Gespenster-Krimi Nr. 507: Der Kristallschädel

Gespenster-Krimi Nr. 507: Der Kristallschädel


Der schreiende Mann auf dem Altarstein mußte sterben. In einer letzten verzweifelten Anstrengung, seinem Schicksal zu entgehen, bäumte er sich auf, bis seine Bauchmuskeln wie dicke Stränge hervortraten und Schweißtropfen über seine bronzefarbene, mit Peitschenstriemen übersäte Haut perlten. Aber die Schergen, deren Gesichter hinter Masken aus graugrüner Schminke unkenntlich waren, zwangen ihn rücklings zurück auf den Stein. Wie irr rollte der Gefangene den Kopf hin und her. Aus der Dämmerung glotzte ihm eine Fratze aus schwarzem Granit entgegen, das Antlitz von Huitzilopochtli, dem Bluttrinker. Einer der Priester riß das Obsidianmesser aus dem Gürtel.


von Henry Wolf, erschienen am 31.05.1983

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Raven erhält von der hübschen Museumskuratorin Melissa McMurray den Auftrag den Verbleib eines Schiffes und seiner drei Besatzungsmitglieder, die im Auftrag des Londoner Museums unterwegs waren, um einen geheimnisvollen Kristallschädel zu bergen, zu klären. Die letzte bekannte Position des Kahns war in der Karibik. Doch Melissa hat noch mehr Informationen für den Detektiv, denn es existieren noch drei weiterer solcher Kristallschädel. Einer befindet sich bereits im Besitz des Londoner Museums, wo er aber kürzlich gestohlen wurde, ohne dass die Polizei eine Spur der Täter finden konnte. Ein weiterer Schädel, der sich in New York befindet, scheint in den Archiven des dortigen Museums verschollen zu sein. Nur der Schädel in Paris ist noch an Ort und Stelle, in einer gläsernen Vitrine im Museum. Daher entschließt sich Raven nach Paris zu fliegen. Als er im Museum ist, gerät ein argloser Besucher, der zu lange in die Augen des Kristallschädels blickte, in den Bann der Wesenheit, deren Geist in dem Schädel gefangen ist, und läuft Amok. Plötzlich ist auch Melissa McMurray vor Ort. Gemeinsam können sie den Amokläufer stoppen, der sich plötzlich selber die Kehle durchschneidet. Raven und Melissa dürfen das Museum verlassen, nachdem sie verhört wurden, ebenso wie zwei weitere Männer, von denen einer bei dem Amoklauf verletzt wurde. Diese Männer gehören zu einem internationalen Syndikat, welches bereits zwei Kristallschädel in seinen Besitz gebracht hat, denn der New Yorker Schädel ist keineswegs verschollen, sondern wurde, wie auch das Londoner Artefakt, gestohlen. Was keine der beiden Parteien ahnt ist, dass die Besatzung des verschollenen Schiffes den vierten Schädel geborgen hat und einer der Männer unter den Bann des Geistes in dem Kristallschädel geraten ist, woraufhin er seine beiden Freunde ermordete. Dieser Mann, Nick Jerome, ist nun im Auftrag des Schädels unterwegs, um seinen Artgenossen aus dem Pariser Museum zu stehlen. Raven, der mit Melissa die Nacht verbracht hat, und somit seine Verlobte Janice betrogen hat, erfährt von seiner Auftraggeberin, dass sie ein Medium ist, welches spüren kann, wie alt bestimmte Artefakte sind, und dass diese Schädel Milliarden Jahre zählen. Außerdem sei sie schwach telepathisch begabt und habe Kontakt zu dem Wesen in dem Londoner Schädel aufgenommen. Dadurch hat sie erfahren, dass vor Urzeiten die Erde Maronar genannt wurde, welche bevölkert wurde von Wesen die sich selber die Magier von Maronar nannten. Diese Magier haben irgendwann eine Dimensionstor geöffnet, durch das die Thul Saduun nach Maronar kommen konnten, schreckliche, albtraumhafte Kreaturen. Diese Dämonen haben den Großmagier der Maronar und drei seiner Gehilfen in Kristallschädel gesperrt. Und der Meisterschädel ist der, welcher in der Karibik geborgen werden sollte. Als Raven und Melissa erneut ins Museum gehen, um sich den Schädel zu besorgen, sind auch die beiden Männer vom Syndikat da. Auch Nick Jerome befindet sich, durch die Magie des Meisterschädels für alle unsichtbar, in dem Raum, wo der Schädel liegt. Der Wächter wird von einem der Killer erschossen. Auch Nick, wieder sichtbar geworden erhält eine Kugel in den Kopf. Dann verschwinden die beiden Killer, sowie die zwei Schädel - lösen sich in Luft auf. Der zombiehafte Nick gibt noch im Sterben einen Hinweis auf den "Kosmischen Kreis", welcher die Kristallschädel besiegen kann.


Meinung:
Das war also das Erstlingswerk von K.U. Burgdorf, dem neuen Raven-Autor. Recht vielversprechend, wenn man sich auf seinen eigenen Schreibstil einlässt. Die französischen Begriffe hingegen mit denen der Autor, besonders auf Seite 40, um sich schmeißt stören allerdings gehörig den Lesefluss, insbesondere dann, wenn man wie ich der französischen Sprache nicht mächtig ist, aber dennoch zwanghaft versucht sie, wenn auch nur in Gedanken, auszusprechen. Vielleicht wollte uns der Autor auch nur kundtun, dass er diese Sprache beherrscht. Die Schreibweise des Akzents hingegen, fand ich sehr lustig und brachte mich öfters mal zum Schmunzeln. Die Handlungsstränge an sich fand ich an ich sehr spannend. Ravens Seitensprung gibt Zündstoff für die weiteren Romane, ebenso wie die Magier von Maronar und ihre dunklen Widersacher, die Thul Saduun. Wobei ich der Sache mit Maronar nicht allzu viel abgewinnen kann. Dafür ist mir der Gedanke, dass, bevor das uns bekannte Leben auf der Erde begann, es schon eine menschliche Rasse gab, zu fremd. Die Andeutungen, dass Melissa so ziemlich mit jedem Museumsbeauftragten eine tiefergehende Beziehung hatte nerven irgendwann genauso, wie die ständigen "knisternden" Momente zwischen den beiden und Ravens zeilenlangen verträumten Eindrücke seiner neuen Flamme. So reicht es noch für drei Kreuze und wir dürfen gespannt sein, was in den nächsten Romanen noch alles auf unseren Geisterdetektiv zukommt.


Besonderheiten:
Erster Raven-Roman von K.U. Burgdorf.
Erster Auftritt von Melissa McMurray.
Erster Auftritt der Kristallschädel von Maronar.
Erster Auftritt des Syndikats.
Dieser Roman erschien später noch als Dämonen-Land Roman Nr. 149
Auch in der eigenständigen Serie Raven erschien dieser Roman noch einmal als Nr. 07


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze

Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Das Cover wurde auch für den Tony Ballard Roman Nr. 81 verwendet:

Tony Ballard Nr. 81: In der siebenten Hölle


Außerdem auch noch für das Titelbild des Professor Zamorra Romans Nr. 589:

Professor Zamorra Nr. 589: Mörder von den Sternen


Seitenverkehrt war die Szene auch auf dem deutschen Comic-Magazin "DIE SPRECHBLASE" Nr. 86 abgebildet, wobei das Gesicht des Mannes dort durch eine Monsterfratze ersetzt worden war:

Sprechblase Nr. 86


Und auch auf dem Cover des John Sinclair Sammelbands Nr. 1207 war dieses Motiv zu sehen:

John Sinclair Sammelband Nr. 1207