John Sinclair Nr. 1274: Der Wolf und das Mädchen
In dieser Nacht kam der Tod in den Ort, um wieder eine Beute zu holen! Der
Tag war heiß und schwül gewesen, und auch jetzt drückte die
Luft noch. Der Himmel hatte sich verändert. Er zeigte jetzt seine dunkle
Seite, und in ihr malte sich überdeutlich das pockennarbige Gesicht
des Vollmonds ab. Der Tod kam stets zu einer bestimmten Zeit. Er war dann
plötzlich da und lies den Menschen kaum eine Chance. Und er war ein
Raubtier. Ein gefährliches Wesen, das unter dem kalkbleichen Licht des
Vollmonds aufblühte und Kräfte erhielt, die wesentlich stärker
waren als die eines Menschen ...
von Jason Dark, erschienen am 09.12.2002, Titelbild: Greg Hildebrandt
Rezension
von Ulrich
Surendorf/Chapman:
Kurzbeschreibung:
John Sinclair wird von der Moderatorin Wendy Crane gebeten, in ihr Heimatdorf
Woodstone zu fahren und dort ihre elfjährige Tochter zu beschützen,
die dort bei der Großmutter lebt. In dem Dorf sind schon einige Morde
geschehen, und Wendy glaubt, daß dort ein Werwolf umgeht. John stimmt
zu, doch als er in Woodstone ankommt, ist es schon zu spät: Caroline,
Wendys Tochter, wurde in der vergangenen Nacht von dem Wolf, dessen Fell
weiß ist, entführt. John kehrt nach London zurück, um mit
Wendy zu reden. Er trifft nicht nur sie in dem Fernsehstudio, sondern auch
Caroline! Das Mädchen wurde von dem Wolf in einen Keller gebracht, wo
sie von einem Mann mit Clownsmaske bewacht wurde. Sie konnte ihm jedoch entkommen
und ist zu ihrer Mutter geflohen. Während des Gesprächs erkennt
Caroline in Wendys Sekretär den Mann, der sie im Keller gefangenhielt.
John kann ihn überwältigen und erfährt dann von Wendy die
ganze Wahrheit: Wendy Crane selbst ist der weiße Wolf! Sie wurde vor
Jahren von Morgana Layton zu einer Wölfin gemacht und wollte nun durch
John dem Fluch entkommen. In ihrer Garderobe beginnt die Verwandlung und
John erlöst Wendy mit seinem Kreuz.
Meinung:
Brrr... nach der Lektüre dieses Romans habe ich mich erst einmal
geschüttelt! Völlig wirr und wenig ansprechend schildert Jason
Dark diesen Fall über einen Fluch, der auf mich mehr als konstruiert
wirkt. Dazu noch ein dicker Patzer: auf Seite 8 sagt Wendys Mutter zu Caroline:
"Deine Mutter hat von einem John Sinclair gesprochen, der nach Woodstone
kommt (...) Er wird auch bei uns schlafen." Und als John dann wirklich
ankommt, scheint sie ihn nicht zu kennen: (S. 26):
- "Mein Name ist John Sinclair."
- "Den habe ich noch nie gehört, (...) - Äh, wieso kommt meine
Tochter dazu, Sie herzuschicken, Mr. Sinclair?"
Das ist in meinen Augen kein kleiner Fehler und spricht nur dafür, daß
die Serie keinen Lektor mehr hat; immerhin taucht auch kein Name mehr im
Impressum auf. Eigentlich traurig. Zusammen mit der konfusen Story gibt das
eine absolute Nullnummer.
0 von 5 möglichen Kreuzen:
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
In Woodstone, in der Grafschaft Kent, geht ein weißer Wolf um und hat
schon mehrere Menschen getötet. Wendy Crane geht davon aus, dass es
sich um einen Werwolf handelt, und fürchtet nun um das Leben ihrer Tochter
Caroline, die dort mit ihrer Großmutter wohnt. Wendy beauftragt John
Sinclair sich in Woodstone umzusehen und, wenn nötig ihre Tochter zu
beschützen. Doch als der Oberinspektor in dem Dorf eintrifft, erwartet
ihn eine schreckliche Nachricht. In der Nacht zuvor wurde Caroline von dem
weißen Wolf entführt. Gloria, die Großmutter wird in Johns
Beisein von dem Kind angerufen, welches ihr mitteilt, dass es ihr gut geht.
Gloria Crane kann im Hintergrund die Glockenschläge von Big Ben hören
und so macht sich John wieder auf den Weg nach London. Dort wird Caroline
von einem Mann mit einer Clownsmaske in einem Keller gefangen gehalten. Sie
kann ihm entkommen und stellt fest, dass sie im Haus ihrer Mutter ist. Sie
läuft auf die Strasse und wird von einer Autofahrerin mitgenommen. John
fährt derweil zu Wendy Crane, die am Abend eine Show mit Lifebands
moderiert. Dort trifft er auf Caroline, die zu ihrer Mutter wollte. Gemeinsam
treffen sie in Wendys Garderobe ihren Assistenten Bayonne, der auch der Mann
mit der Clownsmaske war. John überwältigt ihn und dann taucht
überraschend Wendy selber auf, die ihm erklärt, dass sie selber
die Werwölfin ist und durch Caroline hoffte den Fluch besiegen zu
können. John sollte nur die Rückendeckung sein. Als Caroline noch
klein war traf sie auf Morgana Layton, die sie zu einem Werwolf machte. Jetzt
will sie, dass John sie erlöst. Der bringt Caroline nach draußen
und erlöst Wendy mit dem Kreuz.
Meinung:
Eine tragische Geschichte, mit einem überraschenden Ende. Die Szenen,
wo der Wolf das Kind entführt oder Caroline im Keller gefangen gehalten
wird, sind spannende geschildert worden. Doch leider strotzt der Roman nur
so vor Unlogik und Fehlern, so dass der Lesespaß erheblich getrübt
wird. Das fängt bei einigen Kleinigkeiten an, wo Wendy meint in London
gäbe es keine angemessenen Kindergärten für ihr elfjähriges
(!!!) Kind, oder sie sagt, Caroline habe den Wolf um das Haus schleichen
sehen, und das Kind selber, ein paar Seiten später, zu seiner
Großmutter meint, sie habe ihn nie zu Gesicht bekommen. Auch finde
ich es ja gut, wenn Jason Erinnerungen an alte Romane wachruft, aber dann
bitte richtig. Es stimmt zwar, dass John schon mit einer weißen
Werwölfin zu tun hatte, aber die hieß nicht Lupina, sondern Silva
und war deren Todfeindin. Auch sagt Gloria zunächst zu Caroline, dass
John ein Bekannter von Wendy wäre und zu Besuch käme, als er dann
vor der Tür steht kennt sie ihn plötzlich gar nicht, auch Wendy
habe ihn nie erwähnt. Allein das ärgert einen irgendwie schon,
da man unweigerlich das Gefühl bekommt, dass der Roman nur so
dahingeschludert wurde. Aber auch die Story entbehrt jeder Logik. Da lässt
sich eine Frau, die durch eigenes Verschulden zum Werwolf geworden ist, extra
von London in ein abgelegenes Dorf fahren, da sie hofft die familiären
Bindungen würden sie heilen (allein diese Ausrede ist schon mehr als
fade). Als liebende Mutter würde ich diese Versuche spätestens
dann aufgeben, wenn der erste Mord geschehen ist, um die Familie nicht in
Gefahr zu bringen. Und anschließend fällt der Rabenmutter nichts
besseres ein, als ihre Tochter zu entführen, im Keller einzusperren
und von einem Psychopathen bewachen zu lassen!!! Als Caroline dann entkommen
ist, sagt die Fahrerin zu ihr, dass sie zur Polizei müssen. Wenig
später steht Caroline mutterseelenallein auf dem Studiogelände,
wo ihre Mutter arbeitet und trifft auf John. Hat die Fahrerin sie jetzt dort
abgesetzt und sich allein überlassen? Ziemlich unwahrscheinlich, so
wie sie sich aufführte. Da hätte man mehr Handlung und weniger
Wiederholungen einbauen können. Abgesehen davon, hätte ich es sowieso
eher begrüßt, die Handlung um Morgana Layton weiterzuführen
und sie nicht nur als Ursache allen Leidens zu verbraten. Alle Werwolf-Storys
der letzten Jahre endeten damit, dass der Werwolf gesteht von einer schönen
Frau namens Morgana zur Bestie gemacht worden zu sein. Wie originell. Wenn
der Roman nicht so ein fesselndes Ende gehabt hätte, hätte er kein
einziges Kreuz gekriegt.
1 von 5 möglichen Kreuzen: