John Sinclair Nr. 617: Das Blut der Mumie

John Sinclair Nr. 617: Das Blut der Mumie


Auf einmal waren die Katzen da! Behal hatte sie nicht gehört. Vielleicht hatte die verdammte Stalltür auch zu laut gequietscht, jetzt war sie geschlossen, und der Mann saß in der Falle. Das heißt, er hätte wieder zurücklaufen können, nur war das nicht Sinn der Sache. Er mußte mit dem Problem fertig werden. Möglicherweise stellte es sich auch nicht als so schlimm heraus. Vorsichtig bewegte er sich über den Lehmboden. Dennoch schleiften seine Sohlen. Das Geräusch kam ihm überlaut vor, aber übertönt wurde es von dem leisen Fauchen und Knurren der Katzen, die irgendwo in der Dunkelheit hockten und sich derart gut versteckt hielten, daß nicht einmal ihre Augen als schillernde Kreise zu sehen waren. Auf Behals Körper lag eine Gänsehaut. Sie schien eingefroren zu sein, und die über seine Stirn rinnenden Schweißperlen kamen ihm vor wie kalten Wassertropfen.


von Jason Dark, erschienen am 29.04.1990, Titelbild: Terry Oakes

Rezension von Olsen:


Kurzbeschreibung:
Der ägyptische Polizeispitzel Behal wird in London von Katzen getötet. Die Spur führt John und Suko auf den Flughafen, wo eine Mumie importiert werden soll. Der Importeuer heißt Ibrahim Sale. Er schaltet John und Suko aus und verschwindet mit der Mumie. Zwischenzeitlich wendet sich Sales Sekretärin aus Angst an Scotland Yard. Als John und Suko bei ihr ankommen, finden sie sie jedoch tot vor. Die Tote beginnt zu sprechen und erklärt John die Hintergründe über die Mumie und die Zusammenhänge zwischen Ägypten und Atlantis. Kurz darauf taucht der Helfer der Mumie - eine Katze - auf und tötet die Sekretärin für ihren Verrat endgültig. John und Suko verfolgen die Katze und töten sie. Dadurch stirbt auch die Mumie.


Meinung:
Als ich den Roman in die Hand nahm, war mein erster Gedanke: "Bitte nicht wieder ein völlig sinnloser Mumienroman!" Mein Stoßseufzer wurde erhört. Der Band ist durchaus lesenswert. Wir haben hier keinen in Laken gewickelten Torfkopf, der sich für irgendein Unrecht rächen will, dass ihm vor über 2000 Jahren angetan wurde (wie es ja in etwa 99 % aller Mumienromane der Fall ist). Statt dessen haben wir hier einen männlichen Mumerich (im Gegensatz zum Titelbild! vgl. Taille und Hüften und Wickelung der Bandagen in der Brustgegend), der durch die Katze den Zusammenhang zwischen Atlantis und Ägypten kennt. Nun, ich hab den Zusammenhang nicht so ganz verstanden. Vielleicht sollte ich mal meinen Kater fragen. Und doch: Irgendwie isses spannend.


Besonderheiten:
Als ich (wie immer gleich zu Beginn) die Leserbriefe gelesen habe, stach mir folgende Aussage eines begeisterten Sinclair-Jüngers ins Auge: "Ihre Geschichten sind mit Action und Humor gewürzt, und Sie begehen auch keine grammatikalischen Dummheiten." Wie um das zu bestätigen, schreibt Jason Dark auf Seite 28: "Während der letzten Worte hatte er unter seine Jacke gegriffen und dort ein schmales Etui hervorgeholt. Es besaß ungefähr die Ausmaße eines, das Dart-Pfeile aufnehmen konnte." Tut mir Leid, aber irgendwie stimmt da was nicht. Man kann wohl schreiben "Es war so groß wie eines, das Dart-Pfeile aufnehmen kann", aber das von Jason Dark gewählte Satzmonstrum ist sowohl hinsichtlich der Wortwahl ("Ausmaße" ist viel zu gespreizt für so einen Satz), der Zeitform ("aufnehmen kann" statt "aufnehmen konnte") und des fehlenden Vergleichsbezugs (bei "es war so groß wie eines" bezieht sich "eines" eindeutig auf den vorherigen Satz. Aber bei "es hatte die Ausmaße eines" fehlt dieser Bezug) total verunglückt. Aber schließlich haben wir hier eine Gruselserie, und in der muss es ja auch (Satz-)Monstren geben.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Ich mag keine Mumien-Romane. Folglich mag ich auch keine Bilder zu Mumien-Romanen. Dies ist dann allerdings doch eines der besseren.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Rezension von The Fox:


Kurzbeschreibung:
Der ägyptische Informant Behal, der sich eigentlich mit John und Suko treffen wollte, wird von Katzen grausam getötet. Die Spur führt zum Londoner Heathrow Airport, wo gerade eine geheimnisvolle Fracht geliefert wird, nämlich eine Mumie. Diese ist noch höchst lebendig und wird von einer dämonischen schwarzen Katze begleitet, deren uraltes Wissen sich ein skrupelloser Geschäftsmann zu Nutze machen will.


Meinung:
Ein interessanter Mumienroman, in dem John einiges über den Zusammenhang zwischen Ägypten und Atlantis erfährt, jedoch leider nichts allzu Konkretes. Dennoch kann ich mich meinem Vorrezensenten nur anschließen, irgendwie ist es spannend, daher geb ich auch drei Kreuze.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Definitiv eines der besten Mumiencover.


Coverbewertung:
4 Kreuze

Ein Hinweis zu der Leserseite:
Auf dieser Leserseite erschien zum letzten Mal die gewohnte John Sinclair-Fledermaus. Ab dem nächsten Roman verwendete er ein Porträtbild, das Vicente Ballestar von ihm gezeichnet hatte.

In der zweiten Auflage erschien diese Story mit einem anderen Cover:

John Sinclair Nr. 667 (2. Auflage): Das Blut der Mumie