Auftauchen des Geisterjägers ziemlich vorhersehbar, da der Leser bereits weiß, dass John sich auf den Weg gemacht hat.
In Hinsicht auf die Ereignisse der Vorwoche wirkt übrigens der souveräne Umgang von John und Sir James miteinander irritierend, immerhin hat der Superintendent unter dämonischem Einfluss versucht, John zu erschießen. Dass dies nicht weiter thematisiert wird und eine Einordnung des Romans in die Chronologie der Serie - was ja in den Bänden 1670-1679 angenehm hervorstach - nicht erfolgt, kratzt hier wieder ein bisschen am Image, ist aber wohl der Tendenz zur Einzelabenteuerausrichtung geschuldet. Gleichzeitig legt es einmal mehr die Vermutung nahe, dass die Hefte von verschiedenen Autoren geschrieben werden. "Tödliche Fata Morgana" jedenfalls bietet gute Einzelromanunterhaltung auf akzeptablem Niveau. Sprachlich sicher erzählt der Verfasser eine Geschichte, an die man sich in einem Jahr wahrscheinlich nicht mehr erinnern wird, die aber für ein paar Stunden guten Gruselspaß sorgt.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Cover zeigt Amara zu ihren Lebzeiten in Ägypten. Es passt zum Roman, allerdings ist dieser Titelbildstil absolut nicht mein Fall.


Coverbewertung:
2 Kreuze