John Sinclair Nr. 110: Zargos, der Dämon
Regentropfen trommelten gegen die Scheiben meines Apartments. Vor den Fenstern
wallte so dichter Nebel, daß ich die Straßenlaterne nur als blasse,
verschwommene Flecken in der milchigen Brühe schwimmen sah. Ich stand
am Fenster und drehte ein Glas zwischen den Fingern. In London herrschte
wieder ein Wetter, bei dem man keinen Hund vor die Tür jagt. Die Metropole
zeigte sich von ihrer kältesten und unfreundlichsten Seite. In meinem
Apartment war es warm. Das Licht hatte ich gedämpft. Der feine Duft
des Whiskys zog mir in die Nase. Hätte eigentlich nur ein Kaminfeuer
gefehlt, um die Stimmung komplett zu machen. Das Telefon klingelte mich wach.
Stirnrunzelnd drehte ich mich um und betrachtete den Apparat.
von Richard Wunderer, erschienen am 11.08.1980, Titelbild: Manuel Prieto
Rezension
von Tom:
Kurzbeschreibung:
Was haben ein Taxifahrer, der John Sinclair aus einem Hinterhalt angreift,
eine Hausfrau, die Nachts durch die ganze Stadt läuft um einen Polizisten
mit einem Messer zu töten, eine junge Frau im aufreizenden Negligé,
die sich einen vergnügten Abend mit ihrem Liebhaber macht, obwohl ihr
Mann gestorben ist, sieben Krankenschwestern mit hübschen Perlenketten,
die Suko in einem Fahrstuhl mit Skalpellen töten wollen, Jane Collins,
die sich mit ihrer neuen Handtasche auf dem Weg macht, um die Ehefrau eines
Klienten zu töten, ein Versandhaus und ein Dämon, der nicht töten
kann gemeinsam? Dieses Rätsel muß John Sinclair in diesem höchst
undurchsichtigen Fall lösen.
Meinung:
Diesmal eine recht ungewöhnliche Kurzbeschreibung, aber dieser Roman
lässt sich nicht leicht zusammenfassen. John bekommt es mit Zargos zu
tun, einem Dämon, der aus eigenem Antrieb nicht töten kann. Eine
recht interessante Variante, wie ich finde. Denn nicht jeder Dämon muß
ja gleich auf seine Opfer blutrünstig losgehen. Dieser Roman, wieder
einmal von Richard Wunderer, ist einer der besseren dieses Autors. Im Gegensatz
zu vielen anderen seiner Romane lässt dieser sich leicht und flüssig
lesen. Es gibt keine groben Fehler und unnötige Passagen. Alles scheint
etwas undurchsichtig zu sein und nichts scheint Anfangs zusammenzupassen,
doch am Schluss ergibt alles einen Sinn und jedes Puzzleteil findet seinen
Platz. Für mich gibt es an diesem Roman nicht viel auszusetzen und vergebe
deshalb 3 Kreuze.
3 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Es zeigt den Dämon Zargos, so wie er im Roman beschrieben wurde. Allerdings
gefällt mir der Zeichenstil nicht sonderlich.
Coverbewertung:
Rezension von
Chriss:
Kurzbeschreibung:
Ein Taxifahrer, der John in einen hinterhalt lockt, um ihn zu töten,
sich aber danach nicht mehr daran erinnern kann. Eine Hausfrau, die einen
Polizisten tötet. Sieben Krankenschwestern, die mit Skalpellen bewaffnet
auf Suko losgehen, und das in der bedrückenden Enge eines Fahrstuhls.
Ein Versandhaus namens Zargos, das mysteriöse Waren verkauft. Ein
Dämon, der nicht töten kann. Das alles scheint irgendwie
zusammenzuhängen.
Meinung:
Uff! Das war jetzt eine etwas ungewöhnliche Beschreibung. Aber
besser kann ich diesen etwas ungewöhnlichen und undurchsichtigen Roman
nicht beschreiben. Aber er ist wirklich gut. Man fragt sich, was das alles
zu bedeuten hat. Und am Ende muss man um Sukos Leben fürchten.
Besonderheiten:
Roman von Richard Wunderer
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Da ich blind bin, kann ich hier leider keine Bewertung abgeben
Coverbewertung:
Da ich blind bin, kann ich hier leider keine Bewertung abgeben
Rezension
von Bloemsemann:
Kurzbeschreibung:
Ein anonymer Anrufer lockt John Sinclair an einem Samstagabend in den Hyde
Park, wo der Geisterjäger beinahe einem hinterhältigen Mordanschlag
zum Opfer fällt. In derselben Nacht wird der Polizist George Cunnings
von einer offensichtlich geistig verwirrten Frau erstochen. Die Mörderin
rennt anschließend vor einen heran rasenden Bus und stirbt
ebenfalls.
Der Umstand, dass sowohl Johns Angreifer als auch die Frau kurz vor ihrer
Tat das Wort "Zargos" aussprachen, lässt den Oberinspektor stutzig werden.
Zusammen mit seinem Kampfgefährten Suko versucht John hinter das Geheimnis
dieser Anschläge zu kommen. Die Spuren führen in verschiedene
Richtungen u.a. zu einer chinesischen Gottheit. Die beiden Freunde suchen
zuerst alle Beteiligte und Angehörige der aktuellen Mordanschläge
auf. Bei der nicht wirklich trauernden Polizistenwitwe sowie bei einem Besuch
im Krankenhaus, wo sich der verletzte Taxifahrer Randolph Lavender auskuriert,
welcher es auf Sinclairs Leben abgesehen hatte, werden sie mit dem Wirken
des Dämonen Zargos konfrontiert. Aber erst als auch noch die
Privatdetektivin Jane Collins unter Zargos' Einfluss gerät, stoßen
sie auf einen heiße Spur, die sie zu einem ominösen Versandhandel
im Stadtteil Southwark führt
Meinung:
Eine interessante, wenn auch nicht absolut innovative Idee, auf welche Art
sich der Dämon Zargos hier unter die Menschheit zu mischen versucht
- über das Angebot eines Versandkatalogs. Dies könnte man fast
schon als mahnenden Zeigefinger an die Konsumgesellschaft verstehen. Dennoch
hat mich die Figur Zargos nicht sonderlich beeindruckt, da er sich in erster
Linie nur als weißhaariger Mann, dann als breiige Masse oder einfach
gar nicht zeigt und dazu noch relativ unspektakulär agiert. Zusätzlich
schien der Dämon selbst recht hilflos zu sein, so schnell wie John ihn
bei der ersten wirklichen Begegnung aus der Welt schaffen konnte.
Die gesamte Geschichte machte auf mich vielmehr einen nicht sehr motivierten
und belanglosen Eindruck, auch wenn sich Wunderer als Gastautor diesmal mit
den eigentlichen Charakterbeschreibungen der Protagonisten nicht in die Nesseln
gesetzt hat. Dieser Umstand ist diesmal wirklich sehr positiv aufgefallen
- dafür konnte mich leider die eigentliche Handlung nicht wirklich
überzeugen
Besonderheiten:
- Hier ist Gastautor Richard Wunderer mal wieder zur Tat geschritten.
- Einen kleinen Schmunzler möchte ich dann auch noch hervor heben, der
sich auf Seite 22 zuträgt. Bei dem Gespräch mit der Witwe Cunning
und ihrem Liebhaber Hank Spilosa spricht John die ganze Zeit schon auf Seite
21 angefangen vom "Mord an George Cunnings" und bezeichnet Lisa als "trauernde
Witwe", während Hank unbekümmert daneben steht. Erst viele Zeilen
später platzt Hank plötzlich ganz überrascht hervor, was denn
mit George passiert wäre und begreift jetzt erst, dass es sich um den
Mord an Mr.Cunnings handelt..?! Ähem, hatte der Gute vielleicht die
ganze Zeit mit seinen Ohren im zerwühlten Daunenkissen gesteckt oder
ist er einfach schwer von Begriff oder hatte Wunderer einfach ein bisschen
bei der Dialogführung gepennt
2 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Mit einigen kleinen Änderungen kann man hier die Szene erkennen, als
Suko vor dem Gebäude des Zargos-Versands in Southwark von dem alten
weißhaarigen Mann angegriffen wird. Die Szene selbst kommt hier wesentlich
düsterer rüber, als sie in der eigentlichen Geschichte
tatsächlich umgesetzt wird
Coverbewertung:

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Bild von Manuel Prieto wurde seitenverkehrt auch schon auf dem spanischen
Roman "SERIE TERROR THANATOS" Nr. 3 verwendet: