Der Hexer Nr. 2: Der Seelenfresser
Der Hexer Nr. 2: Der Seelenfresser


Die Nacht war still und fast endlos gewesen, und als die Dämmerung kam, wirkte die Morgensonne grell und hart. Lowry Temples wußte, daß es ein böser Tag werden würde- für ihn, für Jane, für sie alle und für Innsmouth. Er hatte die ganze Nacht gebetet und zu Gott gefleht, ihn zu schonen. Aber als aus dem angrenzenden Zimmer der erste, dünne Schrei des Neugeborenen drang und wenige Augenblicke später die Tür aufging und er in die Augen des Arztes sah, wußte er, daß seine Gebete nicht erhört worden waren. Der Fluch, der seit Generationen auf Innsmouth lag, hatte sich ein weiteres Mal erfüllt...


von Wolfgang Hohlbein, erschienen am 30.04.1985, Titelbild: Les Edwards

Rezension von Stefan (Lobo) Albertsen:


Kurzbeschreibung:
In Innsmouth wird Lowry Temples ein Sohn geboren. Andernorts ein Grund zur Freude, entwickelt sich dieser Umstand für Temples zu einer gigantischen, persönlichen Tragödie, denn ein Fluch, der seit 200 Jahren über dem Ort liegt, bewirkt, dass alle männlichen Nachkommen mit Verkrüppelungen und Entstellungen geboren werden. Lowry ist vom Schicksal derart hart getroffen, dass der junge Mann einen folgenschweren Entschluss fasst. Er will Rache an dem Mann üben, von dem angenommen wird, er habe den Fluch ausgesprochen. Er will Roderick Andara töten!
Fälscherlicherweise nimmt Lowry an, dass Andara trotz der langen Zeitspanne, die seit Inkrafttreten des Fluches vergangen ist, wieder zurückgekehrt ist, ahnt jedoch nicht, dass es Robert Craven war, der in Innsmouth einen Tag zuvor angegriffen worden war (man erinnert sich, so geschehen in DER HEXER Nr. 1).
Gemeinsam mit einigen - ebenfalls entstellten - Anwohnern und Freunden aus Innsmouth stellt Lowry Robert eine Falle, in die der Jung-Hexer, der sich in Begleitung von Howard noch einmal nach Arkham begeben hat, auch prompt tappt. In jener Ruine, die ihm einen Tag zuvor als Hotel vorgegaukelt worden war, treffen die beiden Freunde auf Curd und Wulf - zwei Freunde Lowrys - und kämpfen gegen sie.
Nachdem sie die erste Auseinandersetzung für sich entscheiden konnten, zünden die Innsmouther (richtig so???) die Ruine an und zwingen Robert und Howard zu einer übereilten Flucht, die in der Kanalisation endet. Dort werden der Hexer und sein Freund überwältigt und nach Innsmouth verschleppt, wo sie auf Lowry und die Hexe Ayres treffen.
Lowry klärt Robert über die Umstände auf, das Andara zwei Jahrhunderte zuvor auf der Flucht gewesen war und in Innsmouth versteckt wurde. Doch alsbald schien es so, als hätten die Einwohner des Ortes ihn verraten (was aber nicht so war) und deshalb verhängte er einen Fluch über sie (was auch nicht der Wahrheit entspricht). Robert versucht Lowry von seiner Unschuld und der Unschuld seines Vaters zu überzeugen, doch selbst die vermittlungsbereite Ayres kann den von Hass verblendeten Mann nicht umstimmen.
Ayres bleibt nichts anderes übrig, als ihr gegebenes Wort einzulösen und Curd den Befehl zu geben Robert das Genick zu brechen. Doch damit endet diese Geschichte noch längst nicht. Im Gegenteil, einige überraschende Wendungen stehen noch aus.


Meinung:
So, hier stoppe ich die Inhaltsangabe, denn das Finale verspricht noch eine Überraschung, die ich hier nicht verraten möchte. Verraten möchte ich jedoch, dass der zweite Band der eigenständigen Hexer-Reihe mir außerordentlich gut gefallen hat und die begonnenen Themenbereiche (die Geschehnisse auf Necrons Drachenburg und den Kampf der darin befindlichen Templerritter habe ich aus Platzgründen gar nicht erwähnt) gekonnt weiterführt.
Alles in Allem wartet Wolfgang Hohlbein wieder einmal mit einer gekonnten Mischung aus Mystery, Horror, Action und Drama auf, der zwar noch immer das Flair und die Genialität der frühen Hexer-GK's fehlt, die aber zunehmend an Atmosphäre gewinnt und in einem fulminanten Finale mündet. Die Nebenhandlung mit Necron und seinem Bündnis mit den Templern wird vorangetrieben (es erhält erste Risse und zerbricht binnen kürzester Zeit) ist interessant, wenn auch im Moment noch nicht aussagekräftig genug (später mehr davon) und Shannons Werdegang innerhalb der Serie wird ebenfalls weiter entwickelt.


Besonderheiten:
Gibt es, aber die verrate ich nicht, ansonsten ist die Überraschung dahin ;-D


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Cover ist nicht schlecht, aber auch nicht unbedingt überragend. Es hält sich im Mittelfeld und ein wenig sauer stösst mir auf, weil Robert irgendwie zu alt wirkt.


Coverbewertung:
2 Kreuze

Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Das gleiche Cover wurde bereits für den Gespenster-Krimi Nr. 457 verwendet.

Gespenster-Krimi Nr. 457: Mit den Augen der Hölle


Auch auf dem Cover des Romans "LADYGROVE" von John Burke war es abgebildet.

"Ladygrove" von John Burke


Ein weiterer Hinweis kommt von Holger:
Das gleiche Titelbild wurde auch auf dem Vampir-Horror-Roman Nr. 416 verwendet:

Vampir-Horror-Roman Nr. 416: Hexenjäger wieder Willen