Gespenster-Krimi Nr. 87: Der Dämon auf dem Affenthron

Gespenster-Krimi Nr. 87: Der Dämon auf dem Affenthron


"Sita stirbt, Herr!" sagte das Scheusal. "Das darf nicht sein!" brüllte Bharata, der einäugige Dämon auf dem Affenthron. Die zotteligen Haare, die sein Gesicht bedeckten, sträubten sich. Er riß den Mund zornig auf, und eine Wolke von stinkendem Schwefel fauchte aus seinem Rachen. "Sita darf nicht sterben!" schrie er. Seine gewaltige Stimme hallte von den Wänden der riesigen Höhle wider. Das Scheusal krümmte den Rücken. Es war ein Wesen von dürrer Gestalt. Eine transparente Haut lag über dem Skelett. Seidiges weißes Haar umwebte den riesigen Kopf, aus dem übergroße Ohren wuchsen. Auch die Augen waren viermal größer als es seinen Körpermaßen angemessen gewesen wäre. Dieses Scheusal hatte Sita zu bewachen. "Wir brauchen Blut für das Mädchen, Herr!" ächzte das grauenerregende Wesen.


von Dean Morris, erschienen am 13.05.1975

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Auf einer kleinen Insel im Golf von Bengalen haust Bharata, der Dämon auf dem Affenthron, grausam mit seinem Gefolge. Er hält die Frau eines seiner Erzfeinde, die vor Jahrhunderten tötete gefangen und zwingt sie für ewig am Leben zu bleiben, in dem er ihr Menschenblut zu trinken gibt. Als es keine neue Nahrung gibt droht sie zu sterben. So bringt Bharata mittels eines magisch erzeugten Taifuns eine Yacht mit vergnügungssüchtigen Menschen zum Kentern. Elf Menschen werden an die Gestade der Teufelsinsel gespült, wo sie nach und nach Opfer der Dämon, bis einer von ihnen, der von Bharata verstoßen wurde, den Menschen hilft. Mit der Bedingung, dass sie die Frau Sita befreien und Bharata töten. Ein schier aussichtsloses Unterfangen, aber gleichzeitig die letzte Chance zu überleben ...


Meinung:
Dean Morris, alias Friedrich Tenkrat, schuf mit diesem Heft ein für sich stehendes Grusel-Abenteuer, in dem Tony Ballard nicht mitspielen und die Beine hochlegen darf. Wie man aber unschwer am Titel und an den ersten Seiten des Romans erkennen kann, gehört dieser Gespenster-Krimi zu Tenkrats schwächeren Beiträgen. Die Dialoge befinden sich allzu oft auf dem Niveau von Grundschülern. Sogar ein typischer Schnitzer al a Jason Dark kommt in diesem Heft zu ehren. So erklärt der abtrünnige Dämon zunächst lang und breit, dass er ebenfalls mit dem Dämonenreich zu Grunde gehen wird, wenn es Benny Tait gelingen sollte, Bharata zu vernichten. Kurz vor dem Finale kommen dem tapferen Held Bedenken, dass der hilfreiche Dämon nicht ganz uneigennützig handeln könnte und die Gelegenheit nutzen will, selbst den Affenthron zu besteigen. Daraufhin wird die ganze Leier erneut durchgekaut. Aber das ist nur das Tüpfelchen auf dem I, denn die Klischees werden auf ganzer Linie bedient. Debile, grausig anzusehende Dämonen, schöne Mädchen, die mit Quietschen und Schreien bereits ihre Daseinsberechtigung in Tenkrats Romanen erworben haben und braungebrannte Sportsmänner, die ihre Probleme am liebsten mit den Fäusten regeln. Echte Männer eben. Die andere Seite der Charakterköpfe stellen natürlich minderbemittelte leichte Mädchen dar und echt fiese Kerle. Insgesamt ist dieser Roman angefüllt mit den Auswüchsen niederster Instinkte die ein Mensch hervorbringen kann: Es wird gemordet, vergewaltigt, gesoffen, und gef...., dass die Palmen wedeln. Genauso flach bleiben dann auch die Protagonisten. Selbst der Held der Geschichte, Benny Tait, hat keinerlei Profil. Haben Tenkrats Personen im Laufe seiner schriftstellerischen Tätigkeit häufig eine interessante Geschichte zu erzählen gehabt, so bleiben die Akteure im vorliegenden Band alle blass und farblos. Das mag zum einen daran liegen, dass mit elf Angehörigen, die Gruppe einfach zu groß ist, um jedem auf 64 Seiten einen entsprechenden Hintergrund zu geben und zum anderen daran, dass die meisten zu schnell sterben, als dass es sich lohnen würde viel Zeit mit umständlichen Charakterbeschreibungen zu vergeuden. Was den Opfern im Laufe der Geschichte angetan wird, wird so unspektakulär geschildert, dass es den Leser nicht im geringsten berührt. Moment mal, ist da nicht gerade jemand zerfleischt worden? Noch mal zehn Zeilen davor reingucken ... ja, stimmt ... na gut, war sowieso ein Arsch. Wieder einmal fehlt den Figuren jegliche Fähigkeit und Möglichkeit Geschehnisse zu reflektieren. Grusel will der Autor durch ausgesprochen hässliche Monster und billige Effekte erzeugen. Die Spannungen innerhalb der Gruppe sind völlig unmotiviert und unrealistisch. Warum die Überlebenden sich dann ein Floß wünschen und kein richtiges Boot bleibt ebenfalls ein Rätsel. Ein Hauch von Spannung überkommt einem beim Lesen, als die Affenhorden zu Tausenden mit gefletschten Zähnen und rotglühenden Augen angreifen. Wer den Film "Im Schatten des Kilimandscharo" kennt, weiß was ich meine. Leider reichen diese kurzen Szenen nicht aus, um diesen Roman noch zu retten.


Besonderheiten:
Dean Morris ist ein weiteres Pseudonym für Friedrich Tenkrat, der als A.F. Morland auch die Serie Tony Ballard schreibt.


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:
Das Cover hat mit dem Roman an sich nicht viel zu tun. Vom Zeichnerischen her hat der Gespenster-Krimi aber schon schlechtere Titelbilder zu bieten gehabt. Da gehört das vorliegende Cover noch getrost zum Durchschnitt.


Coverbewertung:
2 Kreuze


Rezension von Benfi:


Kurzbeschreibung:
Auf der nicht registrierten 'Teufelsinsel' herrscht der Dämon Bharata. Doch er und seine niederen Affendämonen können nur existieren, wenn ihre seit undenkbaren Zeiten festgehaltene Menschenfrau Sita Blut als Nahrung bekommt, auch wenn das nicht ihr eigener Wille ist. So entfacht das Affenoberhaupt einen Taifun, die ein Passagierschiff zur Insel treibt und es dort zerschellen lässt. Auf diesem Schiff befindet sich der Weltenbummler Benny Tait, der einige seiner Freunde und Bekannten zu einer Seefahrt eingeladen hat. So landet die Gruppe auf einer Insel voller tödlicher Gefahren, dazu sind einige Personen aufgrund ihrer wachsenden Panik ebenfalls kaum zu kontrollieren. Kaum Hoffnung also, den lebensrettenden Plan umzusetzen, der darin besteht diese Sita zu befreien.


Meinung:
Die Geschichte ist sehr einfach angesetzt: im '10 kleine Negerlein' Prinzip wird die gestrandete Gruppe dezimiert! Trotzdem erschwert sich diese das Überleben selber noch mit kleinen Reibereien. Trotzdem ist der Roman gut zu lesen, was wohl wieder mal am tollen Schreibstil des Autors liegt! Dies ist bestimmt nicht A.F. Morland alias Dean Morris (der hier erstmals dieses Pseudonym benutzt) bester Gruselroman, aber auch nicht sein schlechtester!


Besonderheiten:
- Pseudonymswechsel des Autors von A.F. MORTIMER in DEAN MORRIS


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Die kunterbunte Gruselmischung aus Fledermaus-Vampir, Schlange, Urzeitmonster, einer geisterhaften Frau und einem Vampir-Totenkopf geht nicht nur am Thema vorbei, sondern wird auch noch größtenteils vom Titel überschrieben. Ziemlich daneben, was die Grafikabteilung da zusammenbastelte!


Coverbewertung:
1 Kreuz
Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Die Idee mit der Fledermaus mit Vampirkopf stammt wohl vom Cover des US-Magazins "DRACULA LIVES!" Ausgabe Nr. 1, erschienen 1973 bei der Marvel Comics Group. Das Titelbild dieses Marvel-Magazins wurde von Boris Vallejo gemalt. Ausser der Fledermaus gibt es auch sonst noch einige Details, die darauf hindeuten, dass hier abgekupfert wurde: Auch die zusammengerollte Schlange direkt unter dem Vampir ist wieder verwendet worden, ebenso der "Neanderthaler"-Verschnitt und der Totenkopf. Nur die Frau war auf dem Titelbild des Gespenster-Krimis "etwas" besser bekleidet.

"Dracula Lives" Nr. 1


Und noch deutlicher wird das Ganze, wenn man sich die spanische Ausgabe dieses Comic-Magazins anschaut. Dort wurde bis auf die Farbe des Hintergrunds nämlich exakt das gleiche Titelbild wie auf dem Gespenster-Krimi verwendet:

"Dracula Lives" Nr. 4


Ein kleiner Ausschnitt des Gespenster-Krimi Titelbilds wurde außerdem auch auf dem Cover des schwedischen Horror-Romans "Demonen" verwendet, wobei dort aber die Farbe des Hintergrunds abgeändert wurde:

"Demonen" von Graham Masterton