Falkengrund Nr. 0: Schnitt
Falkengrund Nr. 0: Schnitt


Im Januar 1993
Schon die ganze Woche über hatte Piet etwas auf dem Herzen gehabt. Dass es Ekaterini auffiel, war unvermeidlich. Sie beobachtete ihn jede Minute, die er zusammen mit ihr verbrachte - nicht, wie eine Frau ihren Ehemann ansieht, sondern wie ein Arzt seinen Patienten observiert. Andere Männer wurden schweigsam, wenn sie etwas Schwieriges loswerden wollten, wichen Blicken aus und vermieden intensive Gespräche. Bei Piet war es genau umgekehrt. Er, der stets zurückgezogen in seiner eigenen Welt lebte, bemühte sich plötzlich um Kontakt zu ihr, suchte ihre Augen, einen Weg zu ihr, hinaus aus den Mauern, mit denen er sich umgab. Ekaterini war gespannt und ein wenig ängstlich, was es sein würde, das ihn umtrieb, aber sie wartete geduldig, bis er bereit war, es von sich aus vorzubringen. Am Samstag platzte der Knoten. Sie saßen am Mittagstisch. Ekaterini hatte gerade den Kaffee aufgetragen, in den lächerlichen blauen Barock-Tassen, die sie auf dem Trödlermarkt erstanden hatte. Auf seiner Seite des Tisches lag ein Teller mit den Resten des Weihnachtsgebäcks. Einige der Kekse verrieten mit ihrem Zustand überdeutlich, wie oft sie aus der Dose genommen und wieder dorthin zurückgelegt worden waren. Piet sagte: "Kati, ich möchte, dass du dir einen Liebhaber nimmst."


Die Nullnummer gibt es auch hier zum kostenlosen Download

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Der Filmrestaurator Piet Dochtermann wird Opfer eines Anschlags, der ihn fast das Augenlicht kostet. Nur einer Hornhauttransplantation verdankt er, dass er bald wieder sehen kann. Während seiner Phase der Blindheit entdeckt er in seinem Labor einen neuen Film. Ein unerklärlicher Zwang erfüllt ihn daraufhin, diesen Film unbedingt zu sehen. Doch der Streifen offenbart sich ihm nur in seinen Träumen, auf dem Band selbst ist nichts zu erkennen. Weil er sich zunehmend von seiner Frau abkapselt und wochenlang kein Lebenszeichen von ihm zu hören ist, alarmiert sie die Polizei. Der völlig verwahrloste Piet wird in eine Nervenheilanstalt eingewiesen, wo er allzu bald stirbt. Vorher erzählt er seiner Frau Ekaterini von einem Schloss namens Falkengrund, dass er in seinen Träumen gesehen hat, und wo noch mehr solcher ominöser Filme zu finden sind. Zehn Jahre nach Dochtermanns Tod findet Ekaterini das Schloss, genau wie Piet es beschrieben hat und bewirbt sich dort als Köchin.


Meinung:
Die neue E-Book-Serie startet mit einer kurzen O-Nummer, welche vermutlich als Epilog für die Serie dienen soll. Auch wenn mir das Format des E-Books selber nicht unbedingt zusagt ist der Roman wirklich hervorragend geschrieben worden. Der Verfasser gehört zu den echten Profis. Die Charaktere und Dialoge sind glaubhaft, insbesondere die zunehmende Introvertiertheit des Filmrestaurator wurde anschaulich beschrieben. Wie der Protagonist, gefangen von einer imaginären Filmwelt, diese auf die Realität projiziert ist lesenswert und nachvollziehbar. Auffallend ist auch die hervorragende Recherche des Autors. Die Anatomie des Auges und die Operationsmethode wurden korrekt wiedergegeben. Leider wird die Story hin zum Ende zunehmend undurchsichtiger, was unumgänglich ist, wenn man eine Serie schreiben will, welche sich kontinuierlich weiterentwickeln soll. Die mystischen Figuren, welche als Trennpunkte für die einzelnen Kapitel dienen, erinnern stark an die klassischen Heftromanreihen "Vampir-Horror-Roman" und "Dämonen-Land". Der erste Band ist auf alle Fälle ein sehr kurzweiliger, spannender Auftakt und braucht sich nicht hinter den Romanen großer Verlage zu verstecken.


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze


Kommentare zum Cover:

So gut mir der Roman gefallen hat, so sehr missfällt mir das Cover. Abgesehen davon, dass selbst die ausgedruckten Seiten ein Romanheft nicht ersetzen können, ist das Motiv einfach zu nichtssagend. Der schlichte Hintergrund tut sein übriges, obwohl man dabei natürlich eine Unmenge an Tinte und Geld spart, wenn man sich die Seiten ausdruckt.


Coverbewertung:
1 Kreuz
Rezension von M. P. Horror:


Kurzbeschreibung:
Piet Dochtermann, ein Filmrestaurator, teilt seiner Frau Ekaterini mit, dass er ihr aufgrund der Auslastung in seinem Berufes nicht mehr die entsprechende Aufmerksamkeit und Zuneigung widmen kann und dass sie sich einen Liebhaber suche solle. Sie reagiert darauf geschockt und meint, er lebe in einer anderen Realität, in seinen Filmen. Am Abend des selben Tages bemerkt er einen Mann, der auf sein Haus zukommt. Plötzlich gibt es eine Explosion. Piet erwacht im Krankenhaus und kann nichts mehr sehen. Die Explosion, von der die Polizei keine Spuren finden kann, hat seine Hornhaut (und sonst nichts) völlig zerstört. Piet vermutet seine Frau hinter dem Anschlag, damit er nicht mehr arbeiten könne. Die Polizei ermittelt auch in Richtung Selbstverstümmelung. Piet wird eine Hornhauttransplantation angeboten, doch vorerst lehnt er ab. Wieder zu Hause entdeckt er in seinem Filmsafe eine Schachtel, die zuvor nicht da war. Nun möchte er unbedingt wieder sehen können und willigt der Transplantation, die dann einige Monate später stattfindet, ein. Nachdem er wieder sehen kann, sperrt er sich in sein Labor ein und sieht sich den Film an. Er kann jedoch nichts erkennen und hört nur Geräusche darauf. Als er jedoch einschläft, träumt er, was darauf zu sehen ist, ein Kampf zwischen Urmenschen, bei dem am Schluss einer der Urmenschen, aus dessen Sicht die Bilder sind, stirbt. Immer wieder träumt er davon. Nachdem er einige Tage nicht aus seinem Labor herauskommt, lässt seine Frau die Panzertüre von der Polizei aufbrechen. Piet scheint geisteskrank zu sein und wird in eine Anstalt eingeliefert. Dort hat er einen weiteren Traum. Er träumt von einem Raum, in dem tausende Filmrollen gelagert sind. Piet durchschaut, dass die Filme immer die letzten Sekunden des Lebens eines Menschen darstellen, als ob sie durch seine Augen gefilmt worden seien. In diesem Film hört er auch das Wort "Falkengrund", das er dann auch gegenüber seiner Frau und dem Arzt erwähnt. Doch die Aufregung über die Entdeckung ist zu groß und Piet stirbt. Seine Frau trauert um ihn und Jahre später stellt sie Nachforschungen über Falkengrund an und stößt auf Schloss Falkengrund im Schwarzwald. Nachdem sie auch herausfindet, dass der Spender der Hornhäute nie existiert hat, beginnt sie in Falkengrund als Köchin zu arbeiten.


Meinung:
Ein sehr interessanter Roman, der spannend aufgebaut ist. Die Handlung ist nicht wirklich vorhersehbar und über Falkengrund erfährt man eigentlich nichts, womit ein Weiterlesen der nächsten Romane unumgänglich ist. Überraschend ist, dass die Hauptperson schlußendlich stirbt und seine Frau, die eigentlich keine wesentliche Rolle innehatte, weiterlebt und vermutlich noch eine wichtige Rolle bekommen wird.


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Titelbild zeigt vermutlich, wie ein Gesicht vor und nach der Restaurierung aussieht. Das Bild gefällt mir eigentlich nicht, doch der Schriftzug "Falkengrund" gefällt mir sehr gut, dafür gibt's


Coverbewertung:
2 Kreuze
Rezension von Benfi:


Kurzbeschreibung:
Am Abend des Tages, als Piet Dochtermann seiner Frau Ekaterini offenbar, sie solle sich von ihm lösen, da sein Leben und seine Liebe nur sein Beruf als selbstständiger Filmrestaurator sei, wird ihm vor der eigenen Haustür eine Sprengladung ins Gesicht geworfen. Eigenartigerweise wird nur die Hornhaut beider Augen irreparabel verletzt und keinerlei Rückstände auf Säure oder ähnlichem gefunden. Allerdings muss Piet nun seinen Traumberuf aufgeben, es sei denn, er willigt einer Hornhauttransplantation ein. Erst zögert der Restaurator. Als er jedoch eine ihm unbekannte Filmrolle in seinem Tresor findet, macht er den Eingriff, um herauszufinden was für ein Film ihm da auf unbekannte Weise zugespielt wurde. Und dieser birgt das nächste Rätsel; sieht man doch Originalaufnahmen von Kampfszenen zwischen vorzeitlichen Menschen und Tieren. Genau dieselben Aufnahmen, die ihn in den letzten Tagen in seinen Träumen heimsuchen! Und das auf einem nie zuvor gesehenen Filmmaterial! Was ist das Rätsel dieses Films und seinen Umständen?


Meinung:
Die Nullnummer der E-Book-Serie FALKENGRUND gab es auf www.gruselromane.de (also hier) zum Reinschnuppern als kostenlosen Download. Und sie gibt eine Geschichte her, die trotz minimaler Action und nicht fassbaren Grauen den Leser durchgehend an seine wenigen Protagonisten, besonders natürlich an den Restaurator Piet, bindet und ihn mit der Handlung und deren immer neu auftauchenden Dramen und Rätseln fesselt. Staunend und immer noch fasziniert befindet man sich plötzlich beim magischen Wort ENDE und hat jede Menge Lust auf mehr! Kein Zweifel, volle Punktzahl! Und eine Schande, dass sich kein Verlag findet, der sich dieser Serie annimmt!


Besonderheiten:
Erscheinungsdatum: Juli 2006
Kostenlose Nullnummer downloadbar über diese Seite hier
- Sonderausgabe für Webseite www.gruselromane.de
-Vorgeschichte von Ekaterini Dochterman, der Köchin von Schloss Falkengrund
- Nachforschungen aufgrund des eigenartigen Todes von Ekaterinis Mann ergeben, dass alle Geschehnisse in der Zeit vor seinem Tod fingiert waren


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Nun ja, der Serienkopf ist ja wirklich gut gelungen und originell, aber um den geht es hier ja nicht. Die Filmrolle und der Filmstreifen geben ja noch Anhaltspunkte zum Roman, aber sonst erscheint mir das Cover trotz der überfetten Schrift und den zwei Glatzköpfen ziemlich nackt. Hier fehlt halt der finanzstarke Verlag! Schade...


Coverbewertung:
1 Kreuz