John Sinclair Nr. 835: Im Kreisel der Angst
Naß und schwer fielen die tausenden Schneeflocken vom Himmel. Wenn
sie aufschlugen, spritzten sie auseinander und verliefen. Das alles interessierte
den Mann nicht, der durch die Dunkelheit ging und auf den Armen eine leblose
Frau trug. Der Mann war Suko. Auf seinen Armen lag die tote Shao...
von Jason Dark, erschienen am 04.07.1994, Titelbild: José Luis
Marín
Rezension
von Ulrich
Surendorf/Chapman:
Kurzbeschreibung:
Suko hat sich mit Shaos Leiche zurückgezogen, weil er ein besonderes
Beerdigungsritual durchführen will. John Sinclair und Bill Conolly sind
ihm gefolgt und finden eine Lagerhalle am Hafen, in der Suko verschwindet.
Es wirkt so, als stünde der Chinese unter einem fremden Bann, als er
der Leiche seiner Freundin die Haare abrasiert und ihr magische Zeichen auf
die Stirn malt. John und Bill wollen die seltsame Zeremonie unterbrechen,
müssen dabei allerdings Suko überwältigen, der behauptet,
Shaos letzten Willen auszuführen. In den letzten Minuten ihres Lebens
hat sie ihm zugeflüstert, dass sie nach ihrem Tod dem Schlangengott
Obu-Schobb geopfert werden will. Und es scheint, als sei die Leiche schon
eine Verbindung mit dem Schlangengott eingegangen, denn aus Shaos Mund erscheint
eine Schlange, die John allerdings mit einer Silberkugel vernichtet.
Als John und Bill mit Suko das Lagerhaus verlassen wollen, erscheint Obu-Schobb
selbst, dessen Körper aus unzähligen Schlangen besteht. Als John
sich dem dämonischen Gott stellen will, scheint er gegen die Schlangen
zu unterliegen.
Im letzten Moment wird er allerdings gerettet - als eine Gestalt erscheint
und Obu-Schobb mit magischen Pfeilen tötet. Es ist niemand anderes als
Shao, die noch immer das Phantom aus dem Jenseits ist und nie gestorben ist.
Shao erklärt dem verdutzten Geisterjäger und dem ungläubigen
Suko, dass der Schlangendämon Obu-Schobb sich mit den Hexen verbündet
und den Plan um Shaos Tod ersonnen hat, weil er gehofft hat, dass sich die
Mitglieder des Sinclair-Teams dadurch so sehr verfeinden, dass sie sich
schließlich selbst auslöschen.
Meinung:
Mit diesem dritten Teil um Shaos "Tod" werden einige Unklarheiten der ersten
beiden Teile wieder aufgenommen und geklärt, wie z.B. die Frage, wie
eine Hexe unbemerkt in das Reich der Sonnengöttin eindringen konnte,
ohne von Amaterasu oder einer Wächterinstanz bemerkt zu werden oder
wie es Tatjana gelingen konnte, Shao mit dem magischen Trank auszutricksen.
Denn diese Dinge sind ja gar nicht passiert, die ganze Geschichte war nur
ein Schwindel, um Suko und den Rest des Sinclair-Teams zu spalten und
schließlich auch auszuschalten.
Ganz rund ist die Geschichte allerdings trotzdem nicht, denn ich frage mich,
warum ein bisher unbekannter Dämon wie der Schlangengott Obu-Schobb
einen so komplizierten Plan ausknobelt, nur um das Sinclair-Team auf sich
aufmerksam zu machen, das noch gar nichts von seiner Existenz gewusst
hat...
Mir stellt sich dabei auch die Frage, inwieweit Asmodis in diesen Plan eingeweiht
war, denn immerhin hat der Teufel ja Tatjana nach ihrem Versagen getötet.
Natürlich kann es ja auch sein, dass er "nur" auf die Zerstörung
des Besens reagiert und seine Dienerin bestraft hat.
Durch die Nebenhandlung mit den Organräubern - die ich in meiner
Kurzbeschreibung weggelassen habe - wird dieser dritte Teil allerdings
unnötig gestreckt und auch der gesamte Aufbau der Geschichte konnte
mich nicht richtig überzeugen. Dazu wirkte Suko Wandlung in einen
Schlangendiener zu unglaubwürdig. Und wenn er wirklich ungestört
sein Ritual hätte durchziehen wollen, dann hätte er bestimmt auch
dafür gesorgt, dass John und Bill ihm nicht so einfach folgen konnten.
Auch die Tatsache, dass Suko die Leiche seiner Freundin eigentlich bei den
flaming stones beisetzen lassen wollte, fällt hier völlig unter
den Tisch, wobei man da noch statt eines Autorenfehlers an einen Trick Sukos
denken könnte, um John in Sicherheit zu wiegen. Alles in allem hätte
es der Geschichte gut getan, wenn sie etwas gestrafft und als Zweiteiler
veröffentlich worden wäre.
Ein wenig geärgert habe ich mich auch, dass Jason Dark immer so ungenau
beschreibt, was eigentlich im Roman passiert. So sind die Zeichen auf Shaos
Stirn mal von Suko gemalt worden, dann werden sie wieder als Tätowierungen
bezeichnet und nachdem Suko Shao den Schädel rasiert hat, spricht der
Autor von Skalpieren - was auch nicht den Tatsachen entspricht. Zumal ich
es sehr fragwürdig finde, dass sich die Zeichen schon auf Shaos Stirn
befinden, während Bill Suko noch mit ihren Haaren und einem Messer in
den Händen vorfindet... ;o)
Für den dritten Teil gebe ich aber noch mal drei Kreuze, weil Shao nun
endlich wieder "richtig" in der Serie ist. Obwohl - wenn man damals schon
gewusst hätte, dass sie lediglich zu einem Internet-Mäuschen verkommt,
das nur hin und wieder mal einen Recherchejob übernimmt, hätte
sie auch im Reich der Sonnengöttin bleiben können... ;o)
Besonderheiten:
Handlungszeitraum: 30. Dezember 1993.
Mit diesem Roman erschien die dritte Auflage Band 348 Der
Dämonenpakt'.
Mit diesem Roman erschien die vierte Auflage Band 114 Der Hexer von
Paris'.
3 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Das Bild soll Shao im Bann des Schlangendämons Obu-Schobb zeigen. Sie
wird im Roman genau so beschrieben, aber ich finde dieses Bild eher
abstoßend als gruselig...
Coverbewertung:

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Titelbild wurde auch noch auf der spanischen Publikation "LIBROS SANGRIENTOS"
Nr. 1 von CLIVE BARKER verwendet: