John Sinclair Nr. 575: Vampir-Gespenster

John Sinclair Nr. 575: Vampir-Gespenster


Die Frau auf dem Kutschbock merkte nicht, daß hinter ihr, unter der Plane des Wagens, ein Kampf auf Leben und Tod tobte. Sie war damit beschäftigt, die beiden Pferde anzutreiben, damit die den steilen Weg packten. Auf der Ladefläche aber lauerte der Tod! Urplötzlich war er erschienen, schattengleich und grausam. Er hatte ein Gebüsch verlassen und mit einem gewaltigen Sprung die außen an der Ladefläche baumelnden Eisenringe erreicht, sich daran hochgezogen und war auf den Wagen geklettert, wo Richard um diese nächtliche Zeit normalerweise schlief. Bei der unebenen Stecke war jedoch an Schlaf nicht zu denken. Er schreckte hoch, schleuderte die einfache Wolldecke zur Seite und starrte in ein Gesicht.


Teil 1 von Jason Dark, erschienen am 10.07.1989, Nicolai Lutohin

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
In Lauder, einer kleinen schottischen Stadt, trifft ein Planwagen mit einem Zigeunerpärchen ein. Die Geschwister erkundigen sich nach den Sinclairs und nach Blut. Sergeant McDuff ruft John Sinclair an. Doch Glenda Perkins teilt ihm mit, dass sich der Geisterjäger zusammen mit Suko bereits an der schottischen Grenze befindet, wo sie dem Hinweis nach Vampiren nachgehen. Als John in London anruft, teilt ihm Glenda die Neuigkeiten aus dem Heimatort seiner Eltern mit. John und Suko zögern keine Sekunde und machen sich auf den Weg. Sie vermuten, dass ihr neuer Gegner Will Mallmann hinter den Ereignissen steckt.  Als sie in Lauder eintreffen bekommen sie mit, wie ein Geländewagen unkontrolliert in den Ort fährt. Am Steuer sitzt der halbbewusstlose Horace F. Sinclair, Johns Vater. Von ihm erfährt der Oberinspektor, dass jemand Johns Eltern in seinem Namen an einen Treffpunkt gelockt hat. Dort wurde Horace niedergetreten und Johns Mutter Mary entführt. Damit hat Will Mallmann einen mächtigen Trumpf in der Hand. Seine Forderung ist klar, wenn John und Suko seine Vampire vernichten stirbt Mary Sinclair und wird selbst zur Blutsaugerin. Die Untoten haben freie Bahn ...


Meinung:
Dies war mein aller erster Sinclair-Roman. Vor ca. 17 Jahren habe ich ihn gelesen und mich beim erneuten Lesen schon gewundert, wie gut mir die Geschichte im Gedächtnis haften geblieben ist. Darüber hinaus war ich ebenso erstaunt, dass die Dialoge schon damals die typischen unrealistischen Phrasen enthielten. Besonders auf den ersten Seiten wird das deutlich, wo es ziemlich lange dauert, bis der Vampir in die Gänge kommt. Zuvor wird wieder die übliche Schau abgezogen, in welcher der Vampir sagt: "Ich will dich." Daraufhin das Opfer: "Wer bist du?" Mallmann: "Jemand, der es gut meint. Aber vorher will ich dich haben, begreifst du das?" Eine Seite später dann folgender Dialog: "Du ... du bist ein … Vampir?" "Ja, mein Freund." "Dann willst du ..." "Dich will ich. Das habe ich dir schon gesagt. Ich will dich und natürlich dein Blut." Das sind die Gespräche, die Sinclair-Fans lieben und die unter dem Strich so viel Platz einnehmen, dass man getrost auf viel Action verzichten kann. Zu Anfang verwechselt der Autor dann auch gleich Mallmanns ehemalige Arbeitsstätte und macht den ehemaligen Kommissar zum BND-Agenten. Doch der Roman ist beileibe nicht so schlecht, wie man jetzt annehmen mag. Schon nach den ersten Seiten schafft es der Autor wieder eine unheimliche, klassische Vampir-Atmosphäre aufzubauen. Schon jetzt entwickelt sich Will Mallmann zu einem ernstzunehmenden Gegner, obwohl er im Prinzip immer noch ein "normaler" Vampir ist, der sich allerdings auch tagsüber bewegen kann. Durch sein Wissen um die Schwachstellen des Sinclair-Teams und die Denkweise seiner Widersacher ist er gefährlicher als andere Vertreter seiner Zunft. Die Entführung von Johns Mutter ist ein genialer Schachzug, auch wenn ich nicht verstanden habe, wieso sie Johns Vater einfach so davonkommen ließen. Besonders gut ist die Misere rübergekommen, als John und Suko klar wird, dass sie gegen die Vampire nichts unternehmen dürfen, weil sonst Johns Mutter zur Vampirin wird. Ein spannender Auftakt zu einem klassischen Vampir-Zweiteiler.


Besonderheiten:
Johns Mutter, Mary Sinclair, wird von Will Mallmann entführt.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Geniales Lutohin-Cover. Das Bild gibt die Atmosphäre des Romans perfekt wieder. Die Vampirin im Vordergrund soll die Zigeunerin Fatima sein.


Coverbewertung:
5 Kreuze

Rezension von The Fox:


Kurzbeschreibung:
Nach Revas Vernichtung will sich Mallmann an seinen ehemaligen Freunden rächen und lockt John und Suko nach Schottland. Während die sich dort mit Vampiren herumschlagen müssen, gelingt Mallmann in Johns Heimatort Lauder der große Coup. Mit Hilfe eines fiesen Tricks (oder naja, eigentlich durch ein simples gefälschtes Telegramm) lockt er Johns Mutter und Vater in ein Sumpfgebiet, wo er Mary Sinclair von einem von ihm ebenfalls zu Untoten gemachten Zigeunerpärchen entführen lässt. Die beiden Vampire lässt er abends auf Lauder los, wobei John und Suko nicht eingreifen dürfen, da er sonst Mary zum Vampir machen wolle. Eingreifen könnten John und Suko aber sowieso schlecht, da sie sich von einer aufgebrachten Bürgerwehr, die von einem ziemlich dummen Grobian namens Torry angeführt wird, außer Gefecht setzen und einsperren ließen.


Meinung:
Die beste Stelle des Romans ist noch die, in der John einen Brief seiner entführten Mutter liest, dass er sie erlösen solle, falls sie zu einer Vampirin werde. Da kommen mal ein paar Emotionen rüber. Ansonsten fallen viele schwache Dialoge unangenehm auf. Dies passiert JD vor allem dann, wenn er merkt, dass er noch nicht genug Seiten zusammenhat. Eine Kürzung hätte diesem Band ganz klar gut getan. Zudem verhalten sich Horace und Mary ziemlich fahrlässig, wenn sie aufgrund eines Telegramms in ein abgelegenes Sumpfgebiet gehen. Vampir-Gespenster kommen im Roman übrigens auch nicht vor, die völlig normalen Vampire werden hier so bezeichnet.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Cover ist schon gut, hat aber mit der Story nur am Rande zu tun.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Das Titelbild wurde auch für das Rick Masters Sammelband Nr. 10 verwendet

Rick Masters Sammelband Nr. 10