Der Hüter Nr. 6: Auf dunklen Pfaden

Der Hüter Nr. 6: Auf dunklen Pfaden


„Lass sie in Ruhe!“, rief Mark Larsen mit irrem Funkeln in den Augen, als sich Connor Baigent seiner Freundin Sabrina näherte. Immer noch waren sie in der Gewalt des ehemaligen Hüters, von dem sie nun sicher wussten, dass er ein Vampir war. Sicher war auch, dass Connor sein Leinenkissen verloren hatte, welches Mitglieder des Ordens vor dem bösen Blick und anderen Unannehmlichkeiten, die einem die schwarze Familie bereiten will, schützt. Connor streckte die Hand aus und fuhr mit dem Finger über Sabrinas Stirn. Eine Platzwunde, die eben erst aufgehört hatte zu bluten, wurde so wieder geöffnet. Kleine Tropfen quollen hervor und liefen die Stirn hinunter, bis Connor sie mit dem Finger auffing. Ein Stöhnen drang tief aus seiner Kehle hervor. Dann leckte er sich das Blut vom Finger. Wieder stöhnte er und verdrehte dabei die Augen. „Oh, Hüter … weißt du eigentlich, dass es nichts gibt auf der Welt wie die Sucht nach dem Lebenssaft? Kein Drogensüchtiger kann nachempfinden, was ich spüre. Ich kann das Blut in den Adern rauschen hören, höre euren Herzschlag. Und nun schmecke ich auch ihr Blut.“ „Wag es nicht…“, setzte Mark an, doch er wurde unterbrochen. „Sei ruhig! Und höre dir meine Geschichte weiter an.“ Ungläubig sahen Mark und Sabrina den Vampir an. Beide hatten damit gerechnet, dass Connor sie nun ebenfalls zu Wesen der Nacht machen wollte. Sabrinas Atem beruhigte sich nur langsam, noch immer stand die Angst in ihren Augen, als sie zu Mark blickte. Der hätte gerne mit den Schultern gezuckt, doch das ließen die Fesseln nicht zu. Dann erzählte Connor Baigent weiter.


von Oliver Müller, erschienen im Januar 2007
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