John Sinclair Nr. 1451: Das Erbe des Grauens
"Da ist es", sagte Pete Ruskin mit einem gewissen Stolz in der zittrigen
Stimme. Johnny Conolly nickte nur. Das enttäuschte Pete. "Mehr sagst
du nicht?" "Ich habe gar nichts gesagt." "Super." "Aber es ist schon komisch."
"Wie komisch?", fragte Pete. Johnny suchte nach einer Antwort. Er wollte
sich auch nicht lächerlich machen und den richtigen Ton treffen. "Ich
würde sagen, dass es irgendwie unheimlich ist." Pete Ruskin kicherte
wie ein Teenager. "Genau, Johnny, genau. Das ist ganz bestimmt unheimlich.
Ich habe dir doch erzählt, wer hier gewohnt hat." "Klar, der Magier,
der Alte, der Händler, der Hexenmeister, der Unheimliche, der Sammler,
der..."
von Jason Dark, erschienen am 02.05.2006, Titelbild: Koveck
Rezension von
Olsen:
Kurzbeschreibung:
Johnny Connolly, der es als Patenkind eines Polizisten eigentlich besser
wissen müsste, bricht mit seinem Kommilitonen Pete Ruskin in das Haus
eines Flohmarkthändlers namens Kilgo ein, von dem das Gerücht geht,
dass er außerdem auch ein Magier und Hexenmeister ist. Dass er das
tatsächlich ist, stellt sich schneller heraus, als es den beiden
Hobby-Gangstern lieb sein kann. Kilgo ist nämlich nicht annähernd
so verschollen, wie die beiden dachten, und überrascht sie bei ihrem
Einbruch. Verständlicherweise ist er sauer auf die beiden, was
natürlich nicht rechtfertigt, dass er sie gleich umbringen will. Was
für ein Glück, dass Johnnys Vater Bill (aus für mich
unbegreiflichen Gründen) den guten alten Geisterjäger alarmiert.
Kommen sie noch rechtzeitig, um das Schlimmste zu verhindern?
Meinung:
Auch wenn sich meine Inhaltsangabe vielleicht nicht so liest: Ich fand den
Roman sehr unterhaltsam und er zählt für mich zu den stärksten
Bänden der letzten Wochen. Die sprachlichen Patzer halten sich in
erstaunlich engen Grenzen (auch wenn es vielleicht eine Spur zu häufig
erwähnt wird, dass Kilgo ein Magier und Hexenmeister ist) und die Dialoge
klingen ein klein wenig "gesprochener" als in den letzten Wochen (auch wenn
wieder so verhasste Sätze auftauchen wie "So und nicht anders muss man
das sehen. Tut mir Leid.") Vor allem die Szenen auf dem Dachboden sind auch
atmosphärisch gut gelungen. Größere Probleme habe ich dafür
wieder einmal mit der internen Logik und Motivation mancher Personen. So
halte ich es z.B. für nicht besonders glaubwürdig, dass sich Johnny
zu so einem Unfug überreden lässt, in ein Haus einzubrechen. Dass
das Haus nicht abgesperrt war, macht das Ganze nicht weniger verboten. Und
das Ganze dadurch zu rechtfertigen, dass Kilgo seit einiger Zeit verschwunden
sein soll ... na ja, überzeugt mich nicht. Als übrigens John und
Bill später im Dorf einen Bewohner fragen, ob der Kilgo kenne, klingt
seine Antwort für mich nicht so, als ob Kilgo tatsächlich verschwunden
sei. Gut, vielleicht hat der Dorfbewohner nichts davon gewusst, aber wenn
es der schon nicht weiß, woher wissen es dann Johnny und Pete Ruskin?
Aber sei's drum. Die Jungs brechen halt dort ein - und werden natürlich
dabei ertappt. Recht so, Strafe muss sein! Nicht nachvollziehen kann ich
auch, warum Bill John alarmiert. Leider hab ich das Heft im Augenblick nicht
mehr vorliegen und kann deshalb nicht mehr nachschlagen. Aber meiner Erinnerung
nach, wusste Bill nichts von dem geplanten Einbruch. Wäre ja auch noch
schöner, wenn er davon gewusst und mit einem "Viel Spaß!" abgetan
hätte. Wenn er aber nichts davon wusste, warum war er dann so beunruhigt?
Und zur Glaubwürdigkeit der Tatsache, dass sich Bill Zugang zu Kilgos
inzwischen versperrtem Haus verschafft, in dem er mit Johnnys Mini durch
die Tür rast, möchte ich ohne meinen Anwalt lieber auch nichts
sagen. Das Erstaunliche an diesem Roman ist aber, dass all diese Ungereimtheiten
den Roman nicht gar so sehr in die Tiefe reißen, wie es zuletzt so
häufig der Fall war. Und deshalb muss ich zum Abschluss noch ein
Geständnis machen: Da dieser Band wieder einmal der erste Teil eines
verkappten Zweiteilers ist, konnte Kilgo (der übrigens ein Magier und
Hexenmeister ist. Hab ich das schon erwähnt?) am Ende natürlich
entkommen. Ich gebe zu, dass ich auf den nächsten Teil gespannt bin.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Jubel!!! Endlich findet Koveck auch Verwendung bei John Sinclair. Ich hoffe,
er wird dem guten alten Spoerr schnell den Rang ablaufen, zumal ja auch auf
dem nächsten Band ein Koveck zu finden sein wird. Das Bild ist sehr
detailgetreu gemalt. Nur der Gesichtsausdruck des Klappenöffners (der
wohl Pete Ruskin sein soll) gefällt mir nicht besonders.
Coverbewertung:
Rezension
von Dämonengeist:
Kurzbeschreibung:
Pete Ruskin besucht mit seinem Freund Johnny Conolly das Haus des selbsternannten
Hexenmeisters Kilgo, der seit einiger Zeit verschwunden ist. Auf dem Dachboden
finden die beiden einen Haufen Trödel, allerdings auch zwei Skelette,
Puppen und eine Leiche. Pete möchte einige der Dinge mitgehen lassen
und verkaufen, was Johnny verhindert. Dabei wird Conolly Junior von einer
lebenden Puppe angegriffen, die er zerstören kann. Daraufhin wollen
sie aus dem Haus fliehen, doch die Eingangstür ist verschlossen und
die Fenster ausbruchssicher. Nachdem Johnny eine weitere Puppe zerstört
hat, trifft er auf die Leiche vom Dachboden, die zu einem untoten Leben erwacht
ist. Zwar kann er sich einiger Angriffe des Zombies erwehren, doch auch Kilgo
selbst taucht im Haus auf. Er schlägt Johnny nieder und will ihn in
einem geheimen Stollen der Hölle opfern, während Pete Ruskin von
dem Zombie getötet werden soll. Doch Johnny's Patenonkel John Sinclair,
der über Bill von dem Vorhaben des Studenten erfahren hat und mit dem
Reporter zu Kilgos Haus gefahren ist, taucht im rechten Moment auf. Er vernichtet
das Zombie-Monster, das einst ein Schamane war, mit einer Silberkugel und
findet mit Petes Hilfe den Geheimgang. Als John im Stollen auftaucht, flieht
Kilgo, der zuvor von Johnny mit einer Lampe verletzt worden war. Bill und
sein Sohn sind wieder glücklich vereint, doch von dem Hexenmeister haben
sie nicht zum letzten mal gehört.
Meinung:
Seltsam, tags zuvor habe ich noch, ohne etwas vom Inhalt dieses Romans zu
ahnen, den Film 'Chucky und seine Braut' gesehen. Zufall? Fügung des
Schicksals? Oder eine Verschwörung von oben? Das wird man wohl nie erfahren.
Jedenfalls hat mir dieser Band, wie auch der letzte, sehr gefallen, allerdings
reicht er dann doch nicht an den oben genannten Film heran. Aber das ist
nun wirklich nicht der Maßstab. Viel wichtiger ist, dass der Roman
wieder sehr spannend und auch recht actionreich war. Besonders die Szene
auf dem Dachboden und Johnnys und Petes verzweifelter Kampf gegen den Zombie
haben mir gefallen. Mit Kilgo ist dabei wieder ein interessanter Gegenspieler
aufgetaucht, der das Sinclair-Team hoffentlich noch über den nächsten
Roman hinaus beschäftigen wird. Mal abwarten. Leider gibt die Geschichte
auch noch einige Rätsel auf. So musste ich gleich auf Seite 4 stutzen,
als aus Johnny plötzlich Bill wurde. Zudem zeigt der Autor hier erstmals
dem Leser, dass Conolly Junior seinem allseits geliebten Patenonkel in Sachen
Vergesslichkeit in nichts nachsteht. So bemerkt er auf Seite 29, nachdem
er die zweite Puppe erledigt hat, dass die erste keine roten Augen hatte.
Dazu ein Auszug aus Johnnys Kampf mit der ersten Puppe (S.21): 'Tief in den
Pupillenschächten flackerte es. Dort loderte etwas in einem düsteren
Rot.' Nun, entweder blickt der Autor da nicht mehr ganz durch oder Johnny
ist farbenblind - das läuft eigentlich aufs Selbe hinaus. Auch ist mir
vollkommen unklar, warum Kilgo erst wochenlang verschwindet, dazu seine
Haustür auch noch offen lässt und dann ausgerechnet zu dem Zeitpunkt
wieder auftaucht, als Johnny und Pete das Haus durchsuchen. Bleibt nur die
Frage, was wohl aus Kilgos restlichem, offensichtlich ebenfalls magischem
Krempel wird. Aber was solls, der Roman hat auch so schon bei mir genügend
Sympathiepunkte, sodass es gnädiger Weise wie beim letzten Mal vier
Kreuze gibt.
Besonderheiten:
Erster Auftritt von Kilgo.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover zeigt Johnny (?), wie er das erste Mal den Dachboden betritt. Die
Szenerie wird genauso im Roman beschrieben, nur der blutige Kopf neben dem
Fenster nicht erwähnt. Allerdings gefällt mir das Bild von der
zeichnerischen Qualität schon so gut, dass es nicht weniger gibt
als...
Coverbewertung: