John Sinclair Nr. 987: Das Seelenloch

John Sinclair Nr. 987: Das Seelenloch


Die nächtliche Dunkelheit fraß die Hänge und auch die Spitzen und Kämme der Berge. Dichte Wolken deckten den Mond ab, die Gestirne blieben unsichtbar. Der kleine Gebirgsort Lech schien in einer tiefen Gruft zu sein. Zwar brannten Lichter, sie jedoch gaben nur wenig Helligkeit und schafften es deshalb nicht, gegen die mächtige Schwärze anzukommen. Sie wirkten beinahe hilflos. Von den Bergen her blies der kalte Wind in den Ort hinein. Er war wie ein Tier auf der Suche nach beute. Hin und wider fand er Papier oder eine zerdrückte Getränkedose, die irgendwelche Touristen achtlos weggeworfen hatten. Er packte das Zeug und schleuderte es vor sich her wie alte Lumpen. Niemand war um diese Zeit unterwegs. Die Besucher und Einheimischen lagen in den Betten. In Lech erholte man sich. Da stand man früh auf und ging auch früh zu Bett. Der Ort war leer - bis auf eine Gestalt, der diese Leere sehr entgegenkam. Sie kannte die Dunkelheit als Verbündeten nutzen, und sie war durch Lech geschlichen wie ein Schatten...


von Jason Dark, erschienen am 02.06.1997, Titelbild: Koveck