John Sinclair Nr. 1457: Ediths Leichenwelt
Kein normaler Mensch hätte diesen Geruch länger als ein paar Minuten
ausgehalten. Nicht so Edith Jacum! Sie mochte den Gestank der Leichen und
ergötzte sich daran. Auch wenn ihre Welt momentan leer war, aber der
penetrante Geruch hatte sich noch gehalten, was bei Edith ein Lächeln
hervorrief. Sie stand auf der letzten Stufe der langen Kellertreppe und
schnupperte. Die Flügel ihrer ansonsten knochigen Nase weiteten sich
und erinnerten dabei an die Nüstern eines Pferdes. Edith Jacum genoss
den Geruch. Er brachte sie wieder zurück in die Vergangenheit, als sie
noch etwas dargestellt hatte, als man ihr noch Respekt entgegenbrachte und
sie sich an einem Ort bewegen konnte, an dem Leichen nichts Ungewöhnliches
waren...
von Jason Dark, erschienen am 13.06.2006, Titelbild: Koveck
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Tatort Supermarkt: Der Nachtwächter Paul Osika wird von zwei maskierten
Männern niedergeschlagen, die den Laden ausräumen wollen. Als Paul
aus seiner Ohnmacht erwacht, sieht er die beiden Räuber mit eingeschlagenen
Gesichtern auf dem Boden liegen. Eine hagere Frau, welche Tagsüber als
Putzkraft arbeitet, wuchtet die Leichen in Einkaufswagen und karrt sie nach
draußen. Der geschockte Nachtwächter informiert die Polizei.
Chiefinspektor Tanner wird der Fall übertragen, der sich an Suko und
John wendet. Zum Glück kannte Osika die Putzfrau und konnte sie als
Edith Jacum identifizieren. Die beiden Yard-Inspektoren fahren in die miese
Wohngegend, um Edith zu befragen, doch niemand ist zu Hause. Mit Hilfe einer
Nachbarin steigen die beiden Männer über den Balkon in die Wohnung
der knochigen Frau. Als sie in einer Kühltruhe eine zerlegte
Männereiche finden und die Nachbarin von einem Verwesungsgeruch berichtet,
welcher Edith anhaftet, verhärtet sich der Verdacht es mit einem weiblichen
Ghoul zu tun zu bekommen ...
Meinung:
Wenig Neues bietet dieser Einzelroman, der von der Story her eigentlich an
jedem Punkt der Serie eingeordnet werden könnte. Wie schon an anderer
Stelle erwähnt machen diese Romane mittlerweile den Reiz der Serie,
oder besser gesagt der Reihe, aus. Dass Edith ein Ghoul ist, wird dem Leser
nicht lange vorenthalten, so entfällt selbst das Rätseln nach der
Identität des Täters. Die Reize des Heftes liegen vor allem in
Milieu-Beschreibungen und in der Schilderung der Kaltblütigkeit des
Ghouls. Der Fund der Leiche in der Kühltruhe zeigt dem Leser auf, wie
schnell das Grauen in die Normalität einfallen kann, selbst am Rande
der Gesellschaft. Leider verwendet der Autor in diesem Roman Begebenheiten,
mit denen er schon mehrere ähnlich gelagerte Romane veröffentlichte.
So erinnert die Story mit dem Haus, in dem sich ein weiblicher Ghoul mitten
unter Menschen einnistet stark an Band
741
"Das Haus der Ghouls". Die Umgebung der Hochhäuser in einer eher miesen
Wohngegend wurde schon in dem Roman
1353
"Die Fratze des Todes" eingehend behandelt. Auch das Versteck in einem Bunker
ist alles andere als Neu. Allerdings wird der Leser von Logikschnitzern
verschont, die Druckfehler halten sich im Rahmen und nur der eine oder andere
in die Länge gezogene Dialog trübt den Lesespaß. Ansonsten
erwartet den Leser noch ein explosives Ende, welches John sogar daran hindert
sein unvermeidliches Kreuz zu zücken.Fazit: Für den langjährigen
Sinclair-Fan eine Eintagsfliege, die ohne bleibenden Eindruck bald vergessen
ist. Für den Gelegenheitsleser ein durchaus unterhaltsamer Roman, für
den nun absolut kein Vorwissen benötigt wird.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Ein geniales, unheimliches Cover. Drohende, stechende Augen scheinen den
Betrachter regelrecht zu sezieren. Edith Jacum, wie sie im Roman beschrieben
wird, und eine Alptraumgestalt par Excellenze. Das Cover ist mit Abstand
das Beeindruckendste am gesamten Heft.
Coverbewertung:
Rezension
von Dämonengeist:
Kurzbeschreibung:
Als der Nachtwächter Paul Osika bei seiner Arbeit in einem Supermarkt
von zwei Männern überfallen und niedergeschlagen wird, taucht die
Putzfrau und ehemalige Krankenschwester Edith Jacum auf, tötet die Gangster
und nimmt sie mit. Von ihrem Freund Tanner auf den Fall angesetzt, untersuchen
John Sinclair und Suko Edith Jacums Wohnung und stossen dabei auf eine
zerstückelte Leiche. Inzwischen entführt Jacum, die in Wahrheit
ein Ghoul ist, vor dem Haus Kat, die Chefin einer Jugendbande, und bringt
sie zu einem nahe gelegenen Bunker, wo bereits die anderen beiden Toten liegen.
Doch John und Suko kommen dank einiger Bandenmitglieder und einer Anwohnerin
dem Treiben der Leichenfresserin auf die Schliche. In dem alten Bunker
können unsere Freunde gerade noch verhindern, dass Kat stirbt. Doch
die Ghoulin will noch nicht aufgeben und holt eine Handgranate hervor. Zwar
kann John Edith noch zwei Silberkugeln ins Gesicht feuern, das explosive
Ei geht jedoch trotzdem hoch. Suko, Kat und John können sich noch retten,
doch der Leichenfresser wird von der Detonation zerfetzt.
Meinung:
Geschichten mit Ghouls gehören immer zu meinen Lieblingsstories und
auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Der Roman ist spannend geschrieben,
auch wenn man viel zu früh erfährt, dass Edith Jacum ein Leichenfresser
ist. Leider gibt es wieder einmal viel unnötiges Geschwätz
zwischendurch, vor allem zwischen John und Lilly Sauter. Zumindest hat der
Autor in diesem Band auf das Einstreuen von Logikfehlern verzichtet. Dabei
gibt es auch ein nettes Wiedersehen mit Chief Inspektor Tanner, der viel
zu selten mit von der Partie ist. Immerhin ist das Ende noch recht bombig
geraten, sodass ich mal wieder geneigt bin, geschlagene drei Kreuze zu
vergeben.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Ein schön unheimliches Cover vom momentan besten Sinclair-Zeichner.
Dumm nur, dass die Szene im Roman nicht vorkommt und das Motiv mir zu einfarbig
ist...
Coverbewertung: