Gespenster-Krimi Nr. 20: GORRA, das Geschöpf des Teufels
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Der grelle Blitz zerriß die Nacht. Gleich darauf wurde die Atmosphäre
von einem ohrenbetäubenden Donner wie mit einer Riesenfaust
geschüttelt. Dicke, schwere Tropfen fielen vom schwarzen Himmel. Dann
Wassermassen wie bei einer Sinflut. Noch ungefähr hundert Kilometer
bis Wien, dachte der Verleger Werner Hahn. Er war mit seinem schiefergrauen
Mercedes unterwegs. In rasanter Fahrt jagte der Wagen die Serpentinen des
Semmering hinauf. Die grellen Scheinwerferfinger tasteten sich über
die düstere Landschaft. Die Straße glitzerte im Schein der Lampen
wie poliertes Silber. Kleine Wasserbäche ergossen sich in die
Straßengräben. Hahn hatte die Scheibenwischer auf Schnellgang
geschaltet, damit sie mit den niederprasselnden Wassermassen fertig wurden.
Doch sie schafften es nicht. Ein zitternder Wasserfilm lag auf der
WIndschutzscheibe und verzerrte die Landschaft zu einer gespenstischen Szenerie.
Wieder zuckte ein Blitz vom Himmel. Hahn fuhr unwillkürlich zusammen.
Als gleich darauf der Donner losbrüllte, lief dem Mann am Steuer eine
Gänsehaut über den Rücken. Nach der nächsten Kurve erfassten
Hahns Scheinwerfer eine reglos am Straßenrand stehende Gestalt.
von A.F.Mortimer, erschienen am 29.01.1974
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
In Wien und Umgebung werden mehrere Menschen von einem Monster regelrecht
dahingeschlachtet. Alle diese Menschen hatte Streit mit dem Schriftsteller
Helmut Schramm, der von seltsamen Träumen geplagt wird: Er sieht seine
Mutter in jungen Jahren, wie sie es mit einem hässlichen unansehnlichen
Mann treibt. Der gibt sich in den Träumen als Teufel zu erkennen und
erklärt Schramm, dass dieser durch das nächtliche Schreiben ein
Monster namens Gorra entfessle, welches alle Menschen umbringt, mit denen
Helmut Schramm nicht zurechtkommt. Irgendwann bekommt Schramm einen anonymen
Brief mit einem Foto, auf dem ersieht, wie ihn seine Freundin betrügt.
Vor lauter Wut will er wieder Gorra entfesseln, doch in einem klaren Moment
erkennt er sein schreckliches Tun und stürzt sich vom Wiener Dom.
Meinung:
Dieser Roman besteht eigentlich nur aus einer Aneinanderreihung von Mordtaten,
die sich in ihrer Grausamkeit zu übertreffen versuchen. Komischerweise
bekommt der Hauptakteur auch prompt Probleme mit sämtlichen Mitmenschen,
was durch den Umstand zu erklären versucht wird, dass Schramms Vater
ja der Teufel ist. Der Schriftsteller an sich bleibt eigentlich den gesamten
Roman über blass und oberflächlich, ja geradezu cholerisch, wenn
er sich angesichts des Fotos seiner Freundin, sich nicht mal die Zeit nimmt
in Ruhe mit ihr zu reden. Die Mordszenen an sich haben einen ziemlich starken
Splattereinschlag, insbesondere die, in der das Opfer in einer Höhle
aufwacht und sieht, wie seine eigenen Beine in einem Feuer braten und von
der Bestie verzehrt werden stößt schon an Grenzen. Der Roman selber
ist ziemlich flott geschrieben worden, ohne dass große Längen
vorkommen. Doch leider kommen die Szenenwechsel zu schnell. Die Charaktere
sind schon tot, ehe sie überhaupt richtig an Tiefe gewinnen könne.
Die Idee des Monsters, das durch die Fantasie des Autors lebendig wird, ist
durchaus reizvoll, so dass zwei Kreuze unterm Strich gerechtfertigt sind.
Besonderheiten:
Dieser Roman erlebte als Grusel-Schocker
Band 18
eine Zweitauflage.
Hinter dem Pseudonym A.F. Mortimer steckt kein anderer als A.F. Morland alias
Fritz Tenkrat.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Schon irgendwie düster und atmosphärisch gemalt, auch wenn kein
Bezug zum Roman zu erkennen ist.
Coverbewertung:
Rezension von
Benfi:
Kurzbeschreibung:
Der Schriftsteller Helmut Schramm eckt bei seinen Mitmenschen nur noch an:
beim Postboten, in einer Polizeikontrolle, bei seinem Verleger, sogar bei
seinem Nachbarn. Nur beim Schreiben findet er anscheinend seine Genugtuung
für den aufgestauten Haß, denn in seinen Gruselgeschichten
läßt er alle diese Personen - unter anderem Namen natürlich
durch eine in einer Mönchskutte verkleideten Bestie namens Gorra umbringen.
Eigenartigerweise geschehen diese Morde dann wirklich! Denn Helmut Schramm
ist tatsächlich ein Kind des Teufels, wie er es anhand seiner Träume,
in denen seine Mutter eine Liebelei mit dem Höllenfürst
persönlich eingeht, schon vermutet hatte. Als Dämonensohn kann
er allerdings nur an seiner Schreibmaschine Böses vollbringen. Als er
diese Situation erschrocken erkennt, kann er sich trotzdem nicht der
Anziehungskraft seiner Schreibmaschine entziehen. Umso verzwickter wird die
Lage, als Helmut eine Fotografie zugeschickt bekommt, die seine Freundin
Erika des Seitensprunges entlarvt, was sie allerdings mit guten Gründen
von sich weist! Doch wieder lockt ihn das Arbeitsgerät durch seinen
wachsenden Hass auf seine Freundin zu sich.
Meinung:
Ein klassischer Morland dieser Zeit! Wie so oft spielt die Geschichte in
seiner Heimatstadt Wien. Ein einfach strukturierter Handlungsbogen, in den
man schnell hineinkommt und sich aufgrund der spannenden Schreibweise kaum
wieder entziehen kann. Er beschreibt den Horror wie aus dem normalen Leben
und es fasziniert immer wieder! Nicht umsonst war A.F. zu dieser Zeit der
meistschreibende Autor der GESPENSTER KRIMI Reihe. Allerdings gelangt dieser
Roman zu keinem wahren Höhenflug und hält sich so nur im
Durchschnitt.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Dieses riesige Monster, das aus einem südtirolerisch aussehenden Dorf
herausragt, gefällt mir vom malerischen her gar nicht! Viel zu groß
ist auch die untergehende Sonne und völlig daneben waren die
Verantwortlichen beim Setzen des Titels, der hier mitten im Bild hängt!
Da darf sich der Zeichner für den Abzug des einzigen Kreuzes, das er
sich 'ermalt' hatte, beim Verlag beschweren, denn so gibt es die Tiefstnote!
Coverbewertung:
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Titelbild des Gespenster-Krimi Romans Nr. 20 war zuvor auch schon auf
dem Cover des spanischen Comic-Magazins HORROR Nr. 13 verwendet worden: