John Sinclair Nr. 615: Die Satans-Vision
Mitten in der Stadt und inmitten des vorweihnachtlichen Trubels war es über
sie gekommen. So plötzlich, daß sie keine Erklärung dafür
fand, aber auch nichts dagegen tun konnte. Die Einkaufspassage war schwarz
vor Menschen, als müßten sie genau an diesem Tage noch alles besorgen,
weil vierundzwanzig Stunden der Weltuntergang bevorstand. Auch Anne Geron
hatte sich nur weiterschieben können, vorbei an den glitzernder Auslagen
der Geschäfte.
von Jason Dark, erschienen am 16.04.1990, Titelbild: Blanchard
Rezension von
Olsen:
Kurzbeschreibung:
John will Abbé Bloch die Ikone aus dem Templerschatz bringen, die
er im Zweiteiler Bände 609/610 gefunden hat. In Toulouse trifft er Anne
Geron, die Ähnlichkeit mit einer auf der Ikone abgebildeten Frau hat.
Anne wird seit Tagen von blutigen Visionen heimgesucht. Um das Rätsel
zu lösen, begleitet Anne John nach Alet-les-Bains. Als John und der
Abbé den Würfel des Heils aktivieren, erfahren sie, dass in Anne
Gelon der Geist einer Hexe steckt, der Anne jedoch nicht übernehmen
kann, da sie zu gläubig ist. Pierre Rodin, ein Freund von Anne Gelon,
taucht auf. Tatsächlich ist er jedoch ein Gesandter der Hölle,
der Anne töten soll. Er ersticht sie, wird anschließend jedoch
von John erschossen.
Meinung:
Der Roman fängt wirklich sehr gut an. Annes Visionen sind sehr geheimnisvoll
dargestellt und kommen mit reichlich Grusel beim Leser an. Etwa ab der
Hälfte fängt der Band jedoch ein bisschen an zu schwächeln,
da die Lösung des Rätsels, dass Jason Dark so mühsam aufgebaut
hat, nicht gerade der Gipfel der Originalität ist. Trotzdem ist "Die
Satans-Vision" ein gelungener Sinclair, der auch sprachlich ohne
größere Patzer auskommt.
Besonderheiten:
Ein Beispiel für die hohe Kunst der Formulierung ist mir aber doch
aufgefallen. "Ich stürmte in den halbdunklen Flur. Das Licht spiegelte
sich auf dem Steinboden und ließ ihn aussehen wie dunkles Eis. Fast
so schnell wie ein Schlittschuhläufer raste ich darüber hinweg
und jagte mit gewaltigen Sätzen die Treppe hoch, an deren Ende ich einen
querliegenden dunklen Gegenstand sah. Einen toten Templer!" Dieser Abschnitt
ist ja nicht mal soooo schlecht, aber mich stören daran zwei Dinge.
Zum einen die völlig missglückte Formulierung für eine Leiche.
"Ein querliegender dunkler Gegenstand". Also, ich muss doch sehr bitten.
Zum zweiten stört mich, dass der Satzbau, der durch die langen Sätze
und Nebensätze doch sehr behäbig rüberkommt, dem Tempo der
Handlung nicht gerecht wird. Das ist zumindest mein Eindruck. Aber welche
Ahnung habe ich eigentlich schon davon?
Bei diesem Band handelte es sich übrigens um den ersten, auf dem der
Preis auch in DDR-Mark aufgedruckt war (5,70 M).
4 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Gefällt mir richtig gut. Auch wenn nicht viel darauf zu sehen ist,
so kommt doch eine sehr unheimliche Stimmung rüber.
Coverbewertung:

Rezension
von The
Fox:
Kurzbeschreibung:
John möchte seinen Templerfreunden etwas Gutes tun und ihnen eine Ikone
aus dem in Neufundland entdeckten Templerschatz überbringen. Doch mit
der Ikone stimmt etwas nicht. Als Motiv zeigt sie Johannes den Täufer,
der von verschiedenen Männern und einer Frau umgeben ist. Letztere erscheint
John wie ein Störfaktor in dem Bild. In Toulouse begegnet er am Bahnhof
der Kunstlehrerin Anne Geron. Diese gleicht der Frau auf der Ikone bis aufs
Haar und wird von teuflischen Visionen geplagt. Gemeinsam machen sich die
beiden auf zum Templerkloster, um das Rätsel der Ikone zu lösen.
Meinung:
Der Roman ist bis zur Hälfte sehr spannend. Vor allem Annes Visionen
und ihre Angst sind sehr gut und unheimlich beschrieben. Im Templerkloster
verliert die Story dann an Fahrt, bedingt vor allem durch die schnarchige
Befragung des Würfels durch den Abbé. Das spannende Ende reist
es dann aber wieder raus, so dass mir der Roman insgesamt doch gut gefallen
hat.
3 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Zeigt eine von Annes Visionen und reißt mich dabei nicht vom Hocker.
Coverbewertung: