Geister-Schocker Nr. 36: Mutiert
Ich komme vom Stamm der Icener und wurde 254 in England geboren. Bei einem
der Kämpfe gegen die Sachsen und Pikten wurde ich von zwei Vampiren
gebissen und friste seit dem über Jahrhunderte hinweg ein Leben als
untote Blutsaugerin. Im Laufe der Zeit habe ich vieles erlebt und mein Wissen
in mein Tagebuch eingetragen. Die Menschen leben immer noch im Irrglauben
alles über uns Vampire zu kennen. Aber dieses lückenhafte Wissen
ist genährt durch die Romanvorlage eines Bram Stocker oder durch
entsprechende Filme und spiegelt nicht die Tatsachen über uns wieder.
Doch meine Geschichte ist die wahre Geschichte der Vampire und es ist nun
Zeit, dass sie die Wahrheit erfahren ...
Dies sind die ersten Tagebucheintragungen aus dem Leben des Patricia McPherson
...
von G. Arentzen, erschienen im Januar 2006, Titelbild: Nicole Erxleben
Rezension von
Peter
Dobrovka:
Kurzbeschreibung:
Patricia McPherson ist ein Vampir. Dazu geworden irgendwann zur Zeit der
römischen Besetzung Britanniens. In der Jetztzeit lebt sie in einem
luxuriösen Appartement in der Großstadt und läßt es
sich gutgehen. Bis ein paar Vampirkollegen sie zu einer Jagd auf eine offenbar
wahnsinnige Vampirin einladen, die aufgrund ihres Verhaltens in der
Öffentlichkeit die Menschen auf das Phänomen Vampire aufmerksam
zu machen droht.
Meinung:
Ein bißchen underworldmäßig kommt die Geschichte daher,
die Vampire bilden eine geheime Gesellschaft und haben weniger mit den Menschen
als mit Schwierigkeiten aus den eigenen Reihen zu kämpfen. So kommen
denn Menschen auch nur am Rande vor. Gut geschrieben, stellenweise mit Humor
gewürzt, spannend und vor allem sehr kurzweilig. Was will man mehr?
Ich rechne es dem Autor außerdem hoch an, daß er auch eigene
Ideen einbringt und keinen langweiligen hundertsten "Van Helsing jagt Dracula"
Aufguß abgeliefert hat, sondern eine stimmige, fast fantasyhafte
Atmosphäre zu generieren weiß.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Naive Malerei oder was? Von der verantwortlichen Künstlerin ist man
besseres gewohnt.
Coverbewertung:
Rezension
von Ulrich
Surendorf/Chapman:
Kurzbeschreibung:
Patricia McPherson ist eine Vampirin, und zwar seit dem Jahr 398 n. Chr.,
als sie noch zum Stamm der schottischen Icener gehörte und in den Diensten
der Römer gegen die aufständischen Pikten kämpfte. Im August
2003 lebt sie in New York - desillusioniert, zynisch und zurückgezogen.
Sie meidet bis auf wenige Ausnahmen die meisten der anderen Vampire und die
meiden sie. Sie wird sogar verachtet, weil sie es nicht übers Herz bringt,
ihre Opfer zu verbrennen oder zu zerstückeln, wie es sonst üblich
ist, um keinen Verdacht bei den Menschen zu erwecken. Dieses Verhalten bringt
ihr nicht nur die Missbilligung der VVA (Vereinigung der Vampire Amerikas)
ein, sondern auch immer wieder einen Jäger auf Patricias Spur, einen
Vampirjäger, von denen es in allen Ländern welche gibt, ohne dass
sie allerdings eine Gemeinschaft bilden würden. Bisher hat Patricia
es immer geschafft, diesen Jägern zu entkommen. Nun ist allerdings etwas
geschehen, das Patricia wieder enger mit ihren Bekannten Thomas und Rollo
zusammenarbeiten lässt: in New York ist eine scheinbar wahnsinnige Vampirin
aufgetaucht, die regelrechte Massaker unter den Menschen veranstaltet und
dabei nicht einmal deren Blut trinkt. Als die drei Verbündeten die
Wahnsinnige stellen wollen, wird sie von einem Zug erfasst und vernichtet
- verbrennt aber nicht in magischem Feuer, wie es eigentlich üblich
ist. Außerdem war in ihrem Kopf ein Chip eingepflanzt, der die drei
Vampire vermuten lässt, dass ihre Artgenossin irgendwie ferngesteuert
war. Noch während Patricia, Thomas und Rollo ermitteln, tauchen drei
weitere Vampirinnen auf, die zwar keinen Wahnsinn ausstrahlen, aber alle
drei gleich aussehen und kaltblütig die Besucher eines
Untergrund-Vampirclubs niedermetzeln. Ihre Recherchen führen die Vampire
in die Unterwelt der New Yorker U-Bahn bis hin zu einem geheimen Labor unter
dem Rockefeller Center, wo die Jäger Vampire klonen um sie als Waffe
gegen die echten' Vampire einzusetzen, um sozusagen Feuer mit Feuer
zu bekämpfen. Patricia und ihre Gefährten vernichten die Zuchttanks
und töten die Jäger, das Labor verbrennt.
Meinung:
Auch in Zeiten von Underworld, Vampira oder Vampir-Gothic sind Romane, die
aus der Sicht der Bösen' geschildert werden noch nicht
alltäglich. Und die Autoren haben dabei immer die Schwierigkeit, die
Protagonisten trotz ihrer dunklen Herkunft so zu gestalten, dass der Leser
- wenn auch vielleicht nicht identifizieren - mit ihnen mitfiebern kann.
Was Patricia McPherson angeht, bin ich mir noch nicht sicher, wie ich zu
ihr stehe. Denn gerade in diesem Erstlingsband hat die Vampirin so gar keinen
sympathischen Zug, der sie mich als Heldin der Geschichte sehen lässt.
Sie ist so kalt und zynisch, fast schon verbittert, dass sie sich nicht nur
von den Menschen, sondern auch von ihrer eigenen Rasse zu sehr distanziert.
Da war mir Patricias Freund Thomas schon viel sympathischer mit seinen Kontakten
zu den Menschen, auch wenn man der Vampirin zugestehen muss, dass sie durch
den Tod ihres Geliebten und Mentors William Sinclair natürlich einen
herben Verlust hinnehmen musste. Die Gestaltung der Geschichte hat mir dagegen
gut gefallen, die einzelnen Tagebuchabschnitte (wie alle Serien von Gunter
Arentzen spielt auch dieser Roman in der Vergangenheit, wenn auch nicht so
weit wie z.B. CHRISTOPH SCHWARZ), die im Präsens geschrieben wurden,
lassen den Leser die Suche nach den Vampirkillern plastisch miterleben und
die Spannung lässt kaum nach. Allerdings hat mich hier etwas genervt,
dass die Daten der Tagebucheinträge nicht mit einem Punkt hinter der
Zahl geschrieben wurden, sondern mit einem ausgeschriebenen "ter". Über
den Grund kann ich nur spekulieren, vielleicht um an die amerikanische
Schreibweise des Datums zu erinnern, weil Patricia in New York lebt? Zu einem
kleinen Ärgernis wird das jedoch spätestens mit dem "20ten" des
Monats, weil ab diesem Tag ein "s" fehlt. Die Welt der Patricia McPherson
wurde auch schon recht ausgefeilt dargestellt, mit den Jägern, der VVA
und den unterschiedlichen Jagdmethoden der Vampire. Nicht ganz schlüssig
stellt sich allerdings die Lebensgeschichte der Vampirin dar, die nach den
Angaben auf der Buchrückseite im Jahr 254 geboren wurde. Zur Vampirin
wurde sie laut ihres Tagebuchs im Jahr 398
und wäre demnach zu
diesem Zeitpunkt schon 144 Jahre alt gewesen
Ich lasse mich auf jeden
Fall vom weiteren Verlauf der Story überraschen, und wer weiß,
vielleicht lassen mich die nächsten Bände dieser Subserie des
Geister-Schockers die Heldin noch sympathisch finden. ;o)
Besonderheiten:
Patricia McPherson 1: 14. - 25. August 2003
Patricia ist die einzige Vampirin mit blauen Augen, die der anderen leuchten
rot.
Erster Auftritt von Thomas
Erster Auftritt von Rollo
Erster Auftritt von Franklin Meyer
Erster Erwähnung von William Sinclair
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Der Großstadthintergrund gefällt mir sehr gut, allerdings wirkt
das Gesicht von Patricia für meinen Geschmack zu jung und zu puppenhaft.
Dafür kommen die blauen Augen sehr gut zur Geltung.
Coverbewertung: