Christian Daber aus Kartung sammelt leidenschaftlich Gruselromane /
Dabei bekommt man die Flohmarktkrankheit / Homepage lockt
Gleichgesinnte
Den Mächten der Dunkelheit hartnäckig
auf der Spur
Von BT-Redakteur Michael Brenner
Sinzheim Der Mörder mit dem Januskopf
liegt in einer Kellerwohnung im Sinzheimer Ortsteil Kartung gleich neben
Damona, Dienerin des Satans. Die Nachbarn können jedoch
beruhigt sein: Christian Daber hat die Mächte der Dunkelheit im Griff,
denn die finsteren Gestalten sind Phantasieprodukte des Grusel-Autors Jason
Dark, dessen Romanhefte Daber mit Leidenschaft sammelt.
Als vor elf Jahren ein Nachbar starb, erhielt Daber von der Witwe mehrere
alte Bücher, darunter eine Gruselgeschichte von Larry Brent. Daber
führte sich die Lektüre zu Gemüte und verspürte Lust
auf mehr. Für 1,50 Mark waren die Gänsehaut-Geschichten damals
am Kiosk zu haben. Er hatte ein Hobby entdeckt, das dem Taschengeld eines
15-Jährigen angemessen war.
Zwar rückte die Liebe zu Gruselgeschichten während der Ausbildung
etwas in den Hintergrund, doch vor drei oder vier Jahren gings
dann richtig los, erzählt Daber. In der Zwischenzeit hatte er
Helmut Rellergerd, der unter dem Pseudonym Jason Dark die John-Sinclair-Reihe
schreibt, zu seinem Lieblingsautor gekürt. Daber sammelt alle Informationen
über die Phantasiegestalt Sinclair, die er kriegen kann. Dabei
bekommt man die Flohmarktkrankheit, sagt er. Will heißen: Der
26-Jährige ist ständig auf der Pirsch, sucht nach seltenen Ausgaben
der Romanhefte, stöbert bei Märkten unter den Verkaufstischen,
wo die Hefte oft zwischen Liebesromanen versteckt sind. "Ich
darf dann die Listen halten und die Namen vorlesen, die noch fehlen", wirft
Dabers Lebensgefährtin Andrea Merirand ein. Sie ist den Gruselgeschichten
nicht mit der selben Leidenschaft zugetan, akzeptiert das Hobby ihres Freundes
jedoch: "Ich finde es in Ordnung. Es ist besser, als wenn er zum Stammtisch
ginge."
Zwischen zwei und drei Stunden pro Tag widmet sich Daber seiner Vorliebe.
3000 Gruselroman-Hefte hat er zusammengetragen und sie in 61 Kartons verstaut.
Jeden Dienstag erscheint eine neue Geschichte über John Sinclair. 1176
Ausgaben gibt es, Dabei fehlen nur zwei. Die Hefte kosten inzwischen 2,60
DM, für bei Sammlern begehrte Exemplare werden bis zu 80 DM bezahlt.
Jason Dark, der aus der Nähe von Dortmund kommt, habe es in der Liste
der meistverkauften Autoren im Jahr 1998 in Deutschland auf Rang 2 geschafft,
"die Gesamtauflage liegt in Deutschland bei 260 Millionen Stück",
erklärt Daber. "Das schaffen und Konsalik und Simmel zusammen nicht."
Der Kartunger ärgert sich über den schlechten Ruf seiner
Lieblingsgeschichten: "Viele halten das für Schundliteratur." Der "Vater
aller Gruselromane", Dan Shocker, habe einmal geäußert: "Wären
meine Storys zwischen zwei Buchdeckeln gebunden und 10 mal so teuer, wäre
ich ein geachteter Autor." Das unterschreibt Daber. Deshalb ist es sein
Bemühen Gruselromane populärer zu machen. Hillfreich ist ihm dabei
das Internet. Unter der Adresse www.gruselromane.de hat der 26 jährige
eine Seite ins Netz gestellt, auf der er ausführlich über sein
Hobby informiert.
In akribischer Feinarbeit ist Daber dabei die John-Sinclair- Geschichten
mit Foto des Covers und Inhaltsangabe aufzulisten. 150 Kurzbeschreibungen
hat er mit Hilfe seiner Freundin schon verfasst. Rund 40 Besucher zählt
er pro Tag auf seinen Seiten. Zahlreiche lobende Einträge im Gästebuch
bestärken ihn in seinem Engagement.
Im Oktober will Daber mit Freundin Andrea zur "BuchConvention" (BuCon)
nach Frankfurt reisen, die parallel zur offiziellen Buchmesse stattfindet,
um Gleichgesinnte zu treffen. Dann wird "Im Nachtclub der Vampire" über
den "Horror auf Mallorca" philosophiert, während der "Mord in der
Mumiengruft" die "Insel der Seelenlosen" erschüttert. Im Verlies des
Unbegreiflichen sind Daber und seine Partnerin in Kartung jedoch nicht gefangen:
"Wir gehen auch noch weg, ins Kino, oder in die Kneipe", versichern sie mit
einem Lachen.
Anmerkung: Vielen Dank an den BT Redakteuer Michael Brenner und
den Fotografen W. Breyer |