Interview mit Jason Dark

Anläßlich der Vorstellung des Sonderedition Hörspiels Nr. 1 "Der Anfang" am 27.04.202 in Köln, hatte ich die Gelegenheit ein Interview mit Jason Dark (JD) zu führen:


CD: Seit 1973 begeistert John Sinclair Leser in vielen Ländern. Wie entstand eigentlich die Figur? Stand ein Mensch Pate für diese Figur, oder ist sie beim Schreiben erst nach und nach zu dem Geisterjäger geworden, denn wir kennen?

JD: Viele Länder stimmt nicht ganz. Sinclair gibt es in Tschechien, Sinclair gibt es in Holland, und Sinclair gab es mal in Finnland, aber in allen südeuropäischen Ländern gibt es Sinclair nicht, weil er nicht brutal genug ist. Denkt an die Comics, die es in Italien gibt. Sinclair geht durch den Jugendschutz. Wenig Sex, wenig Gewalt, und deswegen wollen die Leute das nicht lesen. Pate stand ein Mann namens Brett Sinclair aus der Serie "Die Zwei", Roger Moore. Die Serie ist ja in der Vergangenheit auch öfters wiederholt worden. Der Name Sinclair gefiel mir so gut, das ich daraus John Sinclair gemacht habe.


CD: Die Sinclair Romane sind vollgestopft mit Details. Wieviel Recherche steckt eigentlich dahinter, und woher beziehst du diese ganzen Infos?

JD: Also erstmal fahre ich nicht oder meist nicht dahin, wo Sinclair spielt; d.h. in Deutschland schon und im nahen europäischen Ausland, ansonsten habe ich dazu Fernsehen und Zeitschriften. Ich nehme mir das oft in den dritten Programmen, auf 3Sat und auf Arte auf Video auf.


CD: In den früheren Romanen gab es einige "Supergegner" wie zum Beispiel Asmodis, den schwarzen Tod und die Mordliga. Viele Leser vermissen diese. Wird es eine Art "neue" Mordliga geben, oder vielleicht sogar Möglichkeiten das Figuren wieder auferstehen?

JD: Eine neue Mordliga wird es nicht geben, und zwar aus Jugendschutzgründen. Ich mußte sie sterben lassen, weil der Jugendschutz dagegen war. Zum Beispiel gab es damals Lady X, ein Vampir, der zusätzlich noch mit einer Maschienenpistole schießt, der war den Jugendschützern suspekt, also weg damit. Und auch Mr. Mondo, dieser Wissenschaftler der irgendwelche Veränderungen durchführt. Ich durfte sie vom Jugendschutz nicht machen. Das gleiche gilt für Shimada, die Karate Sachen, die Ninja ....
Auch mir fehlen diese Figuren, aber leider ist die Gefahr zu groß, das die Romane indiziert werden. Auch bei den Hörspielen steht ja inzwischen drauf: "Ab 16 Jahren", aber bei den Romanen steht es eben nicht dabei. Das sind leider die Beamten vom Jugendschutz, die sagen sie haben ihre Gesetze an die sie sich eben halten müssen. Erfurt ist jetzt wieder ein Beispiel wo es jetzt wahrscheinlich wieder an Videospiele ran geht, obwohl sich die Leute die es haben wollen die Videospiele in Österreich besorgen. Was in Deutschland verboten ist wurde aus Österreich geholt.


CD: Wird John irgendwann vielleicht auch einmal neue und bisher noch nicht bekannte Waffen bekommen im Kampf gegen das Böse?

JD: Nein, daran habe ich noch nicht gedacht, bisher muß er mit dem auskommen, was er hat. Er hat ja jetzt auch wieder eine Supergegnerin bekommen, Justine Cavalo, mit der ich im Moment wieder einen Roman schreibe. Diese hat ihm jetzt das Kreuz unbrauchbar gemacht.


CD: Wird John jemals eine Familie haben, oder jagt er weiter als Junggeselle durch die Romane?

Nein, er wird wohl als Junggeselle weiterjagen, denn mit einer Familie .... ich weiß nicht. Ich habe zwar 60 % Frauen unter den Lesern (was man vor allem an den Leserbriefen sieht, die meistens von Frauen kommen), aber damit würde ich ihn zu sehr festlegen.


CD: Angenommen du würdest heute aufhören zu schreiben. Würdest du John Sinclair sterben lassen?

JD: Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Halt, doch, einmal. Da habe ich gesagt: Ach, dann lasse ich den Sinclair durch London gehen, in einen offenen Kanaldeckel fallen, dann ist er weg. *lautes Lachen*


CD: Du schreibst deine Romane immer noch mit einer Schreibmaschine. Warum benutzt du eigentlich keinen PC?

JD: Ersten, wer am Tag 30- 40 Seiten schreibt, und das über Jahre und noch nie eine Sehnenscheidenentzündung gehabt hat, der bleibt dabei. Ich weiß nicht, ob es Leute gibt, die am Computer soviele Seiten jeden Tag schreiben, die die Finger bewegen und nicht die gesamten Hände, wie ich ... da ist schnell was passiert!
Neulich sagte man mir bei WortArt, die ja in der Technik perfekt ausgerüstet sind: "Der Jason Dark hat's gut, der kann mit der Maschine schreiben, bei uns stürzt vieles ab, dann fällt mal der Strom aus ..." tja, und ich mache dann eben weiter ....


CD: Recherchierst du gerne mal im Internet, und wie stehst du zu diesem Medium?

JD: Also, ich habe keinen Computer, ich habe kein Internet, weiß aber darüber Bescheid, weil ich Freunde habe, die mich informieren, wie zum Beispiel Ewald Fehlau, denn du ja auch kennst. Gleich nachdem wir uns auf der Buchmesse kennengelernt haben, habe ich deine Webseiten-Adresse ja an ihn weitergegeben.


CD: Wie gefallen dir eigentlich die Informationen, die man über dich und deine Romane im Internet findet? Schaust du dir solche Seiten überhaupt an?

JD: Nein, aber das liegt eher an dem fehlenden Computer, und der reinen Faulheit. * lacht *


CD: Wie entstehen eigentlich die Titelbilder zu deinen Romanen? Arbeiten die Zeichner frei, oder besprichst du mit ihnen, wie es später einmal aussehen soll?

JD: 70 % frei, und 30 % gebe ich Beschreibungen. Ich habe jetzt bei meinem Roman, denn ich gestern abgeschlossen habe, mit dem Titel "Justines Geisel" eine Titelbildbeschreibung gemacht, da hängt Glenda Perkins in einer alten Fabrik an einer Kette, ist gefesselt, und die Vampirin steht daneben. Sowas muß man einfach machen, denn diese Beschreibungen sind einfach so speziell. Ich bekomme auch viele Angebote aus Spanien.


CD: Schreibst du auch Romane zu Titelbilder, die du einmal gesehen hast?

JD: Ja, das ist auch schon passiert. Ich bekomme Skizzen und gebe meine Zustimmung, oder lehne sie ab, und manches bringt mich eben auch auf neue Ideen.


CD: Hast du eigentlich von jedem deiner Romane und Bücher ein Belegexemplar erhalten, und wenn ja, wo sammelst du diese Unglaubliche Menge an Lesestoff?

JD: Ich habe nicht nur ein Exemplar von jedem Roman, sondern acht! Und zum Thema sammeln: Es gibt die "Billy" Regale bei Ikea, die passen wunderbar in meinen Keller.


CD: Bisher sind nur Hörspiele erschienen, die es auch als Romane gab. Wird es vielleicht einmal auch eine Hörspiel geben, das zuvor noch nicht in irgendeiner Form veröffentlicht wurde?

JD: Wir werden mal sehen, wie das mit dem ersten Longplayer läuft, dann könnte es sein, das es einen zweite gibt, einen dritten, und dann ... könnte es sein, das wir dieses Experiment machen. Wenn es klappt, sollen die Sondereditionen weitergeführt werden, so alle zwei Jahre, oder auch jedes Jahr, mal sehen. Es dauert ja sehr lange, und es ist extrem aufwendig, doch die Leute von WortArt geben sich wirklich alle Mühe. Wir haben ja hier die perfekte Hollywood-Besetzung!


CD: Hast du eigentlich alle Hörspiele angehört, bevor sie erschienen sind, und welches Mitspracherecht hast du dabei?

JD: Ich habe sie nicht angehört bevor sie erschienen sind, ich habe jedoch das Mitspracherecht bei Drehbüchern. Aber es gibt einen Oliver Döring. Der junge Mann ist so perfekt, der kennt sich so gut in meinen Geschichten aus, weil er selbst Sinclair Fan ist, da brauche ich gar nicht mehr viel zu revidieren.


CD: Wird es neben dem für Sommer angekündigten Comics noch andere Besonderheiten, wie zum Beispiel ein Paperback, ein Titelbildlexikon oder ähnliches geben?

JD: Das mit der für Sommer angekündigten Comic klappt leider BASTEI aus nicht. Der erscheint jetzt am 5. September glaube ich. Paperback ist sowieso nicht mehr geplant, denn Bastei bringt keine Paperbacks mehr heraus, außerdem war mir das Honorar zu schlecht! * lacht * Und dann weiß ich nicht, ob es im nächsten Jahr etwas gibt. Da hat der BASTEI-Verlag 50 jähriges Jubiläum, und dann gibt es 30 Jahre John Sinclair. Es kann sein, das da was kommt.


CD: Dein "Ausflug" in die Jugendbuchszene mit dem "Schloß-Trio" war sehr erfolgreich. Planst du vielleicht wieder einmal etwas, das nicht mit Sinclair im Zusammenhang steht?

JD: Ich weiß nicht ob es so erfolgreich war. Ich sollte sechs Romane schreiben. Dann sind es zwanzig geworden, und dann war Schluß. Aber im Moment plane ich nichts dergleichen.


CD: Was liest du eigentlich "privat". Hast du einen Lieblingsautor?

JD: Ja, ich habe einen Lieblingsautor, und zwar: James Patterson. Kann ich sehr empfehlen. Er schreibt zwar nicht unbedingt Grusel-Krimis, aber wirklich sehr spannende Krimis. Zudem lese ich sehr viele Zeitschriften.


CD: Also liest du keine "Konkurenz-Produke"

JD: Nein, dazu habe ich gar keine Zeit.


CD: Bist du eigentlich abergläubisch?

JD: Nein, gar nicht. Mir ist das egal, ob mir eine schwarze Katze von links nach rechts über den Weg läuft, ob Freitag der 13. Ist, ob ich mit dem linken, mit dem recht Bein oder überhaupt nicht aufstehe. Das ist mir völlig egal.


CD: Was wünschst du dir für deinen hoffentlich noch weit entfernten Ruhestand?

JD: Das Sinclair immer noch gelesen wird, und das der Kult auch Kult bleibt ...



Vielen Dank für dieses Interview an Jason Dark. Die Mitarbeiter von www.gruselromane.de wünschen alles Gute für die Zukunft!!!