John Sinclair Nr. 624: Der Schädel des Riesen
Die Ratten witterten es zuerst! Plötzlich waren sie hellwach. In ihre
fetten, graubraunen Körper geriet eine gewisse Unruhe. Sie zitterten,
stellten die Ohren hoch. Die kleinen Augen leuchteten, Barthaare vibrierten.
Der Geruch regte sie auf und ließ sie beinahe durchdrehen, denn so
roch nur Blut! Menschenblut, Tierblut - es war ihnen egal. Wenn sie die Quelle
erreichten, wollten sie schlecken, die süße, sirupartige
Flüssigkeiten ausfsaugen, sich an ihr laben...
von Jason Dark, erschienen am 18.06.1990, Titelbild: Luis Rey
Rezension von
Olsen:
Kurzbeschreibung:
Durch einen Orkan (etwa der gleiche Orkan, der im vorher erschienenen
TB Nr. 111
"Der Tod aus dem Norden" gewütet hatte, in dem John in seinem üblichen
Alter herumgesprungen ist?) wird in einem Wald der steinerne Kopf eines Riesen
freigelegt. Durch Blut, das aus dem Schädel rinnt, mutieren Ratten zu
riesigen Monstern. Suko, Bill Conolly und die Wölfin Nadine untersuchen
das Phänomen. Zur gleichen Zeit befindet sich der immer noch gealterte
John Sinclair bei den Flaming Stones. Durch den dunklen Gral erfährt
auch John von dem riesigen Kopf und erkennt ihn als den Kopf des Wächters
von Avalon, der ihn in der vorhergehenden Trilogie mit nach Avalon genommen
hatte (der Wächter, nicht der Kopf). Durch den Gral reist auch John
zu dem Schädel. Dort erfährt er, dass er seine Jugend wiederbekommen
könne, wenn sich eine andere menschliche Seele dafür Avalon opfern
würde. Bevor John es verhindern kann, springt Nadine in den Schädel
und verschwindet daraufhin vermutlich nach Avalon. Auch der Schädel
löst sich auf. John wird wieder jung.
Meinung:
Bei diesem Roman handelt es sich gewissermaßen um den vierten Band
einer Trilogie, denn erst jetzt wird ein Thema halbwegs abgeschlossen, dass
vorher mühsam aufgebaut wurde. Doch leider ist es nur die geheimnisvolle
Atmosphäre, die diesen Roman am Leben hält. Die Nebenhandlung mit
den mutierten Ratten ist absolut für die Katz und kommt wahrscheinlich
nur deshalb vor, weil der Zeichner des Titelbilds eine Ratte auf den
Schädel gepinselt hatte. Warum der Schädel, der hunderte von Jahre
verborgen war, durch einen lächerlichen Orkan wieder zum Vorschein kommt,
bleibt ungeklärt. Und warum der Schädel nach der langen Zeit
plötzlich blutet, weiß auch kein Mensch (außer evtl. der
Titelbildzeichner). Johns innere Zerrissenheit wegen seiner geraubten Jugend,
die in den vorhergehenden Bänden zu einem großen Teil der Stimmung
beigetragen hat, geht hier nur auf die Nerven. Schuld daran sind wohl auch
die leider Gottes völlig verunglückten Dialoge. Fazit: Aus diesem
Roman hätte mehr gemacht werden können, ja müssen! Aber die
Atmosphäre und die Frage nach Nadine Bergers weiterem Schicksal retten
den Band vor dem Absturz in die Belanglosigkeit.
Besonderheiten:
Als Beispiel für JDs lebensechte Dialoge habe ich mir einen Wortwechsel
auf Seite 15 herausgesucht. Ein Fotograf fliegt gerade mit dem Helikopter
über den Wald, in dem der Schädel liegt. Er wird von seinem Piloten
namens Bishop gefragt, ob er sich abseilen will. Daraufhin kommt es zu folgendem
herausragenden Dialog: "Im Moment noch nicht, aber es ist möglich, daß
ich nach unten will. Hast du nicht auch diesen grauen Klotz gesehen?" - "Stimmt."
- "Und was ist das?" - Bishop hob die Schultern. "Keine Ahnung. Ich dachte
da mehr an einen Klotz ..." Ah ja! Soll ich dazu wirklich etwas sagen? Oder
soll ich lieber schweigen und den Leser die Schönheit dieser Worte
unbeeinflusst genießen lassen? Ich glaube, ich schweige lieber ...
2 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Äh, wie soll ich sagen: Das war nix. Es reicht einfach nicht, einen
gutfrisierten Schädel auf einen Auspuff zu nageln, um damit Stimmung
zu erzeugen. Für die prima Ratte gibts aber immerhin noch
Coverbewertung:
Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Das Titelbild des John Sinclair Romans wurde auch schon auf dem Cover des
englischsprachigen Science-fiction-Romans " THE MIND CAGE" von A. E. Van
Vogt verwendet. Die Ratte vom Bild war dort allerdings wegretuschiert
worden:
In der zweiten Auflage erschien die Story des John Sinclair Romans mit einem
anderen Cover:
Auf dem Vampir-Horror-Roman Nr. 196 wurde das Motiv vom Titelbild der John
Sinclair-Zweitauflage übrigens ebenfalls verwendet:
Das Cover der zweiten Auflage erinnert unheimlich stark an das Titelbild
der Publikation "FAMOUS MONSTERS OF FILMLAND" Nr. 123: