John Sinclair Nr. 1450: Insel der Vampire
Die Bewegung kannte ich im Schlaf. Der Griff zur Waffe. Das blitzschnelle
Ziehen der Beretta, der kurze Dreh nach rechts. Das verräterische Keuchen
verwandelte sich in eine Gestalt, die soeben die Deckung des Stützpfeilers
in der Tiefgarage verließ. Der Mann sah zum Fürchten aus und schien
sich kaum auf den Beinen halten zu können. Er ging nicht, er torkelte
auf mich zu, wobei er bei jedem Schritt schwere Atemzüge ausstieß.
Sein langer Mantel stand offen. Obwohl die Beleuchtung hier unten nicht eben
optimal war, sah ich den Schmutz an seiner Kleidung. Das Gesicht war bleich,
der Blick unstet. Und dann ging der Mann einen letzten Schritt vor. Er hatte
sein Ziel - meinen Rover - erreicht...
von Jason Dark, erschienen am 25.04.2006, Titelbild: E.J. Spoerr
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
John wird in der Tiefgarage von Jeff Holm angesprochen, einem englischen
Geheimdienstagenten, der auf einer kleinen Insel im Mittelmeer von einer
Vampirin angefallen wurde, die schon seinen Kollegen ausgesaugt hat. John
kann den Keim, der sich in Holm auszubreiten begann, mit dem Kreuz
zerstören. Am nächsten Tag machen sich John und Suko auf den Weg
zur Insel, um die Vampire zu vernichten...
Meinung:
Ein fast schon klassischer Titel, den uns Jason Dark für das letzte
kleine Jubiläum vor der großen Nr. 1500 präsentiert.
Tatsächlich ist der Band ein Vampirroman, der sich zur Abwechslung mal
nicht um Dracula II und Justine Cavallo dreht, das wäre auch wirklich
zu viel des Guten gewesen, denn gerade vor zwei Wochen erst hatten diese
beiden Blutsauger einen Auftritt absolviert. Die Handlung des vorliegenden
Romans ist in Hinsicht auf den Schauplatz schon bemerkenswert, denn in die
südlicheren Gefilde verschlägt es die beiden Geisterjäger
doch eher selten. Leider merkt man wieder einmal, dass 64 Seiten für
den ausschweifenden Erzählstils des Autors nicht wirklich ausreichen.
Allerdings muss man auch erwähnen, dass die Anfangsszene, in der Jeff
Holm den Geisterjäger auf das Eiland aufmerksam macht, nicht wirklich
bis Seite 16 hätte gehen brauchen. Oft genug dreht sich das Gespräch
im Kreis. Der Kampf der beiden Söldner mit den Vampiren auf der Insel
ist dafür wieder richtig spannend und actionbetont, auch wenn Darks
Vampire eher wie Zombies aus einem Film von George A. Romero wirken. Nachdem
einer der Blutsauger sich endlich satt trinken konnte, war er wenigstens
wieder in der Lage zu sprechen und eigene Schlüsse zu ziehen. Die Urheberin
des Grauens hätte ein schillernder Charakter werden können, der
durchaus Potenzial zu einem Hauptgegner gehabt hätte, wenn John nicht
wieder schneller gewesen wäre. Immerhin hat das Kreuz nicht auf diese
uralte Vampirin reagiert und der Schauplatz Mittelmeer, in welchem, laut
Jason Dark, auch Atlantis lag, wäre eine ideale Verbindung zu
Vampiro-del-Mar gewesen. Leider lässt der Autor lieber seinem ausgelutschten
Liebling Dracula II die tausendste, dämliche Flucht gelingen. So ganz
einig war sich Jason Dark auch nicht, wie die Blutsaugerin nun erwacht ist.
Einmal war es ein Erdbeben und beim nächsten Mal ein Vulkanausbruch.
Über die Idiotie von John und Suko sollte man sich erst gar keine Gedanken
machen. Da schleppen die beiden Deppen den bewusstlosen Gangster mit zu Insel,
in der Hoffnung, dass er nicht aufwacht und mit sich mit dem Kahn davonmacht.
Und, oh Wunder, der Knabe erwacht, schnappt sich das Boot und wird nur von
seinem Vorhaben abgehalten, weil ein Blutsauger noch Hunger bekommen hat.
Warum eine Vampirin, die älter als 2000 Jahre ist den relativ modernen
Namen Rosanna trägt sollte man sich gar nicht erst fragen, denn auch
darauf gibt es keine Antwort. Der Roman ist absoluter Durchschnitt, was für
einen John-Sinclair-Roman mittlerweile richtig gut ist. Diesem Heft kommt
außerdem zu Gute, dass es eben nicht von Vogelmädchen, beamenden
Sekretärinnen, schwatzhaften Supervampiren und durchgeknallten
Hypnotherapeuten handelt.
Besonderheiten:
Aufgrund akuten Leserbriefmangels, beschränken sich Verlag oder Autor
(oder beide) auf eine Seite Leserseite. Wenigstens wird der leidgeprüfte
Fan von der x-ten Beweihräucherung der Hörspiele und Romane verschont.
Ob die einseitige LKS allerdings Standard wird, wird sich wohl erst im
nächsten Band zeigen.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Nicht wirklich gruselig; abgesehen von den Totenschädeln und der Knochenhand
gibt es keine Attribute für eine unheimliche Atmosphäre. Zeichnerisch
gibt es weitaus schlechtere Cover, aber auch etliche bessere.
Coverbewertung:
Rezension
von Dämonengeist:
Kurzbeschreibung:
John Sinclair trifft in der Tiefgarage seines Wohnhauses auf Jeff Holm, einen
englischen Geheimagenten, der ihn um Hilfe bittet. In der Wohnung des
Geisterjägers berichtet Holm, dass er auf einer Insel im Niemansland
des Mittelmeeres, die jedoch in letzter Zeit an politischer Brisanz gewonnen
hat, gemeinsam mit seinem ägyptischen Kollegen Karim Onofru unterwegs
war. Dabei wurden sie von der Vampirin Rosanna angegriffen, die den Ägypter
aussaugte und sich auch an Holm gelabt hat, bevor er entkommen konnte. Nun
will John mit seinem Kreuz testen, ob der Agent schon ein Vampir geworden
ist. Zwar verursacht der silberne Talisman eine Verbrennung an Holm's Hals,
doch der Tod bleibt ihm erspart. Daraufhin lässt sich Jeff Holm von
einigen anderen Agenten abholen. Sir James Powell, der Vorgesetzte unserer
beiden Helden, organisiert ihnen eine Reise zu der geheimnisvollen Insel.
Dort sind auch die beiden Schmuggler Sobec und Hassan unterwegs, die für
einen reichen Waffenhändler Giftgas verstecken sollen. Dabei werden
sie von Rosanna, einer uralten Vampirin, die durch ein Erdbeben wieder zu
untotem Leben erwachte, sowie dem zum Blutsauger mutierten Karim angegriffen.
Während Hassan dem untoten Ägypter zum Opfer fällt, kann Sobec
ins Meerwasser flüchten. Dabei trifft er auf die mittlerweile eingetroffenen
John und Suko, die ihn in ihr Schlauchboot ziehen. Da Sobec aber nicht mehr
zurück zur Insel will, schnappt er sich Johns Waffe und will die beiden
Polizisten töten. Doch Suko kann den Serben mit einem Trick ausschalten.
Gemeinsam betreten sie die Insel der Vampire und teilen sich auf. Suko trifft
nach kurzer Suche auf Karim Onofru, den er mit der Dämonenpeitsche
erlöst. Inzwischen greift der Wiedergänger Hassan seinen ehemaligen
Kollegen Sobec an und verletzt ihn schwer, doch eine von Sukos Silberkugeln
setzt seinem unseligen Dasein ein Ende. Auch John hat bei seiner Suche Erfolg
und entdeckt Rosanna. Bei dem folgenden Kampf stürzt die Uralt-Vampirin
in die Äste eines Strauches und wird durch diese gepfählt. Der
Söldner Sobec soll nun den Behörden übergeben werden.
Meinung:
Hier hätten wir also das letzte kleine Jubiläum vor dem hoffentlich
großen 1500er-Roman. Und dieses ist, wie ich finde, recht gelungen.
Zwar sind wie sehr oft in letzter Zeit wieder Vampire die Gegner, doch die
Idee mit der uralten Blutsaugerin Rosanna, die sogar dem Kreuz widerstehen
kann und auf einer einsamen Insel Angst und Schrecken verbreitet, gefällt
mir. Dazu gibt es seit Äonen endlich wieder einen Vampirroman ohne den
unseligen Will Mallmann. Auch finde ich die Geheimdienst- und
Schmugglereinbindung recht passend, selbst wenn das manchem Gruselfan nicht
gefallen wird. Dass die Hauptgegnerin Rosanna am Ende stirbt, war eigentlich
zu erwarten, dennoch hätte sie ruhig noch einen zweiten Auftritt verdient
gehabt, da man doch nur sehr wenig über ihre Vergangenheit erfahren
hat. Dabei hätte ich mir vielleicht ein paar mehr Vampire gewünscht,
denn drei einzeln kämpfende Blutsauger sind doch wirklich kein Problem
für John und Suko. Das einzige, was mich an dem Roman etwas stört,
ist die Reaktion des Kreuzes auf Rosanna. Am Ende ist es fast inaktiv, was
ich sogar als positiv ansehe, doch als es am Beginn des Bandes Kontakt mit
Jeff Holm bekam, reagierte es noch sehr stark auf die uralte Vampirmagie.
Handelte es sich dabei etwa um das Kreuz aus der Parallelwelt? Das wird man
wohl nie erfahren. Das gilt jedoch nicht für die meine Wertung des Romans
- der bekommt diesmal vier Kreuze. Aber für die 1500 erwarte ich noch
einiges mehr...
Besonderheiten:
Die Ausgabe dieses Romans, die ich von Romantruhe zugesandt bekam, hat
tatsächlich einen doppelten Einband. Entweder die Maschinen der Druckerei
spinnen oder ein Bediener der selbigen sieht alles aus etwaigen Gründen
doppelt. Aber anscheinend bin ich der einzige mit so einem Exemplar.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Vielleicht hätte jemand der Vampirin auf dem Cover sagen sollen, dass
man auch in der heutigen Zeit noch Sonnenbrand bekommen kann. Rosannas Aussehen
wurde zwar von Jason Dark für den Roman übernommen, die Skelette
sowie die U-Boote/Schiffe im Hintergrund jedoch nicht erwähnt. Allerdings
hat der werte Herr Spoerr schon um einiges schlimmere Werke fabriziert, daher
gibt es noch einmal...
Coverbewertung: