John Sinclair Nr. 1266: Schleichende Angst

John Sinclair Nr. 1266: Schleichende Angst


Der dichte Qualm war wie ein grauer Vorhang, der einfach nicht weichen wollte. Immer wieder fuhr der Wind in das brennende Holz hinein, fachte das Feuer erneut an, ließ kleine Flammen züngeln, die sofort neue Nahrung fanden. Es bestand zwar nicht die Gefahr eines Waldbrandes, dazu war es zu feucht, und außerdem fiel immer wieder neuer Regen, aber Stan Shaw lief trotzdem weiter und kämpfte gegen die dicken Schwaden an, die seine Sicht und seine Atmung behinderten. Er rannte nicht auf den Brandherd zu, um das Feuer zu löschen. Das wäre Aufgabe der Polizei gewesen, nein, Stan wollte helfen, denn er hatte vom Waldweg her die gellenden Hilfeschreie einer Frau gehört...


von Jason Dark, erschienen am 14.10.2002, Titelbild: Vicente Ballestar

Rezension von Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
Der junge Biologe Stan Shaw wird in einem Wald nahe Londons Zeuge einer gräßlichen Tat: eine junge Frau wird auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Stan kann noch die Polizei informieren, dann wird er niedergeschlagen. Als er wieder zu sich kommt, ist die Leiche der Frau verschwunden. Die Polizei stellt allerdings fest, dass der Mord stattgefunden hat, und der Leiter der Mordkommission informiert John Sinclair. Als dieser im kleinen Ort Oxbow ankommt, findet er den Leider der Mordkommission angeschossen vor. Von Stan Shaw gibt es keine Spur. Der wurde von zwei Frauen entführt, die hinter der ganzen Geschichte stecken. Sie dienten zusammen mit einer Freundin den Geistern von drei Hexen, die sie wieder in die normale Welt holen wollten. Doch als die dritte Frau aussteigen wollte, wurde sie als Verräterin auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Auch Stan soll verbrannt werden, doch er wird von John gerettet, der ihn im letzten Moment vom Scheiterhaufen holt. Die beiden Frauen werden von den Geistern der Hexen als Versagerinnen angesehen und in das Feuer getrieben. Sie verbrennen, ohne das John das verhindern kann.


Meinung:
Nicht Fisch - nicht Fleisch... dieser Roman ist vielleicht das richtige, um ihn während einer Zugfahrt zu lesen und wieder zu vergessen. Aber mich als Sinclair-Fan hat er nicht überzeugt, trotz des Pluspunktes, daß John die Verbindung zu dem Fall zieht, als er zum ersten Mal von Justine Cavallo gehört hat. Aber wie man an der Inhaltsangabe sieht, ist die Geschichte ziemlich dünn. Mehr als 2 Kreuze sind diesmal nicht drin.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Der Biologe Stan Shaw entdeckt im Wald eine vor Kurzem verbrannte Leiche. Er informiert die Polizei und wird gleich darauf niedergeschlagen. Bevor er aber umgebracht werden kann, trifft die Polizei ein und rettet ihn damit, die Leiche ist allerdings verschwunden. Weil die Leiche auf einem Scheiterhaufen verbrannt wurde und es eine Nacht vor Walpurgis ist bittet der leitende Beamte, Malcolm Butt, John Sinclair um Hilfe. Als John den Tatort besichtigt, sieht er geisterhafte Gestalten und hört flüsternde Stimmen, außerdem erwärmt sich sein Kreuz. Unterdessen wird Stan Shaw in seiner Wohnung von zwei Frauen bedroht, die auch die tote Frau verbrannt haben. Bevor sie ihn ebenfalls töten können, greift Inspektor Butt ein, der wiederum von einer dritten Frau überwältigt wird. Eine der drei Hexen nimmt ihm die Waffe ab und schießt ihm in die Brust, Stan Shaw nehmen sie als Opfer für die Walpurgisnacht mit. John, der unverrichteter Dinge den Wald verlassen muss, fährt zu der Wohnung des einzigen Zeugen, wo er den schwerverletzten Malcolm Butt findet. Der Notarzt kann ihn noch retten. Am Abend fährt John ebenfalls in den Wald, wo die Frauen den Scheiterhaufen schon errichtet haben. Eine der drei Furien kann er niederschlagen, dann befreit er Stan von seinen Fesseln, der schon auf dem brennenden Scheiterhaufen stand. Die Geister der Hexen, die John bei seinem ersten Besuch des Tatortes sah und hörte, wollten durch dieses Opfer ihre Erlösung erfahren, nun wo sie verloren haben treiben sie die anderen beiden Frauen ins Feuer, wo sie elendig verbrennen.


Meinung:
Der Roman fängt unheimlich stimmungsvoll an. Der Spannungsaufbau, wenn der junge Mann durch den düsteren Wald läuft und dann plötzlich die Schreie eines sterbenden Menschen hört, anschließend das Feuer sieht und den Rauch riecht ist sehr gelungen. Auch die Paranoia, die Stan befällt ist gut beschrieben worden, nur schade, dass sich sein Verdacht sogleich bewahrheitet. Er hätte sich ruhig auch irren oder die falschen Leute beschuldigen dürfen. Mit dem Inspektor Butt ist ein weiterer sympathischer Charakter vertreten, bei dem ich richtig erleichtert war, als er überlebte. Gleichzeitig ist man über die Kälte und Grausamkeit der Frauen entsetzt, die ja noch nicht einmal richtige Hexen waren, sondern verblendete Menschen. Leider fällt der Roman in der Mitte und auch zum Ende hin etwas ab. Das John noch rechtzeitig erscheint, um Stan zu retten war mir eigentlich schon klar und die Geister der Hexen finde ich als Kraft im Hintergrund und als Erklärung mehr als dürftig, zumal wir so was Ähnliches ja schon vor gar nicht langer Zeit in dem Taschenbuch "Der Fluch von Melaten" hatten. Aber irgendwie ist der Schluß doch nicht ganz so langweilig, denn John besiegt die Geister nicht, indem er mal eben so sein Kreuz zückt sondern weil er den Mann rettet. Und sein verzweifelter Rettungsversuch ist ziemlich mitreißend. Das Titelbild von Ballestar finde ich allerdings nicht ganz so gelungen. Früher hat er mit viel mehr Liebe zum Detail gearbeitet. Heute ist der Wald nur noch eine verwaschene Farbkulisse und die Gesichter der Menschen wurden gerade mal angedeutet. Was die Leserseite angeht hoffe ich, daß wir bald durch sind mit den Lobhudeleien auf den Longplayer und wir bald wieder mehr als zwei oder drei Leserbriefe bestaunen dürfen, oder kriegt Herr Dark keine Fanpost mehr?


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze