John Sinclair Nr. 1673: Brennendes Atlantis

John Sinclair Nr. 1673: Brennendes Atlantis


Die Staatsanwältin Purdy Prentiss hörte das leise Knurren, als sie die Tür des Hauses aufschloss, in dem sie eine Wohnung besaß. Zwei Schritte ging sie in den Flur hinein und blieb dann stehen. Von einem Moment zum anderen war sie angespannt. Das Licht brannte. Die Lifttür war zum Greifen nah und Purdy hätte sie öffnen können, was sie aber nicht tat, denn sie dachte weiterhin über das Geräusch nach. Ja, das war ein Knurren gewesen!


von Jason Dark, erschienen am 03.08.2010, Titelbild: Todd Lockwood
Rezension von VoXpOpZ:


Kurzbeschreibung:
Ein weißer Wolf taucht in der Wohnung von Purdy Prentiss auf. Gemeinsam mit John gerät die Staatsanwältin kurz darauf in einen Strom der Zeiten, der sie nach Atlantis bringt. Hier begegnen die Beiden weiteren weißen Wölfen, feindlich gesinnten Kriegern, Flugdrachen, skelettierten Dienern des Schwarzen Tods und einer Jugendlichen aus der Jetztzeit. Das Mädchen, Dorothy, war zufällig in den Bereich der Flammenden Steine und auf diese Weise nach Atlantis gelangt. Sein Freund, der weiße Wolf, der sich des Mädchens annahm und auch John und Purdy in die Vergangenheit brachte, erweist sich aber schließlich als grausamer Feind. Von Kara erfährt John, dass sich hinter dem Tier eine Kreatur der Finsternis verbirgt, die ihn zum Spielball machen will. John gelingt es schließlich, den Wolf und seine zweite Gestalt mit dem Kreuz und Silberkugeln zur Strecke zu bringen. Purdy, Dorothy und er treten daraufhin mit Hilfe von Kara und Myxin die Rückreise in die Gegenwart an.


Meinung:
Brennendes Atlantis ist ein hervorragender, geradlinig erzählter und spannender Roman, der in seinen Schilderungen von Atlantis an MADDRAX erinnert und so frischen Wind in die Sinclair-Serie bringt.
Die Geschichte beginnt mit der Begegnung von Purdy und dem weißen Wolf, den man als Leser ähnlich wie unsere Protagonisten sofort ins Herz schließt. Geschickt gemacht, ahnt an dieser Stelle noch niemand, wer sich wirklich hinter dem nächtlichen Besucher mit dem flauschigen Fell verbirgt. Der Wolf wird zum dramaturgischen Leitmotiv des Hefts, immer wieder begegnen ihm John und Purdy, immer wieder scheint er Freund und Beschützer unserer Helden zu sein. Umso genialer der Einfall, ihn schließlich zum Antagonisten zu machen und die Vorzeichen umzukehren. Der Urdämon im Wolfspelz.
Eigentlich ist der ganze Roman mehr eine Geschichte über den Wolf und weniger eine Geschichte über das brennende Atlantis. Der geschilderte Vulkanausbruch pusht die Atmosphäre, scheint aber trotzdem nur durchs Covers oder den vorher festgelegten Titel motiviert. Tatsächlich hätte die Geschichte auch ohne ihn erzählt werden können.
Das Heft insgesamt verliert sich zwar stellenweise in etwas lang geratenen Schilderungen, punktet aber durch einen schlüssigen Plot, ein schönes Deutsch, sinnfällige Dialoge, Erwähnung / Beschreibung / Auftritt früherer Charaktere und überraschende Wendungen. Er macht Lust auf den nächsten Band, der offenbar eine Art Fortsetzung zu sein scheint.
Merkwürdig bleibt, dass John in seinen Schilderungen zwar auf das letzte Abenteuer (Band 1672 "Die Insel" ) grob Bezug nimmt, die Ereignisse des vorletzten Bandes aber ignoriert - und das, obwohl er dort ebenfalls eine Zeitreise unternahm und ebenfalls eine Kreatur der Finsternis vernichtete. Merkwürdigkeiten wie diese sind es, die - ganz abgesehen von den offensichtlichen stilistischen Unterschieden - den Verdacht nahelegen, dass der Autor dieses Hefts unmöglich der Autor der vorherigen zwei Bände sein kann. Bleibt zu hoffen, dass das das Folgeabenteuer aus der Feder des gleichen Ghostwriters stammt und noch einmal an die Klasse dieses wirklich sehr guten Romans heranreicht.


Besonderheiten:
- John begegnet erstmals einer Kreatur der Finsternis, die in Gestalt eines TIERES auftritt.
- John setzt sein Kreuz in Atlantis zum ersten Mal als WAFFE ein.
- Die Leserseite entfällt zugunsten einer Leserbefragung.


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Grandioses Cover, welches das brennende Atlantis, einen Krieger und im Vordergrund den weißen Wolf zeigt. Die Szene kommt so im Roman zwar nicht vor, die Stimmung dieses Bildes ist aber phänomenal und zieht jeden Betrachter unweigerlich in seinen Bann.


Coverbewertung:
5 Kreuze

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Die Staatsanwältin Purdy Prentiss bittet John Sinclair um Hilfe, weil in ihrer Wohnung ein weißer Wolf aufgetaucht ist, ohne dass sie sich erklären kann, wie er eingedrungen ist. Das Tier zeigt sich allerdings sehr zutraulich und John und Purdy gehen davon aus, dass der Wolf etwas mit Purdys erstem Leben in Atlantis zu tun hat. Dann verschwindet der Wolf in einem Zeitstrudel, nur um kurz darauf erneut zu erscheinen und dann auch John und Purdy mit in den Strudel zu reißen…
John und Purdy sind mit dem Wolf ins alte Atlantis gelangt, in eine Zeit kurz vor dem Untergang des Kontinents. Die beiden Freunde und das Tier sind in einer verlassenen Siedlung, die Luft ist schlecht und es scheint, dass ein naher Vulkan kurz vor dem Ausbruch steht. Dann taucht ein Rudel weiterer weißer Wölfe auf, die auf der Flucht vor Männern mit Hellebarden sind. Auch der Wolf in Johns und Purdys Begleitung verschwindet mit den Artgenossen. Es kommt zum Kampf mit den Kriegern, doch John und Purdy sind ihnen mit den Pistolen weit überlegen.
Als John und Purdy dem weißen Wolf folgen, treffen sie in einem Keller auf Dorothy, ein Mädchen aus der Gegenwart, das ebenfalls auf unerklärliche Weise nach Atlantis gelangt ist. Schließlich taucht auch noch Kara auf, die nach anfänglichem Zögern erklärt, dass sie und Myxin mit den flaming stones experimentiert haben und so ein Zeitriss entstanden ist, der Dorothy nach Atlantis verschlagen hat. Gleichzeitig wurde der weiße Wolf auf den Plan gerufen, bei dem es in Wahrheit um eine Kreatur der Finsternis handelt, die sich über Purdy ins Sinclair-Team einschleichen wollte.
John kann den Wolf und die Zweitgestalt der Kreatur mit dem Kreuz vernichten und mit Karas Hilfe kehren John, Purdy und Dorothy in die Gegenwart zurück.


Meinung:
Im Grunde nervt es mich ein wenig, dass es scheinbar keinen Atlantis-Roman mehr geben kann, ohne dass Purdy Prentiss in den Fall involviert ist. Ich wette, die meisten Leser wären glücklich, wenn Myxin und Kara nur halb so viele Auftritt hätten. Mit dieser Einleitung will ich aber nicht sagen, dass der Roman schlecht ist; ganz im Gegenteil.
Die Geschichte beginnt mysteriös mit dem Auftauchen des Wolfes und hier hat Jason Dark eine angespannte Atmosphäre geschaffen, so dass ich förmlich die Luft angehalten habe, als beschrieben wurde, wie sich der Wolf das erste Mal John Sinclair nähert. Nach diesem gelungenen Anfang verlagert sich die Handlung nach Atlantis und wird actiongeladener. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass die stummen Kämpfer mehr aufgrund des Titelbildes eingebaut wurden, als dass ihre Existenz in Atlantis wirklich berechtigt ist.
Am Schluss wartet der Roman dann mit zwei großen Überraschungen auf, nämlich der Tatsache, dass Myxin und Kara für die "Entführung" Dorothys verantwortlich sind, und dass der Wolf eine Kreatur der Finsternis ist. Damit haben wir schon nach zwei Bänden erneut eine Begegnung mit einer außergewöhnlichen Kreatur der Finsternis. Schade nur, dass John das anscheinend nicht aufgefallen ist, denn er erwähnt den Chaos-Meister aus Band 1671 ‚Chaos-Kämpfer' mit keinem Wort. Mir stellt sich in diesem Zusammenhang auch die Frage, ob das vermehrte Auftauchen die "Sonder-Kreaturen" einen besonderen Grund hat. Mal abwarten.
Auf jeden Fall hat mir dieser spannende und kurzweilige Roman gut gefallen.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Bild zeigt den Wolf vor der Kulisse eines kurz vor der Zerstörung stehenden Atlantis. Ein schönes Bild, das neugierig auf den Roman macht.


Coverbewertung:
4 Kreuze

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Todd Lockwood-Motiv stammt ursprünglich von der US-Ausgabe des Romans "Toll the Hounds" von Steven Erikson:

"Toll the Hounds" von Steven Erikson