John Sinclair Nr. 1604: Panoptikum des Schreckens
"Wer hat Mut? Wer traut sich, den direkten Weg in den Schrecken zu gehen,
um dann in der Hölle zu enden?" Die Lippen der Staatsanwältin Purdy
Prentiss kräuselten sich zu einem Lächeln, nachdem sie die Werbung
auf dem Plakat halblaut vor sich hingemurmelt hatte. Sie ging einen Schritt
auf die Tafel zu und las weiter. "Willkommen im Panoptikum des Schreckens!"
von Jason Dark, erschienen am 07.04.2009, Titelbild: Michael Calandra
Rezension von
neo09:
Kurzbeschreibung:
Während eines Spaziergangs wird die Staatsanwältin Purdy Prentiss
von einem Jugendlichen namens Rudy auf das so genannte Panoptikum des Schreckens,
einer Zuschauerattraktion, aufmerksam gemacht. Die Anwältin lässt
sich nicht lange bitten und stattet dem Gebäude einen Besuch ab. Einen
besonderen Blick wirft Prentiss auf eine lebensecht wirkende Wachsfigurenfamilie:
deren Vater hatte zunächst seine Familie und schließlich sich
selbst umgebracht. Zu einem Fall für den Geisterjäger wird es
schlussendlich, als die Staatsanwältin eine Wachsfigur mit John Sinclairs
Gesicht findet. Sinclair und Suko werden informiert und in diesem Augenblick
schnappt die Falle, die dämonische Seelenwanderer gestellt haben, zu.
Mit der Hilfe von Sinclairs Kreuz möchten sich die Geistwesen fest in
menschlichen Körpern manifestieren.
Meinung:
Wenn bloß nicht die letzten ca. 10 Seiten gewesen wären... oder
besser, wenn Jason Dark es geschafft hätte eine wirklich stimmige und
unheimliche Geschichte zu einem runden Abschluss zu führen, ach ja...
Doch der Reihe nach: Der Autor präsentiert uns zunächst eine wirklich
gute Story, bei der es zügig vorangeht und keine überflüssigen
Dialoge und komischen Ermittlungsmethoden die Spannung stören. Im Gegenteil:
Man wird wirklich positiv überrascht, als Purdy Prentiss plötzlich
Sinclairs Ebenbild als Wachsfigur entdeckt und kurze Zeit später selbst
überwältigt wird. Auch die Rolle der getöteten Familie weckt
Neugier und Interesse. Alles deutet also auf einen wirklich guten Roman hin,
doch enttäuscht das Ende ziemlich. Und hier wird wieder einmal die
große, große Schwäche Jason Darks deutlich, nämlich
dass er sich nie einen Masterplan für das Ende einer Geschichte zurechtlegt,
sondern immer nur einfach drauflosschreibt und sich selbst von dem Ende
überraschen lässt. Tatsächlich aber wird er regelmäßig
davon überrascht, dass ihm nur noch wenige Seiten zur Verfügung
stehen und er deswegen all zu häufig ein Ende konstruieren muss, welches
viel mehr Fragen offen lässt als Antworten bietet. In diesem Fall dient
die Wachsfigur Sinclairs lediglich dazu, um den Geisterjäger ins Panoptikum
zu locken. Dass es sich bei den Unpersonen um Geistwesen handelt, die sich
einfach nur mit Hilfe des Kreuzes fest manifestieren wollen, also Gestalt
annehmen möchten, ist ein einfach zu sinnfreies Motiv. Vollkommen unlogisch
ist die Tatsache, dass die Geistfamilie das Kreuz berühren kann. Warum
also muss erst Purdy Prentiss das Kreuz stehlen? Warum also spürt das
Kreuz vorher schwarzmagischen Einfluss und lässt die Wachsfiguren schmelzen?
Und warum also können die Familienmitglieder das Kreuz berühren,
wenn es sie doch durch die Aktivierungsformel ohne große Anstrengungen
vernichtet? Doch es gibt auf den letzten Seiten noch weitere Schwächen,
bei denen sich zeigt, dass JD überhaupt keinen Plan für das Romanende
hat. Die Geistwesen faseln vorher irgendetwas davon, dass Prentiss und auch
Sinclair besondere Menschen sind und diese deshalb in ihre Familie aufgenommen
werden sollen. Kurz vor ultimo aber ist davon überhaupt keine Rede mehr.
Schade, schade, schade, mit etwas mehr Plan und Absicht hätte man einen
Toproman in den Händen halten können. Interessant sind aber einige
Passagen zu Beginn des Heftes, in dem sich Sir James und John über ihr
Vorgehen bezüglich Dracula II unterhalten, zumal auch von Loretta erneut
die Rede ist.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Im Vordergrund ist Myra dargestellt. Sieht ja ganz niedlich aus, obwohl im
Roman nicht klar wird, warum sie dieses Outfit trägt.
Coverbewertung:
Rezension
von Ulrich
Surendorf/Chapman:
Kurzbeschreibung:
John Sinclair erhält einen Hilferuf von Purdy Prentiss: die
Staatsanwältin ist auf der Rückfahrt von einer Dienstreise auf
ein Gruselkabinett gestoßen, das "Panoptikum des Schreckens".
Hauptattraktion dieses Kabinetts ist die Darstellung einer Familie, bei der
die Mutter und die beiden Kinder vom Ehemann getötet wurden, bevor er
sich selbst richtete. Diese Figuren wirken erschreckend echt und als Purdy
dann auch noch auf eine Wachsfigur stößt, die John Sinclair aufs
Haar gleicht, weiß sie, dass sie in eine Falle geraten
ist.
Während John und Suko die Staatsanwältin suchen, wird Purdy in
den Bann der Geisterfamilie geschlagen. Die Wesen verlangen von ihr, John
Sinclair das Kreuz abzunehmen, weil sie durch die Verbindung zu der
weißmagischen Waffe wieder eine körperliche Existenz erlangen
wollen. John übergibt der Freundin das Kreuz - und hat mit seiner Ahnung
recht gehabt, dass die Geister ihre Macht überschätzt haben und
von seinem Talisman vernichtet werden.
Meinung:
Der erste Teil dieses Romans hat mir sehr gut gefallen, weil hier eindringlich
und spannend geschildert wird, wie Purdy durch das Panoptikum geht und nach
der Entdeckung der Wachsfiguren in einem Verlies gefangen wird. Hier schafft
Jason Dark mal wieder eine wirkliche Gruselatmosphäre, die mich wirklich
gefesselt hat. Ein wenig geärgert habe ich mich nur über den Beginn,
der so unbestimmt und allgemein gehalten ist, dass der Leser nicht weiß,
woher Purdy kommt, wo sie gerade ist und wie die Geisterfamilie ihre Falle
planen konnte - immerhin ist Purdy Zwischenstopp doch wohl eher
Zufall
In der letzten Hälfte werden die Fragen nach der Logik der Geschichte
immer drängender und neo hat diese Punkte so gut und ausführlich
aufgeführt, dass mir da kaum was hinzuzufügen bleibt. Aus diesem
Grund gebe ich auch nur zwei Kreuze.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Bild zeigt Myra, die Mutter der Familie, in einer Szene, die so nicht
im Roman vorkommt. Warum sie als Mutter von zwei Kindern und angebliche
Kassiererin des Panoptikums mit diesem Bustier rumläuft, wird auch nicht
geklärt
;o)
Coverbewertung: