Gespenster-Krimi Nr. 442: Der Drachenmann
Eigentlich wollte ich mich nicht um den Fall kümmern. Ich bin zwar
Privatdetektiv, aber ich beschäftige mich mit Fällen, in denen
die Hölle ihre Hände im Spiel hat. Einen gewöhnlichen Mord
können auch andere aufklären. Das war meine Meinung. Aber mein
Partner Tucker Peckinpah dachte anders über die Sache, und um ihm
gefällig zu sein, ließ ich mich von ihm breitschlagen. Sehr schnell
kam ich dahinter, daß dies sehr wohl ein Fall für Tony Ballard,
den Dämonenhasser, war, und mein Leben hing mehr als einmal nur noch
an einem seidenen Faden. Doch lassen Sie sich berichten, wie alles begann
...
von A.F. Morland, erschienen am 02.03.1982
Rezension von
Stefan (Lobo)
Albertsen:
Kurzbeschreibung:
Norman Palance - zu dieser Zeit eher erfolgloser Limonadenhersteller - heuert
den Profikiller Lorne Lupino (geiler Name) an, um seinen schärfsten
und wesentlich erfolgreicheren Konkurrenten Leigh Saxon umbringen zu lassen.
Lupino nimmt den Auftrag an und dringt in Saxons Haus ein, um seine Arbeit
- wie von ihm nicht anders gewohnt - sauber auszuführen. Doch Saxon
ist kein gottergebenes Opfer, welches sich einfach abknallen läßt,
sondern verwandelt sich vor den Augen des Killers, in eine mörderische
Drachenbestie. Lupino hat keine Chance gegen das Monster und später
werden seine übelzugerichteten Überreste in einer Sackgasse entdeckt.
Am nächsten Tag sind die Zeitungen voll von dem grausigen Leichenfund
und so wird auch Tucker Peckinpah auf die Sache aufmerksam. Obwohl Tony Ballard
ja an sich keine gewöhnlichen Mordfälle übernimmt, bittet
der Großindustrielle seinen Freund, sich dieser Sache anzunehmen, was
dieser auch tut. Noch bevor Tony die Lebensgefährtin des toten Killers
aufsuchen kann, erscheint ihm Rufus, der Dämon mit den vielen Gesichtern
und verlangt vom Dämonenhasser, daß er sich aus dieser Sache
heraushalten soll. Somit hat Tony den Beweis, daß dieser Fall wohl
doch in sein Ressort fällt und sucht gleich nach diesem kurzen Intermezzo
des Dämons Polly Parton (wieder mal bezeichnend für Morlands Vorliebe
Vor- und Nachnamen mit demselben Buchstaben anfangen zu lassen), Lupinos
Lebensgefährtin auf, die ihm jedoch nicht allzu viele Hinweise geben
kann. Dennoch finde Tony eine Spur, und zwar den Namen von Lupinos
mutmaßlichem letzten Auftraggeber - Norman Palance. Peckinpah, den
Tony informiert, vermutet, daß das eigentliche Ziel des Auftrages,
dann nur Leigh Saxon sein konnte. Als er Polly Parton verlässt, hört
er von einem nahegelegenen Friedhof einen Frauenschrei und stürzt dorthin,
um der Hilfesuchenden unter die Arme zu greifen, doch diese gentlemanlike
Handlung wird bestraft, denn die schreiende Frau entpuppt sich als Rufus,
der sofort einen Kampf mit Tony vom Zaun bricht, schließlich aber sein
Heil in eiliger Flucht sucht. Tony ist entschlossener denn je, sich dieses
Falles anzunehmen. Inzwischen wird Hector Bose - der ehemalige Reiseführer
und Busfahrer, den Tony in der Sahara kennenlernte (GK 439), von Rufus aufgesucht
und erneut zu einem Diener des Bösen gemacht. Dieses Mal soll er der
Sippe der gelben Drachen - der auch Saxon angehört - beitreten und so
ihren Herrscher und Rufus' Partner, den Drachengötzen unterstützen.
Norman Palance überlebt inzwischen den Mordauftrag, den er an Lupino
gab, keinen Tag, denn Saxon erscheint bei ihm im Haus und tötet ihn
bestialisch, um sich zu rächen. Ein Nachbar bekommt davon allerhand
mit und scheint daraufhin unter dem Einfluß einer schwarzmagischen
Reststrahlung den Verstand zu verlieren. Auf Bitte Peckinpahs, der davon
erfährt, unterbricht Tony inzwischen seine Observierung von Saxons Haus
und eilt dem armen Mann zu Hilfe, was sich zwar etwas schwierig gestaltet,
aber dennoch gelingt. Tony kehrt zu Saxons Haus zurück, wo sich derzeit
ein anderes Drama abspielt, denn einer der Gefolgsmänner des
Drachengötzen, will sich lossagen, weil er sich verliebt hat, was für
ihn jedoch das Todesurteil bedeutet. Vic Canova (fehlt eigentlich bloß,
das Morland ihm den Vornamen Cas gab :-)) wird überwältigt und
gefangengenommen, ebenso wie Tony. Gefesselt muß der Dämonenhasser
mitansehen, wie Canova ermordet wird, um gleich darauf selber in unmittelbare
Lebensgefahr zu geraten. Doch wieder einmal tritt Mr. Silver als Lebensretter
auf. Er war nervös geworden, weil Tony nichts von sich hatte hören
lassen und kam deshalb zu Saxons Haus. Keine Sekunde zu früh! Der
Ex-Dämon räumt zwar ordentlich unter den gelben Drachen auf, doch
Tony stürzt inmitten des Kampfgetümmels in Saxons Swimming-Pool,
der randvoll mit einer roten Flüssigkeit (hierbei handelt es sich um
Drachenblut). Silver rettet Tony auch aus dieser Klemme und gemeinsam durchsuchen
sie anschließend das Haus, doch von den Mitgliedern der Drachensippe
und ihrem Götzen fehlt jede Spur. Wieder zu Hause schneit ein unangemeldeter
Besucher herein. Es ist Hector Bose, der nach einigen Augenblicken der
belanglosen Konversation alle Masken fallen läßt und sich als
Drachenmonster (in welches er sich mittlerweile auch verwandeln kann) auf
Tony stürzt. Doch Bose hat die Rechnung ohne den Koch, bzw. ohne Mr.
Silver gemacht, denn der kriegt den bösen Jungen zu packen und gemeinsam
zwingen Tony und der Ex-Dämon ihn, ihnen das Geheimversteck der Drachensippe
zu zeigen. Er führt sie in die unterirdischen Gewölbe einer Ruine
außerhalb von London. Hier kann er ihnen entkommen und es kommt zu
einer neuerlichen Auseinandersetzung mit der Drachensippe. Die beiden
Dämonenjäger töten einen Drachen nach dem anderen und
schließlich stehen sie Saxon und einem letzten Begleiter gegenüber.
Saxon stürzt sich mit einer magischen Streitaxt auf Silver und Tony
vernichtet den Begleiter. Nach hartem Kampf kann der Ex-Dämon Saxon
mit der Streitaxt töten. Hier endet der Roman, doch ein schaler
Nachgeschmack bleibt bestehen, denn sowohl der Drachengötze als auch
Hector Bose sind entkommen. Und Tony befürchtet in dem bedauernswerten
Mann einen neuen Todfeind gefunden zu haben.
Meinung:
Klasse, wirklich klasse! Der Roman ist hervorragend aufgegliedert (auch wenn
mich die kleinen Passagen, in denen die Frau des besessenen Nachbarn von
Norman Palance vorkommt und beschrieben wird, wie sie um ihren Mann betet,
etwas aus dem Rhythmus gerissen haben), hat wieder einmal genau die richtige
Zusammensetzung aus Action-Szenen, Dialogen und sonstigen
Handlungsabläufen, wartet mit einer Gruppierung interessanter Gegner
auf und setzt das Drama um Hector Bose und seinen neuerlichen (abermals
unfreiwilligen) Sündenfall gekonnt fort. Rufus in dieses Geschehen mit
einzubauen, wäre vielleicht nicht unbedingt nötig gewesen, doch
andererseits hatte es damals bereits längere Zeit keinen Roman mehr
gegeben, in dem dieser teuflisch gerissene Gegenspieler Tony Ballards,
aufgetreten war, und die Falle, die er seinem Erzfeind auf dem Friedhof stellte,
war zwar sehr schlicht, aber dennoch erfolgreich. Ja, der gute A. F. Morland
hat sich hier einiges einfallen lassen (ich denke da z. B. an das erste
Erscheinen Rufus', indem er die Frontscheibe von Tonys Peugeot als eine Art
Bildschirm nutzte, und das darauffolgende Intermezzo eines Passanten aus
der Provinz, der beinahe überfahren wurde, hat mich doch kurzzeitig
schadenfroh kichern lassen). Trotzdem wiederum ein Manko. Ähnlich wie
im letzten Roman (GK 439) hat Morland hier - abermals - einen Hauptgegner
geschaffen, der hinter den Machenschaften und Taten seiner Gefolgsleute
hinterherhinkt und nicht gegenanstinken kann. Da der Drachengötze jedoch
nicht vernichtet wurde, bleibt dem Leser am Ende dieses Romans jedoch zu
hoffen, daß der nächste Auftritt dieser Erscheinung etwas
interessanter verlaufen wird. Trotzdem ziehe ich nur ein Kreuz ab.
Besonderheiten:
Mr. Silver erbeutet die magische Streitaxt.
Tony Ballard wird nach einem Bad in Drachenblut unverwundbar wie Jung-Siegfried,
weiß dies aber noch nicht.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Oh sehet dieses Cover und erkennet, daß der/die Verantwortliche damals
abermals blind in seine Schublade griff und jenes Machwerk hervorzog. Dabei
will ich nicht behaupten, daß jene Schöpfung von Künstlerhand
nicht wohlgefällig anzusehen wäre. Achtet darauf, daß immerhin
zwei Elemente des vorliegenden Romans - ein Drache und eine Axt - darauf
vorkommen mögen. Vielleicht vermag der eine oder andere von Euch geneigten
Lesern sich tatsächlich vorzustellen, daß der Mann, ganz vorne
rechts durchaus Tony Ballard sein könnte (es aber nicht ist!). Also,
trotz offensichtlicher Bezugslosigkeit zur Handlung jener Erzählung
gebe ich immerhin noch drei von fünf Kreuzen. So mag es geschehen!
(Anmerkung: Dieser Kommentar läßt sich besonders gut lesen, wenn
man sich vorstellt, daß er in einer Kirche als Sprechgesang von sich
gegeben wird!)
Coverbewertung:
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
In London wird die schrecklich zugerichtete Leiche eines Berufskillers gefunden.
Tucker Peckinpah beauftragt Tony diesem Fall nachzugehen. Dieser ist zwar
nicht begeistert davon, denn für ihn sieht das nach einem normalen Mordfall
aus, aber er übernimmt den Fall. Tucker ist der Ansicht, dass dieser
Killer namens Lorne Lupino auf Leigh Saxon angesetzt wurde. Tony beschattet
das Haus des Industriellen der aber nicht Daheim zu sein scheint. Denn Saxon
ist bei seinem Konkurrenten, der ihm den Killer auf den Hals gehetzt hat
und bringt auch ihn um. Als er wiederkommt treffen auch die anderen Mitglieder
der Drachensekte ein. Unter ihnen ist auch ein abtrünniger, der sich
von dem Drachengötzen dem sie dienen distanzieren will. Tony, der dem
Mann zu Hilfe eilen will, wird überwältigt. Danach töten die
sechs Männer, die sich in Drachenmenschen verwandeln können zuerst
den Verräter, danach wollen sie sich um den Dämonenhasser
kümmern. Doch Mr. Silver, der zu hause vergeblich auf Tony gewartet
hat, kommt zur rechten Zeit, um seinen Freund zu retten. Bei dem Kampf mit
den Drachen stürzt Tony in ein Bassin mit Drachenblut. Silver kann auch
dieses Mal seinem Partner beistehen, doch die Drachenbestien sind mit ihrem
Götzen geflohen. Unterdessen hat Rufus, der Dämon der tausend
Gesichter, Hector Bose unter seine Kontrolle gebracht. Bose wurde erst
kürzlich von Tony und Mr. Silver aus dem Bann des Bösen befreit
(siehe GK 439). Nun soll Hector die Nachfolge des hingerichteten Verräters
antreten. Zunächst soll er Tony aber in seinem Haus überfallen
und töten. Gemeinsam mit Mr. Silver gelingt es Tony den Drachenmenschen
niederzuringen und ihn zu zwingen zu verraten, wo Saxon und die restlichen
Drachenanbeter sich verstecken. In einer alten Ruine kommt es zum Showdown.
Mit Silberkugeln und magischem Feuerzeug werden die Drachenmenschen vernichtet.
Mr. Silver tötet Saxon mit einer Streitaxt, die er dem Dämon im
Kampf abnimmt. Hector Bose und der Drachengötze können entkommen
und auch Rufus lässt sich nicht mehr blicken.
Meinung:
Zunächst einmal bin ich froh, dass der Roman in London spielte und nicht
schon wieder in irgendeinem tropischen Gebiet. Die Drachemenschen stellen
eine nicht zu unterschätzende Bedrohung dar. Allerdings habe ich mich
bei diesem Roman öfters mal gefragt wieso die Serie nicht eigentlich
Mr. Silver heißt. Ohne ihn ist Tony praktisch nur die Hälfte wert
und wäre schon mehr als einmal (allein in diesem Heft) getötet
worden. Aber es ist schön zu lesen, dass nicht immer nur der Serientitelheld
alles richtet. Das macht Tony Ballard zu einem sehr sympathischen Vertreter
der Dämonenjägerriege. Weshalb Tony allerdings ins Krankenhaus
sollte verstehe ich nicht so ganz. Den Zeugen hätte er später immer
noch befragen können, wichtiger wäre gewesen den mutmaßlichen
Täter abzufangen und im Vorfeld auszuschalten. Auch der Auftritt von
Rufus fand ich eher unpassend, zumal der Dämon am Ende noch nicht einmal
eingegriffen hat. Gemeinsam mit dem Drachengott und dessen Untergebenen
hätten sie doch eigentlich mit Tony und Mr. Silver fertig werden
müssen. Für den Sinclair-Leser gibt es auch wieder ein kleines
Schmankerl, denn Tony bezeichnet den Oberinspektor als seinen Freund und
gibt an in ihm die nötige Rückendeckung zu haben, wenn er
Schwierigkeiten mit den Behörden bekäme.
Besonderheiten:
1. Auftritt des Drachengötzen.
Hector Bose wird zu einem Drachenmenschen.
Mr. Silver ergattert eine Streitaxt.
Tony Ballard und Mr. Silver nehmen ein unfreiwilliges Bad im Drachenblut.
3 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Zeigt zwar einen Mann mit einem Drachen auf seinem Bademantel und ein Beil
hält er auch hoch, aber mehr hat das Cover mit dem Roman auch nicht
gemein. Der Hintergrund ist leider recht eintönig ausgefallen. Der
Zeichenstil ist aber gar nicht so schlecht, so dass ich noch ein Kreuz
abdrücke.
Coverbewertung: