John Sinclair Nr. 1466: Tödliche Küsse

John Sinclair Nr. 1466: Tödliche Küsse


Schon das Läuten des Telefons auf der Gegenseite hörte sich weicher als normal an, als Nora Quinn die letzte Zahl eingetippt hatte und den Hörer erwartungsvoll gegen ihr Ohr drückte. Zunächst geschah nichts. Sie lauschte nur dem Läuten nach. Und sie hörte ihr eigenes Herz recht laut schlagen. Die Erwartung war einfach zu groß. Sie musste ihren Apoll oder Adonis erreichen, sonst hätte sie durchgedreht. "Hallo..." Nora riss den Mund auf, als sie die Stimme hörte. Ja, das war er. Niemand anderes hätte durch ein einfach gesprochenes Wort Hoffnungen erwecken können, aber er schaffte es, und das Herz der Frau schlug in den folgenden Sekunden noch schneller. Sie wusste, dass sie eine Antwort geben musste, e, und das tat sie auch mit leicht zittriger Stimme. "Ich bin es - ich", flüsterte sie...


von Jason Dark, erschienen am 15.08.2006, Titelbild: Natale

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Jane Collins erhält von dem zur britischen Luftwaffe gehörenden Commander Arthur Hellman den Auftrag, dessen verschwundene Frau Sue zu suchen. Die war zwar gute fünfzehn Jahre jünger als ihr Mann, doch Hellmann versichert, dass seine Ehe in Ordnung war und es einen anderen Grund für ihr Verschwinden geben muss. Bei ihren Nachforschungen stößt Jane jedoch auf eine Handynummer, die einem Callboy gehört. Die Privatdetektivin bittet John Sinclair um Hilfe, der ihr den Namen und die Adresse zu dem Anschluss besorgen kann. Gemeinsam fahren sie zu Attila Caine, dem Callboy. Doch während Jane ihn um ein Treffen bittet und seine Wohnung betritt, wartet John im Flur als Rückendeckung. Attila Caine spürt, dass Jane keine gewöhnliche Frau ist. Er fühlte ihre Hexenkräfte, denn er ist eine Kreatur der Finsternis! Mit seinen Küssen saugt er Menschen die Seele aus, um selbst weiter existieren zu können. Er zeigt Jane sogar einen Raum, in dem er acht tote Frauen in Kühltruhen aufbewahrt. Dann überwältigt er die Detektivin, um ihr mit seinem tödlichen Kuss die Seele zu rauben. Das kann John, der sich einen Zweitschlüssel für die Wohnung beim Hausmeister besorgt hat, im letzten Moment verhindern und die Kreatur mit dem Kreuz vernichten.


Meinung:
Nach der Vergessenen aus Band 1464 haben wir nun also nach zwei Wochen schon wieder einen Seelensauger… Aber im Gegensatz zu ‚Die Vergessene' ist dieser Roman um einiges besser. Auch wenn in den ersten beiden Dritteln dieses Romans kaum etwas passiert, hat er mir gut gefallen, weil er sehr angenehm zu lesen war. Im letzten Drittel zieht die Spannung wieder an und ich war ziemlich überrascht, dass Nora Quinn sterben musste, weil ich immer davon ausgegangen war, dass John und Jane rechtzeitig kommen, um die Frau zu retten. Außerdem habe ich (wohl vom Cover inspiriert) angenommen, dass es sich um eine Vampirgeschichte handelt. Dass es sich bei Attila Caine um eine Kreatur der Finsternis handelt, hat mich dieses Mal echt überrascht. :o) Was nicht klar wurde ist die Tatsache, dass Caine die Körper der Frauen in Kühltruhen aufbewahrt. Zu Anfang wird einmal gesagt, dass er acht Körper braucht um seine Unsterblichkeit zu erhalten, doch die hat er als Kreatur der Finsternis ja schon und eigentlich müsste es doch reichen, die Seelen zu rauben. Schade, dass darauf nicht weiter eingegangen wurde.


Besonderheiten:
Zeitpunkt der Handlung: ein Freitagabend im Juni 2006.
Mit diesem Roman erschien das Taschenbuch 305 ‚Vampir-Phantome'.
Mit diesem Roman erschien der Jubiläumsband 62 ‚Im Namen des Schwarzen Tods'.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Bild zeigt Attila Caine mit seinem letzten Opfer Nora Quinn. So wurde sie von dem Callboy empfangen. Ich finde das Cover sehr ansprechend.


Coverbewertung:
5 Kreuze
Rezension von neo09:


Kurzbeschreibung:
Im Auftrag des Commanders Arthur Hellman begibt sich Jane Collins auf die Suche nach seiner Ehefrau Sue. Bei der Recherche stößt die Detektivin auf eine Telefonnummer, die zu dem Callboy Attila Caine gehört. Caine, einerseits hochattraktiv - andererseits Kreatur der Finsternis, saugt seinen Kundinnen die Seele aus dem Leib um auf diesem Wege für sich Lebensenergie zu gewinnen. Zusammen mit John Sinclair betritt Jane zwar das Mietshaus, die Wohnung Caines allerdings allein, um kein Misstrauen zu wecken. Dieser Plan misslingt, so dass die Detektivin zunächst auf sich allein gestellt eine Niederlage einstecken muss und als neues Opfer auserkoren wird. Im letzten Augenblick gelingt es John Sinclair aber mithilfe seines Kreuzes die Kreatur unschädlich zu machen.


Meinung:
Tja, ursprünglich hatte ich mir noch gedacht, für den Sinclair-Roman 1464 "Die Vergessene" eine kurze Rezension abzugeben. Doch dank Jason Dark kann ich mir diese sparen. Warum? Ganz einfach: Es handelt sich fast um die gleichen Geschichten: Die Motive sind gleich und John Sinclair löst den Fall. Lediglich die Nebenpersonen und die Hintergründe der Tat sind unterschiedlich. Dem geneigten Leser kommt zunächst im Verlauf der Story der angenehme Gedanke, dass JD doch tatsächlich erneut Bezug auf die Entführungen aus Aibon (Band 1464) nimmt und die Geschichte geschickt weiterspinnt. Nein! Grande Catastrophe! JD erinnert sich nicht im geringsten daran. Es handelt sich um einen eigenständigen Fall. Und das ist (um es mit JDs Lieblingswort zu umschreiben) "verdammt" ärgerlich. Eigentlich ist es schon dreist, dem Leser zwei fast identische Handlungen aufzutischen innerhalb solch kurzer Zeit. Zwar ist der Roman tatsächlich um Längen besser geschrieben als der o.g. Vorgänger, das wischt den Ärger aber nicht im Geringsten weg. Zudem merkt man dem Heft eindeutig an, dass JD selbst nicht weiß, in welche Richtung er die Geschichte steuern soll. Am Anfang wird davon gesprochen, dass Caine nur noch eine Leiche benötigt, um sowas wie Unsterblichkeit oder Lebensenergie zu bekommen, gegen Mitte des Romans aber wird auf diesen wichtigen Handlungsbestimmenden und Interesse weckenden Strang überhaupt nicht mehr eingegangen. Zusätzlich die Frage: Warum Kühltruhen? Da beschreibt JD in größter Ausführlichkeit und teilweise Langatmigkeit jedes Detail der Truhe und der Zwischenmieter (es beschleicht einem das Gefühl, dass JD Werbegeld für AEG, Bauknecht oder sonst ne Firma versprochen wurde), aber der Sinn bleibt absolut verborgen. Und warum? Weil JD nach 10 bis 20 Seiten selbst nicht weiß, wie die Story weitergehen soll! Zeigt sich übrigens auch daran, dass Attila Caine mit voller Absicht nach dem Telefonat mit Nora Hastenichtgesehen sein Handy ausschaltet, um nicht mehr gestört zu werden und nur wenige Seiten später Jane Collins diesen Caine über das Handy erreicht. Ich versteh ja, dass man sich nicht viele dramaturgischen Gedanken machen kann, wenn man im Monat vier Hefte und ein Taschenbuch abliefern muss, aber sowas darf echt nicht passieren. Deswegen: 0 Punkte. Ohne Band 1464 wären es 3 gewesen!


Besonderheiten:
Seelensaugen kommt in Mode. Gestern sind's Außerirdische, heute Kreaturen der Finsternis und man munkelt bereits davon, dass Saladin Ähnliches plant. ;o)


0 von 5 möglichen Kreuzen:
0 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Eines der in letzter Zeit sehr ausdruckspärlichen Cover. Wenig Motiv, alles Düster. Öde!


Coverbewertung:
1 Kreuz
Rezension von Alien


Kurzbeschreibung:
Eine erfolgreiche Geschäftsfrau, wie Nora Quinn, findet in einem einfühlsamen Callboy die Erfüllung ihrer Sehnsüchte. Liebesritual und Leidenschaft ergeben das Verlangen nach Erotik. Die zweite Gegenwart des Callboys beendet das Leben seiner Kundinnen mit dem tödlichen Kuss. Als Seelensauger sichert er seine weitere Existenz. Durch das verschwinden der Ehefrau eines Militäroffiziers kommt die Detektivin Jane Collins auf die Spur von Atilla. Die Spur führt sie aufgrund einer Telefonnummer zum Callboy und mit John Sinclair als Rückendeckung will sie diesen Fall klären. Atillas wahre Wirklichkeit ist die einer Kreatur der Finsternis, vor unendlichen Zeiten vom Teufel als Seelensauger mitgegeben. Im Entscheidungskampf unterliegt die Detektivin und John kann im letzten Moment noch hilfreich eingreifen und das Böse vernichten.


Meinung:
Ein Roman von Liebe und Leidenschaft, atmosphärisch flüssiger Lesegenuss, jedoch ohne große Überraschungen und in zwei Teilen gegliedert ist. Der Erste Teil könnte direkt aus der Zeitung stammen, wie leider auch das Leben schreibt. Eine Frau sucht nach Liebe und Geborgenheit, das unglückliche Ergebnis der Zweisamkeit- welches Motiv auch immer- endet im vorzeitigen Tod. Die Tote wird vorübergehend in der Tiefkühltruhe entsorgt. Die Tiefkühltruhen mit den Leichen stellen den Bezug zur Realität, der Gegenwart dar. Ein zeitgenössisches Gerät, kein schwarzmagischer Zauber der die Körper verschwinden läst oder in Kälte konserviert und auch nicht traditionelles, wie Leichen im Keller verscharren. Die Truhen hinterlassen einen realen horrormäßigen Gruseleffekt, ob dies die Leser wünschen ist eine andere Seite der Medaille. Die zweite Etappe, der voraussehbare Teil, der Bereich des Phantastischen des Übersinnlichen. Das es sich hierbei wiederum um Seelensaugen geht, stört mich eigentlich nicht. Das Bestreben der Hölle neben Macht sind die Seelen der Menschen einzuverleiben auch zum Zwecke deren Existenz. Die Unterschiede der Seelensaugerromane sind auf anderem Niveau, einzig das Motiv ist dasselbe. Die Widersprüche im Inhalt sind lästig, die da wäre der Handlungsablauf um die Unsterblichkeit und der Schnitzer mit dem Handy. Es fehlt der Mythos, das große Rätsel was dem Leser fesselt, der zyklische Charakter worüber er spekulieren kann und nicht zu vergessen die einundzwanzig mal verdammt worüber man lachen kann.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Auch ein schöner Rücken kann entzücken, ein ästhetisches Cover. Weniger verführerisch ist dieser rechenartige feste Griff der linken Hand. Nach der Lektüre ist dieser heftige Zugriff verständlicher. Der Hintergrund verliert sich ins schwarz-rötliche Nichts, dazu eine unheimliche Person die zu konträr geartet ist. Die Tiefe ist farb- und inhaltslos und die Sonne ist wohl schon untergegangen. Aufgrund dieses Covers würde ich den Roman kaufen.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Jane Collins erhält den Auftrag die verschwundene Ehefrau eines hohen Würdenträgers vom Militär ausfindig zu machen. Unter den persönlichen Sachen der Vermissten findet sie eine Telefonnummer von einem gewissen Attila Caine. Durch einen anonymen Anruf findet sie heraus, dass er so etwas wie ein Callboy sein muss. Gemeinsam mit John stattet sie Caine einen Besuch ab. Während John im Hintergrund bleibt, wagt sich die Detektivin in die Höhle des Löwen ...


Meinung:
Ein interessantes, wenn auch nicht gerade neues Thema wird hier von Jason Dark aufgegriffen. Der Beruf des Callboys verleiht dem Roman eine moderne Note, auch wenn der erfahrene Leser schnell dahinter kommt, wer wirklich hinter dem "perfekten" Liebhaber steckt. Warum eine Kreatur der Finsternis acht Opfer braucht um Unsterblichkeit zu erlangen bleibt dem Leser verborgen. Interessanter wäre es gewesen, wenn sie durch die Opfer gegen das Kreuz immun geworden wäre. Leider zieht sich der Roman mit teilweise sehr gekünstelt klingenden Dialogen arg in die Länge. Denkt der Leser noch, dass in einem Moment der tödliche Kuss eingesetzt wird, wird er im selben Augenblick enttäuscht, denn es muss zuvor noch ein Glas Champagner geleert werden und noch mindestens einmal erwähnt werden, wie perfekt Attila Caine ist. Insgesamt 16 mal verwendet Jason Dark sein geliebtes Wort innerhalb des Heftchens. Was in anbetracht der ermüdenden Handlung noch mehr ins Gewicht fällt. Zum Ende hin zieht die Handlung in Punkto Action und Dramatik ein wenig an. Letztendlich ist der Roman aber trotz allem eine unterdurchschnittliche Eintagsfliege, die schnell in der Masse der belanglosen Romane untergeht. Wer sich die Spannung nicht verderben will sollte die Rubirk "Besonderheiten" trotz allem überfliegen.


Besonderheiten:
John vernichtet eine Kreatur der Finsternis mit dem Kreuz


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:

Das Cover ist fast "perfekt". Sehr realistisch und düster gezeichnet vermittelt es einen Eindruck, den die Handlung leider nicht halten kann.


Coverbewertung:
4 Kreuze

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Titelbild des John Sinclair Romans Nr. 1466 war zuvor auch schon auf dem Vampir-Roman THE BITTEN von L. A. Banks verwendet worden:

"The Bitten" von L.A. Banks