John Sinclair Nr. 714: Die Totenfrau ist da
Angst überfiel den Mann! Eine beklemmende, furchtbare Angst, wie Dr.
Scott sie noch nie zuvor erlebt hatte. Dabei gab es keinen Grund für
dieses Gefühl. Es war alles so normal- das Haus, die Nacht, die Stille.
Trotzdem konnte er das Gefühl einfach nicht unterdrücken. Es war
wie eine Fessel, die sehr viele Knoten und Schlingen um ihn gezurrt hatte
und die sich immer enger zusammenzog. Dieses Gefühl beeinträchtigte
seine Atmung. wenn er Luft holte, hörte es sich an, als würde er
in einen alten Eimer blasen.
von Jason Dark, erschienen am 09.03.1992, Titelbild: Vicente Ballestar
Rezension
von Ulrich
Surendorf/Chapman:
Kurzbeschreibung:
John lernt auf dem Begräbnis seines ehemaligen Professors Hyram Scott
dessen Witwe kennen und wird von ihr auf einen Drink in ihr Haus eingeladen.
Selma Scott ist sehr viel jünger als ihr verstorbener Mann und zeigt
erstaunlich wenig Trauer. Nachdem sie John ein Glas Wasser angeboten hat,
zeigt sie ihr wahres Gesicht. In dem Wasser war ein Gift, das Johns Körper
lähmt, ihn jedoch bei Bewusstsein hält. Und so erzählt sie
John ihre Geschichte: Sie sei ein Geschöpf des Mondes, das sich bei
jedem Vollmond in eine hexenhafte, alte Totengräberin verwandelt. Dann
müsse sie dem Mond ein Menschenopfer bringen und werde wieder jung und
schön.
Auf diese Weise hat Selma Scott schon viele Menschen umgebracht und lebt
nun schon so lange, das sie ihr genaues Alter selbst vergessen hat.
Sie bringt den gelähmten John auf einen Friedhof und wirft ihn in ein
Grab, das sie für ihn ausgehoben hat. Dabei wird sie von einer Nachbarin,
Harriet Slade, überrascht, die schon lange das Gefühl hat, dass
mit Selma Scott etwas nicht stimmt. Die Totenfrau wirft auch die Nachbarin
in das Grab, doch bevor sie die Grube mit Erde zuschütten kann, greift
Harriet Slade nach Johns Beretta und erschießt die unheimliche
Totenfrau.
Meinung:
Tja, bei diesem Roman bin ich hin- und hergerissen. Auf der einen Seite ist
da die dümmliche Story von der Totenfrau, auf der anderen Seite die
total geniale Stimmung und Beschreibung der Szenerie.
Zum Beispiel scheint Selma Scott selbst nicht zu wissen, wer oder was sie
eigentlich ist. Denn sie sagt zu John, sie glaubt, dass sie ein Geschöpf
des Mondes sei. Und dann sagt sie, dass sie John töten wolle, weil er
ihre Kreise gestört habe. Wann hat er das denn? Er war doch bloß
auf der Beerdigung des Professors - und wenn sie ihn nicht in ihr Haus eingeladen
hätte, dann wäre John wieder gefahren und hätte nie von ihr
erfahren!
Auf der anderen Seite ist die Atmosphäre dieses Romans einfach genial.
Schon als er Selma Scott nach Hause folgt, möchte man John zurufen:
"Tu das nicht! Die Frau ist böse!". Und wie John der Totenfrau ausgeliefert
ist und sie ihn auf den Friedhof schleppt - wer denkt da nicht an Highlights
wie "Lebendig begraben" (Band
12) oder "Die Beerdigung"
(Band 441)?
Und genau für diese Atmosphäre bekommt der Roman dann auch noch
trotz der schwachen Geschichte 3 Kreuze.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
