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Franz Jochem spürte Übelkeit in sich hochsteigen, als er den alten
Gang entlangschritt. Die feuchten Mauern, der nasse Boden, der schale Geruch,
das alles gehörte zu einer schrecklichen Tatsache vom Leiden und Sterben
der Menschen. Es war das Haus X, einen anderen Namen hatte man für diese
Hölle nicht gefunden, deren Existenz nur sehr wenigen Menschen bekannt
war. Bautzen, ja, das war ihnen ein Begriff, aber das Haus X gehörte
zu den Bauten, die man lieber verschwieg. Wer hier eingeliefert wurde, konnte
nur bedauert werden. Wie viele Personen dieses Haus nur als Tote verlassen
hatten, wußte Franz Jochem nicht, obwohl er hier gearbeitet hatte.
Was heißt gearbeitet? Er war nicht mal ein Mitläufer gewesen.
Er war hier als Mädchen für alles eingestellt worden. Er hatte
geputzt, repariert, gekocht und auch versucht, den Gefangenen- Frauen und
Männern- das Leben ein wenig zu erleichtern. Er hatte ihnen so manche
Zigarette heimlich zugesteckt, auch mal einen Riegel Schokolade, obwohl er
an die selbst schlecht herangekommen war. Das lag lange zurück.