John Sinclair Nr. 1419: Mandragoros Mörderfee

John Sinclair Nr. 1419: Mandragoros Mörderfee


Genau um Mitternacht wurde Eddy Namara wach. Dass er eine halbe Stunde später nicht mehr leben würde, daran dachte er nicht im Traum. Der Durst hatte ihn geweckt. Sein Mund war trocken. Alles klebte zusammen. Auf seinen Lippen lag der Speichel ebenfalls angetrocknet und bildete kleine Klumpen. Über den Geschmack im Mund wollte er erst gar nicht nachdenken. Gegen diesen Zustand half nur eins. Ein kräftiger Schluck Wasser. Er stöhnte, als er sich aufrichtete. Beim Schlafen hatte er geschwitzt. Die Decke auf der Matratze war feucht. Namara fühlte sich nicht gut. Schlapp, ausgelaugt, wie in den letzten Tagen häufig. Das kannte er so gar nicht...


von Jason Dark, erschienen am 19.09.2005, Titelbild: Koveck

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Chiefinspector Tanner informiert John Sinclair und Suko über vier ungewöhnliche Morde, bei denen die Opfer von Lianen ähnlichen Blättern erwürgt wurden. Und als ob das nicht außergewöhnlich genug ist, stammen diese Blätter aus dem südlichen Irland. John und Suko machen sich auf den Weg in den kleinen Ort Bandon, in dem die vier Opfer einen gemeinsamen Rafting-Urlaub verbracht haben. Als sie sich die Gegend näher ansehen, stoßen sie auf einen Mann, der ebenfalls von lebendigen Blättern erwürgt werden soll und können ihn rechtzeitig retten. Suko vernichtet die Blätter mit der Dämonenpeitsche. Danach besuchen die beiden eine gewisse Cora Shannon, die im Ort die Rafting-Touren organisiert. Die junge Frau kommt den beiden Polizisten verdächtig vor, doch bevor sie sich weiter mit ihr beschäftigen, wollen sie noch einmal Ken Bullock, den Geretteten, befragen. Ehe der jedoch genaue Angaben zu der Pflanzenattacke machen kann, wird er von einem Pfeil, der seine Kehle getroffen hat, getötet. Da sich Bullock bei dem Angriff der Lianen auf einer Rafting-Tour befunden hat, mieten sich John und Suko ebenfalls ein Boot bei Cora Shannon. Die Tour führt die beiden zu einer Landzunge, auf der ein mysteriöser Baum steht: die Wurzeln des Baumes sind über der Erde zu einer Art Thron gewachsen und um seinen Stamm ist ein Seil gewickelt, an dem unzählige moderne Trophäen hängen. Es finden sich dort Handys, Radios, Zeitschriften und sogar Waffen. Als John und Suko sich den Stamm näher ansehen wollen, werden sie erneute von Pfeilen attackiert. Suko macht sich auf den Weg, um nach dem geheimnisvollen Schützen zu suchen, während John sich nun um den Stamm kümmern will. Da hört der Geisterjäger plötzlich die Stimme eines alten Bekannten: Mandragoro! Der Umweltdämon warnt John, sich nicht weiter in seine Angelegenheiten zu mischen. Mandragoro hat eingesehen, dass es zwischen ihm und John nie zu einer Einigung kommen kann und beschlossen, den Geisterjäger zu töten. Blitzschnell wird John von Lianen umschlungen, die ihn ins Geäst des Baumes ziehen und zu erwürgen drohen... Suko hat inzwischen den Schützen aufgespürt - Cora Shannon, die im Dienste Mandragoros steht und Menschen tötet, die in den Augen des Umweltdämons nicht mehr wert sind, zu leben. Er kann Cora überwältigen und führt sie zurück zum Baum. Hier kommt er gerade noch rechtzeitig, um John zu retten, indem er den Baum mit der Dämonenpeitsche vernichtet. Cora Shannon, die sich in die Reste des vergehenden Baumes stürzt, stirbt ebenfalls.


Meinung:
Der Roman hat mir gut gefallen, auch wenn er - wie das in dieser Woche erschiene Taschenbuch Nr. 294 ‚Raniels Engelwelt' - mit wenig Action oder Grusel aufwartet. Denn langweilig war der Roman auch nicht und außerdem gut zu lesen. Schön war der Auftritt von Chiefinspector Tanner, der ja viele Freunde hat. Und auch Mandragoro hatte hier mal wieder einen relativ langen Auftritt. Dass er diesmal so radikal gegen John vorgeht, scheint ein neues Kapitel im Verhältnis zwischen den beiden aufzuschlagen. Allerdings kommt das für mich etwas plötzlich, denn schließlich kennen sich die beiden schon seit Jahrzehnten und es dürfte Mandragoro doch schon länger aufgefallen sein, dass seine und Johns Position nicht vereinbar sind... Was nun die Verbrechen der vier Rafting-Touristen angeht, so ist dieser Punkt auch nicht ganz deutlich geworden. Wenn es nur um das Mitnehmen der Pflanzen geht, dann ist Mandragoros Vorgehen eindeutig zu brutal und dämonisch.


Besonderheit:
Mandragoro versucht aktiv, John zu töten.
Mit diesem Roman erschien das Taschenbuch Nr. 294 ‚Raniels Engelwelt'.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Bild zeigt Cora Shannon und den Totenbaum. Diese Szene kommt so im Roman nicht vor, aber das Bild ist gut gelungen. Die schattenhaften Monster werden in der Geschichte überhaupt nicht erwähnt.


Coverbewertung:
4 Kreuze
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
In London werden vier Menschen in einer Nacht von Schlingpflanzen erwürgt. Grund genug für Chefinspektor Tanner John und Suko zu informieren. Die Opfer waren zuvor alle zusammen auf einer Rafting-Tour im südlichen Irland, von wo auch die Mörderpflanzen stammen. Als John und Suko dort ankommen werden sie zufällig Zeuge, wie ein Mann im Fluss vorbeifährt, zwei lianenartige Blätter um den Hals geschlungen, die ihn würgen. Den Geisterjägern gelingt es im letzten Augenblick den Mann zu retten und zu einem Arzt zu bringen. Als sie danach der Betreiberin des Rafting-Verleihs einen Besuch abstatten, sind sie sich schnell einig, dass Cora Shannon mit den Morden zu tun hat. Die Geisterjäger wollen selber die Strecke abfahren und landen auf einer Halbinsel, auf der ein alter mächtiger Baum steht. Dort treffen sie tatsächlich auf Cora Shannon, Mandragoros Mörderfee. Ein brutaler Kampf entspannt sich, in dessen Verlauf auch Mandragoro eingreift. Urplötzlich erwacht der Baum zum Leben und packt John, der ins Geäst geklettert ist. Die Zeit der Schonung ist vorbei...


Meinung:
Die Romane mit dem Umweltdämon gehören immer wieder zu den Storys, die mir persönlich sehr gut gefallen. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an dieses Heft, die aber dadurch getrübt wurden, dass der Titel schon sehr an den letzten Fall mit Mandragoro erinnerte "Mandragoros Liebeshexe". Doch schnell stellt sich heraus, dass dieser Roman anders gelagert ist. Es gibt zwar einige Parallelen, das liegt aber daran, dass mittlerweile alle Storys mit Mandragoro nach Schema F verlaufen. Kleines Gespräch unter Bekannten, Mandragoro zeigt sich gütig und zieht sich zurück, entweder nachdem er seine eigene Kreatur erledigt hat oder er überlässt John seinem Schicksal. Dieses Mal muss John alleine zusehen, wie er den Baum besiegt. Glücklicherweise gibt es ja Suko, der das Ding einmal mehr schaukelt. Das Finale erinnert dahingehen sehr an Band 965 "Der Killerbaum". Man sieht, war alles schon mal da. Dass Cora Shannon die Mörderfee ist, war schon nach dem ersten Satz, den sie sprach klar, also auch in dieser Hinsicht kein Highlight. Erfrischend war der Cameoauftritt von Tanner. Doch hier hat sich auch ein kleiner Logikfehler eingeschlichen, denn er sagt zu Beginn, dass das letzte Opfer vor zwei Tagen ermordet wurde, nur um kurz darauf verlauten zu lassen, dass alle Opfer in einer Nacht starben. So ganz schlau wurde ich auch nicht aus der Tatsache, dass alle Opfer Singles waren und sich über eine Agentur kennen lernten. Dieser Umstand ist völlig unerheblich und wird später auch nicht wieder aufgegriffen. Des Weiteren war ich sehr enttäuscht, dass die Werwolfgestalten vom Hintergrund des Covers nicht aufgetaucht sind. Aber es gibt auch positive Seiten an dem Roman, abgesehen von dem Wiedersehen mit Mandragoro und Tanner. Die Druckfehler sind zwar insgesamt mehr als im vorangehenden Heft aber immer noch wenig im Vergleich zu den Romanen der letzten Monate. Auch die Eingangsszene ist sehr gelungen und die Atmosphäre des dunklen Schlafzimmers in dem der Mann von etwas Unbekanntem gepackt und gewürgt wird ist im wahrsten Sinne des Wortes beklemmend. Auch die Attacken mit den Pfeilen habe ich so nicht erwartet und zu guter letzt verdient sich der Roman allein dadurch einen fetten Pluspunkt, dass Suko wieder den bösen Bösewicht gekonnt zur Strecke bringen darf, während John auf dem Mörderbaum seiner Kindheit hinterher klettert.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Ein Spitzencover! Man sollte diesen Künstler verpflichten und zum neuen Stammzeichner der Serie machen.


Coverbewertung:
5 Kreuze

Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Das von Koveck gemalte Titelbild des John Sinclair Romans Nr. 1419 wurde auch noch auf der im Mai 2006 erschienenen Ausgabe des amerikanischen HEAVY METAL Magazins verwendet:

Heavy Metal Nr. 05 / 2006


Und auf dem Cover des im August 2008 erschienenen italienischen Comic-Magazins LANCIOSTORY Nr. 444 war ebenfalls noch einmal das selbe Motiv abgebildet:

LANCIOSTORY Nr. 444