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Der hagere, gebeugte Mann in der grauen Kutte eines Mönches näherte
sich langsam dem Scheiterhaufen. In seinen Händen hielt er ein einfaches
großes Holzkreuz. Er ging so schwerfällig, als schleppe er sich
nur mit Mühe vorwärts. An dem aufgeschichteten Holzstoß blieb
er stehen, und seine alten Augen, grau und glanzlos, blickten den Mann auf
dem Scheiterhaufen an. Der Verurteilte stand aufrecht. Es waren nicht die
um seinen Leib und den Pfahl gebundenen Stricke, die ihn auf den Beinen hielten,
sondern sein Stolz und seine Lebenskraft, die die tagelange Folter nicht
völlig hatte brechen können. Die Spuren dieser Folter waren ihm
deutlich anzusehen. Seine Kleidung war zerrissen und blutbesudelt. Sein
kräftiger Körper war von zahlreichen Wunden übersät.
Wunden, die von den Folterinstrumenten der Henkersknechte
stammten.
von Mortimer Grave, erschienen am 10.10.2000, Titelbild:
Sanjulian