John Sinclair Nr. 1509: Standbild des Grauens
"Komm bei Dunkelheit, Partner. Am besten gegen Mitternacht. Dann sind die
Chancen am größten. Und sei pünktlich..." Der Anruf hatte
mich nach Feierabend erreicht, als ich in meiner Wohnung saß und in
die Glotze schaute. Einige Stunden später saß ich längst
nicht mehr in meinem bequemen Sessel, da hatte ich bereits den Treffpunkt
erreicht, den mir die Anruferin, die Vampirin Justine Cavallo, genannt hatte.
Sie selbst war nicht zu sehen, dafür die Schatten und Umrisse der alten
Lagerhäuser, die hier die Kulissen des Hafens bildeten...
von Jason Dark, erschienen am 12.06.2007, Titelbild: Candy Kay
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Justine Cavallo verabredet sich mit John Sinclair bei einer alten Lagerhalle.
Dort trifft er auf einen fast versteinerten Vampir, der den Geisterjäger
niederschlägt. Suko, der als Rückendeckung mitgekommen ist, vernichtet
den Blutsauger mit der Dämonenpeitsche. Justine erklärt den beiden
Freunden, dass der Vampir aus einem Ort von der Insel Anglesey stammt. Die
blonde Bestie macht sich zunächst allein auf den Weg, um das Rätsel
zu lösen, während John und Suko die Reise etwas später antreten,
da sie noch Sir James informieren müssen. Justine triff in einem Ort
auf einen jungen Mann namens Lucius Clay, der ihr von einem verfluchten
Steinbruch erzählt und mehreren Menschen, die dort verschwunden sind.
Gemeinsam mit Lucius fährt Justine in den Steinbruch, wo der uralte
versteinerte Blutdrache bereits auf neue Opfer lauert ...
Meinung:
Jason Dark variiert die Thematik der Medusa-Sage auf eine interessante Art
und Weise und bringt einen Gegner ins Spiel, wie ihm John und Suko eher selten
gegenüberstehen. Ein uralter Dämon aus Aibon, der im Clinch mit
Guywano lag und von diesem auf die Erde verbannt wurde. Der Auftritt von
Justine Cavallo ist wieder einmal sehr erfrischend und die blonde Bestie
zeigt einmal mehr, dass sie noch nicht vollständig zum Sinclair-Team
gehört, sondern bestenfalls eine geduldete Verbündete ist. Leider
bewegt sich der Roman stilistisch betrachtet auf einem sehr niedrigen Niveau
und weist neben unzähligen Wortwiederholungen auch recht platte Dialoge
auf. Ein Beispiel hierzu findet sich auf Seite 26, Spalte 1:
"Was?", keuchte Lucius. Jetzt verstand er gar nichts mehr und wiederholte
nur das eine Wort. "Nahrung?"
"Ja."
"Das hört sich nach Essen an."
"Kann aber auch trinken sein", erklärte die Cavallo locker und bewies
dann, warum sie auch die blonde Bestie genannt wurde ...
Solche und ähnliche Dialoge sind bei John Sinclair keine Seltenheit,
machen aber auch einen großen Teil des Reizes dieser Hefte aus. Über
Logik sollte man bei der Story auch nicht weiter nachdenken. Warum, zum Beispiel,
flüchtet einer der Vampire von der Insel ausgerechnet nach London? Und
dass ohne einen anderen Menschen anzufallen, wobei Jason Dark doch immer
wieder betont, dass gerade neue Vampire nur die Gier nach Menschenblut kennen.
Auf die Thematik der Versteinerung wird bei den Blutsaugern auch nur wenig
eingegangen. Interessant wäre es gewesen, wenn die Silberkugeln an den
Untoten abgeprallt wären. In Hinsicht auf die Reaktion des Kreuzes war
sich der Autor scheinbar auch nicht sicher. Bei dem ersten Vampir in London
warnt das Kreuz seinen Träger nicht vor dem Blutsauger, was John sich
damit erklärt, dass der Talisman unter der Kleidung verborgen liegt
und der Vampir ihn nicht auf der Brust berührt. Später auf der
Insel Anglesey steht John mehrere Meter vor einem Untoten und das Kreuz warnt
ihn wieder. Diese Inkonsequenz innerhalb einzelner Romane wirkt oft
störend. Außerdem wird zunächst behauptet, dass aus dem Dorf
zwei Menschen verschwanden, wenig später ist nur noch von Myrna und
einigen vermissten Arbeitern aus dem Steinbruch die Rede. Dennoch gehört
der Roman zu den besseren Werken der letzten Monate und überzeugt neben
einer interessanten Story auch durch eine rasante Entwicklung und einen gelungen
Showdown, in dem Suko wieder zeigen darf, was in ihm steckt.
Besonderheiten:
Wer sich des Öfteren Gedanken macht, wie alt Johns Chef Sir James ist
bekommt auf Seite 14, Spalte 1 einen interessanten Hinweis:
"Danke", sagte ich, "und regen Sie sich nicht auf. Das schadet nur dem
Blutdruck."
Sir James winkte ab, und wir verließen sein Büro.
"ob er etwas Ernstes hat?", fragte Suko.
"Wie kommst du darauf?"
"Er schien mir nicht richtig bei der Sache zu sein."
"Das geht vorbei."
"Eigentlich hätte er schon in Pension gehen müssen", murmelte
Suko.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Hier hat Candy Kay wieder ein exzellentes Cover hingelegt, welches den
Blutdrachen in all seiner dämonischen Pracht zeigt. Davor eines seiner
hübschen willfährigen Opfer. Durch die Nebelschwaden bekommt das
Bild etwas Geheimnisvolles und Bedrohliches.
Coverbewertung: